Köln trainiert trotz Sturmtiefs, HSV weicht in Kraftraum aus. Gisdol ruft “Klassenkampf“ aus. Arp-Einsatz sehr fraglich.
Leverkusen buhlt um Arp
Wildert Bayer Leverkusen erneut beim HSV? Wie der "kicker" berichtet, soll die Werkself an Sturmjuwel Fiete Arp interessiert sein. Die Hamburger wollen unbedingt mit ihrem 18 Jahre alten Eigengewächs verlängern. Noch im Januar sollen erste Gespräche mit Arp, dem auch Anfragen internationaler Top-Clubs vorliegen, und seinem Berater Jürgen Milewski geführt werden. Arps Vertrag beim HSV läuft im Sommer 2019 aus.
Leverkusen machte wiederum gute Erfahrung mit Spielern vom HSV. In der jüngeren Vergangenheit warb Bayer in Hakan Calhanoglu, Jonathan Tah und Heung-Min Son bereits drei vielversprechende Talente von den Hamburgern ab.
Köln trainiert trotz Sturmtief, der HSV nicht
Sturmtief Friederike wirbelte zwei Tage vor dem Krisengipfel gegen den 1. FC Köln am Sonnabend (18.30 Uhr, Volksparkstadion/Sky, Liveticker auf Abendblatt.de) auch den Trainingsplan des HSV durcheinander. Aufgrund der Witterung, wie es hieß, wurde am Donnerstagnachmittag nicht auf dem Fußballplatz geübt. Stattdessen standen Krafttraining und ein Lauf durch den Volkspark auf dem Programm.
Kölns Trainer Stefan Ruthenbeck kannte dagegen in der Vorbereitung kein Mitleid. Während Schulen geschlossen blieben, Bäume umstürzten und Bahnen in der Stadt stillstanden, lud der Coach seine Mannschaft bei böigem Wind zum Training.
Hilft Winkmann dem HSV erneut?
Guido Winkmann wird die brisante Partie gegen Köln leiten. Unter dem 44-Jährigen aus Kerken erlebte der HSV eine seiner bittersten eineinhalb Stunden: die 2:9-Schmach beim FC Bayern im März 2013. Zuletzt allerdings brachte Winkmann dem HSV Glück: Beim 3:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart Anfang November erleichterte ein früher Platzverweis gegen Stuttgarts Dzenis Burnic den Hamburgern das Spiel. Winkmann räumte später ein, eine Fehlentscheidung gefällt zu haben.
Am Sonnabend wird er von Christian Bandurski und Arno Blos assistiert. Vierter Offizieller ist Arne Aarnink, als Videoschiedsrichter sind Robert Hartmann und Christian Dietz eingeteilt.
Sportdirektor verlässt Köln vorzeitig
Zwei Tage vor dem Krisengipfel beim HSV verliert der 1. FC Köln seinen Sportdirektor Jörg Jakobs. Wie der Tabellenletzte der Bundesliga am Donnerstag mitteilte, wird der ursprünglich bis Juni laufende Vertrag mit Wirkung zum 31. Januar 2018 aufgehoben. "Aus persönlichen Gründen wollte ich nicht über den Sommer hinaus beim FC planen. Dennoch ist mir diese Entscheidung nicht leichtgefallen, denn in den vergangenen fast sechs Jahren ist mir dieser Club sehr ans Herz gewachsen, sagte Jakobs: "Für die Zukunft wünsche ich dem 1. FC Köln und seinen Fans nur das Beste – und vor allem eine erfolgreiche Aufholjagd sowie den Klassenerhalt."
Jakobs war zur Saison 2012/13 zum FC gekommen. Nach dem Abstieg in die 2. Bundesliga verantwortete er den sportlichen Neuaufbau als Kaderplaner und Leiter des Scoutings. In seiner Funktion als Sportdirektor verwaltete er seit 2015 das Nachwuchsleistungszentrum und damit den Übergang zwischen Nachwuchs- und Profibereich.
Ruthenbeck mit forscher Ansage
Stefan Ruthenbeck hat für den Auftritt seines 1. FC Köln im Bundesliga-Krisenduell beim HSV eine mutige Vorgehensweise angekündigt. „Wir werden auf Sieg spielen, von der ersten bis zur letzten Sekunde. Wir haben Endspiele ausgerufen. Und das leben wir auch“, sagte der Trainer des Tabellenletzten am Donnerstag. „Solange wir in der Situation sind, in der wir sind, zählen nur Siege.“
Bei einem Erfolg beim Tabellenvorletzten HSV könnten die Kölner den Abstand auf drei Punkte reduzieren. Am letzten Hinrundenspieltag gegen Wolfsburg (1:0) und am Sonntag im Derby gegen Borussia Mönchengladbach (2:1) waren den Kölnern die beiden ersten Siege in dieser Saison gelungen.
