Hamburg. Der Linksaußen spielt nach seiner Verletzung wie aufgedreht. Kostic fokussiert sich zwar auf den HSV, blickt aber auch woanders hin.
Natürlich gilt alle Konzentration der bevorstehenden, so schwierigen wie wichtigen Aufgabe beim SC Freiburg. Vier Stunden vor dem Anpfiff im Schwarzwald-Stadion an diesem Freitag um 20.30 Uhr (Eurosport Player und Liveticker bei abendblatt.de) stimmt HSV-Trainer Markus Gisdol seine Mannschaft noch einmal ein, bevor es in die Arena geht. Der Fokus der Profis soll ausschließlich auf der Partie gegen den Tabellennachbarn liegen, den man mit einem Sieg um fünf Punkte distanzieren könnte – und den man bei einer Niederlage an sich vorbeiziehen lassen müsste.
Und doch: Irgendwie werden Filip Kostic und Gotoku Sakai ebenso wie Albin Ekdal versuchen mitzubekommen, was ab 16.25 Uhr in Moskau bei der Gruppenauslosung für die Weltmeisterschaft 2018 passiert. Sie sind mit Serbien, Japan und Schweden schließlich qualifiziert und dürfen sich große Hoffnungen machen, es in den WM-Kader ihres Landes zu schaffen. „Eine WM zu spielen ist für jeden Spieler der größte Traum“, sagt Ekdal stellvertretend für alle.
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Kostic möchte bei WM-Premiere ins Achtelfinale
Der verletzungsanfällige Schwede und HSV-Kapitän Sakai, der zuletzt bei Japan nur auf der Bank saß, müssen wohl noch etwas zulegen, um sicher nach Russland zu kommen. Filip Kostic dagegen ist in seiner derzeitigen Verfassung gesetzt. Der Serbe präsentiert sich nach ausgeheilter Muskelverletzung in Glanzform. Beim 3:0 gegen Hoffenheim am vergangenen Sonntag lief er nach Sakai (11,86 Kilometer) am meisten (11,26), zog nach Dennis Diekmeier (34) die meisten Sprints an (32), hatte die drittmeisten intensiven Läufe (78), schoss am häufigsten aufs Tor (5) und flankte am meisten (5). Er gewann nach Kyriakos Papadopoulos (19) sogar die zweitmeisten Zweikämpfe (17). Für einen Offensiven sehr erstaunlich. Er schoss den Freistoß zum 2:0 und bereitete das 3:0 vor.
Nie, ist man versucht zu sagen, war Hamburgs Rekordeinkauf so wertvoll wie heute. „Er ist momentan in einer guten, vielleicht sogar in einer sehr guten Verfassung. Das hat man in den letzten Spielen gesehen“, sagte Gisdol, „er hat uns während seiner Verletzungspause sehr gefehlt. Umso erfreulicher ist es, dass er dieses Niveau gerade hat und hoffentlich bis zur Winterpause halten kann.“
Ekdal-Einsatz entscheidet sich kurzfristig
Wie wichtig Kostic nicht nur für den HSV, sondern eben auch für das serbische Team ist, zeigte sich, als er trotz gerade verheilten Muskelfaserrisses zu den letzten Qualifikationsspielen Anfang Oktober angefordert wurde, obwohl der HSV genau das verhindern wollte, um den Heilungsprozess nicht zu gefährden. Glücklicherweise für den HSV ist nichts passiert. Anders als bei Ekdal, der sich im ersten Relegationsspiel gegen Italien vor drei Wochen verletzte. Ob der Schwede in Freiburg spielen kann, entscheidet sich erst im letzten Moment.
„Ich habe immer davon geträumt, mit Serbien an einer WM teilzunehmen. Und plötzlich wurde dieser Traum Wirklichkeit“, erzählt Kostic vom Glück der geschafften Qualifikation, die am 9. Oktober nach einem 1:0 gegen Georgien feststand. Der 25-Jährige wurde dabei in der 88. Minute eingewechselt. „Wir haben eine große Party mit der Mannschaft, Freunden und unseren Familien gefeiert. Diesen Moment werde ich nie vergessen. Die Stimmung war eine ganz besondere.“
Kostic würde sich über Kroatien freuen
Für Kostic wird die Reise nach Russland die erste WM-Teilnahme. 2010 in Südafrika war er noch zu jung, 2014 waren die Serben nicht dabei. Noch nie seit der Aufteilung Jugoslawiens sind die Serben über die Vorrunde bei einer WM hinausgekommen. Das soll sich im nächsten Jahr ändern: „Ich hoffe, dass wir mindestens bis ins Achtelfinale kommen. Wir haben eine Mannschaft mit vielen guten Spielern beisammen, es wird nicht einfach sein, uns zu schlagen“, glaubt Filip Kostic.
„2018 wird auf jeden Fall ein wichtiges Jahr in meiner Karriere. Wenn ich weiter hart trainiere, wird sich das in den Spielen auszahlen – auch bei der Nationalmannschaft.“ Aber das ist irgendwie noch Zukunftsmusik. Die Gegenwart sind der HSV und Freiburg, Abstiegskampf und der Weg heraus aus dem Tabellenkeller. „Ich fokussiere mich im Moment voll auf meine Aufgabe hier beim HSV und versuche, die bestmögliche Leistung zu zeigen“, kündigt Kostic an. Das kann er dann im Breisgau ja tun. Einen Blick vor Anpfiff auf die WM-Auslosung wird er sich aber gönnen: „Ich würde mich über Kroatien in unserer Gruppe freuen. Für uns ist das ein Derby, ein Spiel, in dem es immer das gewisse Extra gibt.“