Papadopoulos kämpft um WM-Teilnahme. HSV nicht mehr Letzter der Einkaufstabelle. Schipplock mit Doppelpack bei geheimen Testspiel.

Jarchow: Kühne kann sich nicht einfach rausziehen

Der ehemalige HSV-Vorsitzende Carl-Edgar Jarchow sieht in den Rückzugs-Drohungen von Investor Klaus-Michael Kühne keine unmittelbare Gefahr für den HSV. „Herr Kühne kann nicht einfach von heute auf morgen sagen: Ich bin raus. Für seine 20 Prozent Aktienanteile muss er erst mal einen Käufer finden. Und die Darlehensverträge können auch nicht einfach gekündigt werden“, sagte Jarchow am Donnerstag Sport1.

Der 62 Jahre alte FDP-Politiker meinte: „Der HSV ist bei der Lizenzvergabe nicht zwingend auf das Geld von Herrn Kühne angewiesen.“ Jarchow stand dem HSV von 2011 bis 2015 vor.

Kühne hatte am vergangenen Dienstag die Einstellung seines finanziellen Engagements beim HSV nicht ausgeschlossen, falls der neu zu besetzende Aufsichtsrat nicht seine Zustimmung finden sollte. Die Kandidaten für die ausgegliederte Fußball-AG werden vom HSV e.V. mit seinen Amateurabteilungen bestimmt. Dabei droht sein Vertrauter im Kontrollgremium, Wirtschaftsmanager Karl Gernandt, keinen Platz mehr zu erhalten.

HSV gewinnt gegen Curslack-Neuengamme

Stell dir vor, der HSV spielt, und keiner geht hin: So ist es an diesem Donnerstag, und genau so hat es der HSV selbst gewollt. Um 16.30 Uhr war Anpfiff im Testspiel gegen den Oberligaclub SV Curslack-Neuengamme – unter Aufschluss der Öffentlichkeit.

Die Nationalspieler auf Länderspielreise, einige Profis angeschlagen – für alle anderen also eine Chance, sich für weitere Einsätze zu empfehlen. Trainer Markus Gisdol wartete aber gleich einmal mit einer Überraschung auf. Im Tor bot er zunächst die vermeintliche Nummer drei Tom Mickel auf. U-21-Europameister Julian Pollersbeck nahm zunächst auf der Bank Platz, vielleicht auch weil er sich erst kürzlich von einem Infekt erholt hat.

Die Kapitänsbinde streifte sich Routinier Dennis Diekmeier über. Außerdem in der Startformation: die Youngster Stephan Ambrosius (18) und Tobias Knost (17). Marco Drawz (18), Mats Köhlert (19) und U-17-WM-Teilnehmer Josha Vagnoman (16) mussten sich hingegen gedulden – ebenso wie Bakery Jatta, der zuletzt nur noch in der Regionalligamannschaft des HSV zum Einsatz gekommen war.

Und es ging gleich gut los für den HSV: André Hahn bediente Luca Waldschmidt, der zum 1:0 traf (3. Minute). Nur fünf Minuten später erhöhte Tatsuya Ito per Bogenlampe auf 2:0 – begünstigt durch einen Torwartfehler. In der 38. Minute dann das 3:0: Diekmeier legte von der rechten Seite für Waldschmidt auf, der sein zweites Tor erzielte. Das war zugleich der Halbzeitstand.

In Runde zwei ersetzte schließlich der eingewechselte Julian Pollersbeck seinen Torwartkollegen Tom Mickel. Auch er hielt den Kasten sauber, sodass ein engagiert kämpfender Sven Schipplock mit zwei Treffern (56. und 68. Minute) nach der Pause zunächst auf 5:0 erhöhen konnte. Eine Viertelstunde vor Schluss wechselte Gisdol noch einmal durch und schickte auch Köhlert, Jatta und Drawz auf den Platz. Letzterer sorgte mit seinem Tor kurz vor Schlusspfiff für den Endstand von 6:0 für den HSV.