Verteidiger Dominic Maroh und Stürmer Jhon Córdoba stehen wegen ihrer Oberschenkelprobleme für einen Einsatz noch nicht zur Verfügung. Dafür kehrt FC-Kapitän Matthias Lehmann in den Kader zurück. Der 34-Jährige hatte gegen Mönchengladbach wegen einer Muskelverletzung passen müssen. Ob der erst am Dienstag vom Lucien-Favre-Club OGC Nizza verpflichtete französische Mittelfeldspieler Vincent Koziello spielen wird, ließ Ruthenbeck offen: „Wir müssen schauen, wie schnell er mental hier ankommt“, sagte Ruthenbeck.
Arp-Einsatz unwahrscheinlich
Noch am Mittwoch war die Hoffnung groß, dass Stürmer Jann-Fiete Arp am Donnerstag zur Mannschaft zurückkehren könnte. Doch die schwere Erkältung setzt den 18-Jährigen weiterhin außer Gefecht. Trainer Markus Gisdol zeigte bezüglich eines Einsatzes Arps beim Krisengipfel der Bundesliga gegen den 1. FC Köln am Sonnabend "sehr skeptisch". Selbst ein Kurzeinsatz könnte nach der Krankheitspause schon zu viel sein, sagte Gisdol bei der Pressekonferenz am Mittag.
Die offensiven Mittelfeldspieler Aaron Hunt und Lewis Holtby dagegen sind in dieser Woche nach Verletzungspausen in das Teamtraining zurückgekehrt. „Beide sind eine Option für das Heimspiel“, sagte Gisdol.
Gisdol setzt auf Stimmung im Team und auf den Rängen
Vor allem aber setzt Markus Gisdol für den Abstiegskampf auf den eigenen Anhang als zwölften Mann. „Wir haben immer die großartige Unterstützung unserer Fans gehabt. Sie haben uns in der vergangenen Saison getragen und müssen uns auch jetzt tragen“, sagte Gisdol. Bis Donnerstag waren gut 50.000 Eintrittskarten für das Duell der Abstiegskandidaten abgesetzt.
Dass sich die Stimmung rund um den Verein abgekühlt habe und die Zuschauer dem HSV ihre Unterstützung versagten, könne er überhaupt nicht feststellen: "Auf die Fans konnten wir uns immer verlassen. Eine Heimmacht zu werden, das muss in der Rückrunde unser Faustpfand sein."
Gisdol ruft den "Klassenkampf" aus
Was ihn außerdem zuversichtlich stimme, sei die Atmosphäre in der Mannschaft. "Ich sehe im Training, dass die Jungs 100 Prozent wollen", sagte Gisdol. Auch Spieler, die aufgrund kleinerer Blessuren eigentlich eine Pause gebraucht hätten, hätten sich auf den Platz geschleppt. "Wie wir miteinander umgehen, macht mir viel Hoffnung."
Auf die Frage, ob die Partie gegen Köln für ihn und den HSV ein Endspiel sei, wich Gisdol aus: "Es ist gefühlt das 25. Endspiel." Die Ausgangslage habe sich auch durch die Negativserie von fünf Bundesligaspielen ohne Sieg nicht verändert. Es sei allen Beteiligten schon im Sommer klar gewesen, "dass es eine unglaublich schwierige Saison wird, in der es um den Klassenkampf geht" – gemeint war offenbar der Kampf um den Klassenerhalt.
HSV ist Wettfavorit
Laut Sportwettenanbieter Bwin muss der 1. FC Köln um die Fortsetzung des „Wunders“ zittern. Im Duell der beiden Abstiegskandidaten ist der HSV mit Sieg-Quote 2,10 Favorit. Verkürzen die Geißböcke mit ihrem dritten Bundesliga-Sieg in Folge den Abstand zum Tabellenvorletzten um drei Punkte, zahlt Bwin das 3,40-Fache des Einsatzes zurück.
