Hamburg. Nach Douglas Santos zeigt nun auch Walace, wie wertvoll er ist. Für das Spiel gegen Wolfsburg erhielt er ein Extra-Lob.

Mit Stereotypen ist das so eine Sache. Sie sind vor allem: ziemlich stereotyp. Brasilianische Vorurteile zum Beispiel. Denn Brasilianer sind laut allgemein anerkannter Vorurteile immer lustig, können zauberhaft Fußball spielen und verabscheuen nichts mehr als Schnee, Regen und Minusgrade.

So weit, so gut – so falsch. Denn mit Douglas Santos und Walace hat der HSV gleich zwei brasilianische Prachtexem­plare, die noch im Sommer alles andere als lustig waren, geschweige denn zauberhaft Fußball spielten. Das eine könnte mit dem anderen zusammenhängen, meinten objektive Beobachter.

Gisdol: Walace bestätigt Trainingseindrücke

So sollte der eine (Santos) unbedingt verkauft werden. Und der andere (Walace) spielte zuletzt fünf Spiele in Folge keine einzige Minute. Doch dann, als die Tage kürzer, die Temperaturen niedriger und der Schneeregen mehr wurde, änderte sich plötzlich alles. Nun ist Santos bereits seit dem neunten Spieltag als nimmermüder Linksverteidiger gesetzt, hatte auch beim 0:0 gegen Wolfsburg mit 83 die meisten Ballkontakte. Und Landsmann Walace durfte am Sonnabend überraschend von Anfang an auflaufen – überzeugte und sorgte mitten im Hamburger Wintertreiben für brasilianische Frühlingsgefühle.

Die HSV-Profis in der Einzelkritik

„Er wäre neulich schon mal dran gewesen. Da war er leider krank“, sagte Trainer Markus Gisdol nach dem Spiel, und lobte: „Walace hat es tadellos gemacht und die Trainingseindrücke bestätigt. Es war ein gutes Spiel von ihm.“

Bilder vom Spiel gegen Wolfsburg:

HSV gegen Wolfsburg – die besten Bilder

Kyriakos Papadopoulos wurde nach dem 0:0 des HSV gegen Wolfsburg von VfL-Stürmer Mario Gomez scharf kritisiert
Kyriakos Papadopoulos wurde nach dem 0:0 des HSV gegen Wolfsburg von VfL-Stürmer Mario Gomez scharf kritisiert © WITTERS | TimGroothuis
Ein Bild mit Symbolcharakter: Douglas Santos wird von Felix Uduokhai unsanft zu Boden gebracht
Ein Bild mit Symbolcharakter: Douglas Santos wird von Felix Uduokhai unsanft zu Boden gebracht © WITTERS | ValeriaWitters
Torwart Christian Mathenia hatte einen entspannten Arbeitstag. Der Schlussmann wurde kaum gefordert
Torwart Christian Mathenia hatte einen entspannten Arbeitstag. Der Schlussmann wurde kaum gefordert © WITTERS | TimGroothuis
Filip Kostic (r.) rieb sich auf der linken Seite auf, blieb aber ohne entscheidende Akzente
Filip Kostic (r.) rieb sich auf der linken Seite auf, blieb aber ohne entscheidende Akzente © WITTERS | ValeriaWitters
Aaron Hunt, hier im Duell mit Maximilian Arnold, versuchte Struktur ins Spiel des HSV zu bekommen. Das gelang nur teilweise
Aaron Hunt, hier im Duell mit Maximilian Arnold, versuchte Struktur ins Spiel des HSV zu bekommen. Das gelang nur teilweise © WITTERS | ValeriaWitters
Mittelfeldspieler Walace rechtfertigt seinen Startelfeinsatz im defensiven Mittelfeld
Mittelfeldspieler Walace rechtfertigt seinen Startelfeinsatz im defensiven Mittelfeld © WITTERS | TimGroothuis
Mergim Mavraj bildete mit Kyriakos Papadopoulos  eine sichere Innenverteidung. Der Lohn: Zum dritten Mal in Folge blieb der HSV ohne Gegentor
Mergim Mavraj bildete mit Kyriakos Papadopoulos eine sichere Innenverteidung. Der Lohn: Zum dritten Mal in Folge blieb der HSV ohne Gegentor © WITTERS | TimGroothuis
Wolfsburg lief fast die gesamte Partie dem HSV hinterher. Aaron Hunt und Gideon Jung konnten aber kein Kapital daraus schlagen
Wolfsburg lief fast die gesamte Partie dem HSV hinterher. Aaron Hunt und Gideon Jung konnten aber kein Kapital daraus schlagen © WITTERS | ValeriaWitters
Elfmeter ja oder nein? Tatsuya Ito hätte in der ersten Halbzeit gerne einen Strafstoß gehabt, ging aber im Zweikampf mit Josuha Guilavogui zu leicht zu Boden
Elfmeter ja oder nein? Tatsuya Ito hätte in der ersten Halbzeit gerne einen Strafstoß gehabt, ging aber im Zweikampf mit Josuha Guilavogui zu leicht zu Boden © WITTERS | ValeriaWitters
Filip Kostic versuchte es mit Kunst, aber auch der Serbe konnte den Ball nicht über die Torlinie der Wolfsburger bringen
Filip Kostic versuchte es mit Kunst, aber auch der Serbe konnte den Ball nicht über die Torlinie der Wolfsburger bringen © WITTERS | ValeriaWitters
Dennis Diekmeier machte über die rechte Seite viel Betrieb. Immer wieder schaltete sich der Rechtsverteidiger in der Offensive ein
Dennis Diekmeier machte über die rechte Seite viel Betrieb. Immer wieder schaltete sich der Rechtsverteidiger in der Offensive ein © WITTERS | TimGroothuis
Aaron Hunt war gerade in der zweiten Hälfte einer der auffälligeren Spieler beim HSV
Aaron Hunt war gerade in der zweiten Hälfte einer der auffälligeren Spieler beim HSV © WITTERS | TimGroothuis
Jann-Fiete Arp ärgerte sich über seine vergebene Großchance im ersten Durchgang und ließ den Frust an Schiedsrichter Christian Dingert aus
Jann-Fiete Arp ärgerte sich über seine vergebene Großchance im ersten Durchgang und ließ den Frust an Schiedsrichter Christian Dingert aus © WITTERS | ValeriaWitters
Wolfsburgs Trainer Martin Schmidt dürfte mit dem über weite Strecken desolaten Auftritt seiner Mannschaft nicht zufrieden gewesen sein
Wolfsburgs Trainer Martin Schmidt dürfte mit dem über weite Strecken desolaten Auftritt seiner Mannschaft nicht zufrieden gewesen sein © WITTERS | ValeriaWitters
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Todt dementiert Transfergedanken

Kolportierte Gedankenspiele, mindestens einen der beiden antistereo­typen Brasilianer noch im Winter abzugeben, hat Sportchef Jens Todt bereits mehrfach dementiert. In Buenos Aires traf Todt zudem Walaces Berater, dem der Manager auch noch mal direkt sagte, dass ein Wechsel des 9,2-Millionen-Euro-Manns nicht infrage käme.

„Ich sehe Walace keinesfalls als Fehleinkauf“, sagte Todt vor wenigen Tagen dem Abendblatt. „Man muss Südamerikanern nur eine entsprechende Zeit zur Adaption einräumen. Ich bin mir absolut sicher, dass auch Walace großes Potenzial hat.“ Und Santos, an dem Corinthians São Paulo gesteigertes Interesse haben soll? „Douglas zeigt doch, warum wir ihn vor anderthalb Jahren geholt haben“, wiegelt Todt ab.

Am Dienstag gegen Frankfurt dürften die beiden Brasilianer wieder gemeinsam auflaufen. Und die beste Nachricht: Es soll kalt werden, regnen und möglicherweise sogar schneien. Dem neuesten Vorurteil nach also echtes Santos-Walace-Wetter.