Papadopoulos spielt um die WM

Während die Kollegen testen, tritt für Kyriakos Papadopoulos heute der Ernstfall ein. Der HSV-Abwehrchef trifft mit den von Michael Skibbe trainierten Griechen im WM-Play-off auf Kroatien. Anpfiff in Zagreb ist um 20.45 Uhr, RTL Nitro überträgt die Partie live. Auch auf der Gegenseite gibt es HSV-Bezug: Der frühere Topstürmer Ivica Olic gehört neuerdings zum Trainerstab der Kroaten. Das Rückspiel findet am Sonntag in Piräus statt.

Horch ermahnt HSV-Präsident Meier

Im Streit um die Neubesetzung des Aufsichtsrates des HSV hat Investor Klaus-Michael Kühne indirekt Unterstützung aus dem Hamburger Senat erhalten. „Ich bin mit Jens Meier im Gespräch. Er weiß, dass die Herausforderungen im Hafen seine ganze Konzentration und Kraft benötigen. Diese Aufgaben müssen Priorität vor anderen Aktivitäten haben“, sagte Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch dem Radiosender NDR 90,3.

HSV-Investor Klaus-Michael Kühne (l.) und Wirtschaftssenator Frank Horch
HSV-Investor Klaus-Michael Kühne (l.) und Wirtschaftssenator Frank Horch © WITTERS | Valeria Witters

Das Statement des parteilosen Senators muss zugleich als Mahnung an Meier angesehen werden. Der Chef der Hamburger Hafenverwaltung ist zugleich Präsident des Hamburger SV e.V. mit seinen zahlreichen Amateurabteilungen. Meier schlägt für den neuen Aufsichtsrat Kandidaten vor, die Kühne nicht als kompetent ansieht.

Kühnes Vertrauter in dem Kontrollgremium, der Wirtschaftsmanager Karl Gernandt, würde dem Umbruch voraussichtlich zum Opfer fallen. Der Milliardär hatte erklärt, dass Gernandt sich entschlossen habe, „einem solchen Aufsichtsrat nicht mehr anzugehören“. Der HSV e.V. ist mit 75,1 Prozent größter Aktionär der ausgegliederten Fußball-AG, Kühne mit 20 Prozent der mit Abstand zweitwichtigste Teilhaber.

HSV-Prominenz in der Fischauktionshalle

"It's a Man's World", wusste schon James Brown und zählte zum Beweis die großen Erfindungen der Menschheitsgeeschichte auf: das Auto, das Licht, das Boot, die Eisenbahn. Dass man unter einer "Man's World" aber auch ganz andere und ziemlich überflüssige Dinge verstehen kann, ist jetzt in der gleichnamigen Messe in der Fischauktionshalle zu besichtigen. Noch bis Sonnabend sind dort Dinge ausgestellt, die Man(n) vermeintlich haben oder erleben muss: von Zigarren über getunte Motorräder, Flipper und Maßanzüge bis hin zu Schnaps und was sonst noch den Testosteronspiegel steigen lässt (oder auch nicht).

HSV-Profi Dennis Diekmeier und seine Frau Dana bei der Eröffnungsparty der Messe Man's World
HSV-Profi Dennis Diekmeier und seine Frau Dana bei der Eröffnungsparty der Messe Man's World © WITTERS | Tim Groothuis

Der Fußball darf da natürlich nicht fehlen. Am Mittwochabend wurde die "Man's World" eröffnet – im Beisein von allerlei HSV-Prominenz. Verteidiger Dennis Diekmeier und seine Frau Dana waren unter den Gästen, ebenso Ex-Torwart Sven Neuhaus, jetzt Projektleiter der HSV-Stiftung "Der Hamburger Weg", Ann-Kathrin Ertl, die Freundin des nach Hannover gewechselten Matthias Ostrzolek, Ex-Profi Stefan Schnoor, der frühere Aufsichtsrat Ian Karan und der frühere Präsident Jürgen Hunke.

„Einkaufstabelle“: HSV nicht mehr Letzter

Alle Jahre wieder um diese Zeit analysiert die Zeitschrift „Kicker“ die Transfers aller Bundesligaclubs und erstellt auf dieser Grundlage eine „Einkaufstabelle“. Dafür wird zunächst jeder Neuzugang auf einer Skala von eins bis zehn bewertet. Der Durchschnittswert entscheidet dann über die Platzierung des Vereins.