Mavraj spielt Bedeutung des Kellerderbys herunter
HSV-Innenverteidiger Mergim Mavraj sieht im Aufeinandertreffen mit seinem Ex-Verein 1. FC Köln am Sonnabend keine Besonderheit. „Man freut sich, aber es ist fast schon ein normales Bundesligaspiel“, sagte der Profi der „Bild“-Zeitung. Nach seinem Wechsel zum HSV hat er bereits drei Spiele gegen Köln bestritten und diese allesamt gewonnen. Trotz der prekären Lage für beide Vereine am Tabellenende sagte der 31-jährige Albaner: „Das Spiel wird nichts entscheiden, egal wie es ausgeht.“
Mavraj lobte den 1. FC Köln als „geilen Club“. „Ich würde keinen Verein der 2. Liga gegen den FC tauschen wollen“, sagte der HSV-Innenverteidiger. Vor dem Duell mit dem Tabellenletzten räumt der Profi ein, „unter Druck“ zu stehen. „Aber ich bin ein positiver Mensch, blende das alles aus und bin sicher, dass wir gewinnen werden - zu Hause, mit unseren Fans im Rücken.“
Kaiser: „Lose Gespräche" mit dem HSV
Am Mittwoch vermeldete „Sport-Bild“ Dominik Kaisers Wechsel von RB Leipzig zum HSV bereits als perfekt. Hamburgs Sportchef Jens Todt dementierte („Wir sind weiterhin interessiert“), und auch Kaiser selbst weiß offenbar nichts von einer Einigung. „Wir sind in losen Gesprächen, mehr nicht“, sagte der 29-Jährige dem MDR Sachsen. Mit Leipzig bereite er sich ganz normal auf das bevorstehende Bundesligaspiel am Sonnabend beim SC Freiburg vor.
Sollte der Wechsel trotz der geplatzten Walace-Leihe noch im Winter zustande kommen, dann wohl erst kurz vor Ende der Transferfrist am 31. Januar. Denn vor dem direkten Bundesligaduell mit dem HSV am 27. Januar werden die Leipziger ihren langjährigen Kapitän kaum zum Gegner ziehen lassen.
Walace erhält möglicherweise Sonderurlaub
Walace ist laut Todt „schwer enttäuscht“ darüber, dass der von ihm erhoffte Wechsel auf Leihbasis zu Flamengo Rio de Janeiro nicht zustande gekommen ist. Möglicherweise darf der Brasilianer aber zumindest für ein paar Tage in seine Heimat zurückkehren. Aus gutem Grund: Seine Frau Kamila ist im neunten Monat schwanger.
Sportchef Jens Todt stellte Walace im Gespräch mit der „Hamburger Morgenpost“ Sonderurlaub in Aussicht, damit er bei der Geburt seines zweiten Kindes dabei sein kann: „Wir werden das alles mit ihm besprechen.“ Sportlich wäre sein Fehlen derzeit ohnehin kein Verlust. Nach seinem Trainingslagerstreik, mit dem er Anfang des Monats seinen Wechsel erzwingen wollte, ist der Olympiasieger bei Trainer Markus Gisdol untendurch.
Eine Rückkehr Walaces in den Kader kommt für Gisdol derzeit nicht infrage. "Der erste Weg wäre, dass der Spieler sagt, dass er mit Haut und Haaren für den HSV um die Situation kämpfen will. Aber der ist momentan nicht gegeben. Walace will nach wie vor weg. Wenn Sie Trainer wären, würden Sie so einen Spieler nominieren?"
Veh von prekärer HSV-Lage überrascht
Kölns Sportchef Armin Veh wundert sich über die brisante Lage des HSV in der Bundesliga. „Das hätte ich vor der Saison nicht erwartet. Auch der HSV leidet unter der Ausgeglichenheit der Liga. Ob du Zehnter oder 16. bist, hängt viel vom Spielglück ab, weniger von der Klasse“, sagte der frühere HSV-Trainer der „Hamburger Morgenpost“.
Nach dem zweiten Kölner Sieg in Serie warnte Veh (56) vor übertriebener Euphorie beim Tabellenletzten: „Man muss demütig sein, gerade nach solchen Siegen wie gegen Gladbach. Wenn da jemand denkt, wir würden jetzt in Hamburg Favorit sein, hat das mit Demut gar nichts zu tun.“
Veh will derzeit nicht an eine Rettung seines Vereins in der Bundesliga glauben. „Momentan würde ich es noch als kleines Wunder bezeichnen, wenn wir drinbleiben“, sagte er.
Als Grund, warum er nicht länger als Trainer beim HSV geblieben ist, verriet Veh: „Weil eine unglaubliche Unruhe im Verein herrschte. Da hat ja jeder reingequatscht. Und jeder Spieler, an dem wir dran waren, stand am nächsten Tag schon in der Zeitung.“ Veh war von Juli 2010 bis März 2011 HSV-Coach.