Und siehe da: Der HSV ist nicht mehr Klassenletzter. Mit einem Durchschnittswert von 3,33 verbesserte sich der Dino allerdings nur um einen Platz auf 17. Wie in der echten Bundesligatabelle steht auch hier jetzt der 1. FC Köln mit einem Quotienten von 2,20 ganz am Ende – ein tiefer Fall von Platz zwei im Vorjahr.

Halbwegs überzeugen konnte die „Kicker“-Redaktion nur Nachwuchsverteidiger Rick van Drongelen mit sechs Punkten. Die Offensivzugänge André Hahn und Sejad Salihovic wurden nur mit zwei Punkten bewertet, U-21-Europameistertowart Julian Pollersbeck und der langzeitverletzte Bjarne Thoelke blieben ohne Wertung.

Toptransfers Gregoritsch und Ostrzolek

Matthias Ostrzolek (l.) und Michael Gregoritsch wissen an neuer Wirkungsstätte zu gefallen
Matthias Ostrzolek (l.) und Michael Gregoritsch wissen an neuer Wirkungsstätte zu gefallen © imago/Oliver Ruhnke | imago sportfotodienst

Nicht berücksichtigt wurden allerdings „Siebenpunktekandidat“ Kyriakos Papadopoulos, weil er in der ersten Jahreshälfte bereits leihweise beim HSV spielte, sowie Spieler, die wie Sven Schipplock in der Vorsaison verliehen waren. Auch die Verstärkungen aus dem eigenen Nachwuchs, allen voran Jann-Fiete Arp, Tatsuya Ito und Vasilije Janjicic, flossen nicht in die Wertung ein.

Die Tabellenführung übernahm übrigens Aufsteiger Hannover 96 mit einem Quotienten von 8,60, dicht gefolgt vom FC Augsburg mit 8,50. Dazu hat unfreiwillig auch der HSV beigetragen. Der nach Hannover gewechselte Linksverteidiger Matthias Ostrzolek erhielt sieben Punkte, Stürmer Michael Gregoritsch, den die Augsburger vom HSV geholt haben, wurde gar mit neun Punkten bewertet.

Douglas Santos hakt vorzeitigen Wechsel ab

Douglas Santos war im Sommer schon so gut wie weg vom HSV – ein Wechsel des Olympiasiegers zur PSV Eindhoven schien beschlossene Sache zu sein. Santos (23) blieb bekanntlich in Hamburg – und daran soll sich nach seinem Willen auch so schnell nichts ändern. „Es war nie meine Absicht, Hamburg nach nur einem Jahr wieder zu verlassen“, beteuerte der Brasilianer in einer Presserunde, „ich habe einen langfristigen Vertrag und will hierbleiben.“ Ein Wechsel im Winter? Für Santos kein Thema.

Douglas Santos (r.) jubelt mit Aaron Hunt über das Führungstor gegen Stuttgart
Douglas Santos (r.) jubelt mit Aaron Hunt über das Führungstor gegen Stuttgart © imago/Oliver Hardt | Oliver Hardt

Noch vor wenigen Wochen hat er darüber vermutlich ganz anders gedacht. Auf der Position des linken Verteidigers war Santos plötzlich nur noch dritte Wahl hinter Neuzugang Rick van Drongelen und Kapitän Gotoku Sakai, obwohl Letzterer wahrlich nicht überzeugen konnte. Trainer Markus Gisdol bescheinigte ihm öffentlich, nicht hundertprozentig fokussiert zu sein. Aber das ist Vergangenheit.

„Ich habe aus dieser Phase Kraft geschöpft“, sagt Santos heute. Gott und seine Familie hätten ihm dabei geholfen. Wie dem auch sei: In den vergangenen drei Spielen stand Santos über die vollen 90 Minuten auf dem Feld und wurde mit guten Kritiken bedacht.

HSV-Termine an den Spieltagen 15–22

15. Spieltag

Sa. 9.12.17, 15.30 Uhr: HSV – VfL Wolfsburg

16. Spieltag

Di. 12.12.1, 20.30 Uhr: HSV – Eintracht Frankfurt

17. Spieltag

Fr. 15.12.17, 20.30 Uhr: Bor. Mönchengladbach – HSV

18. Spieltag

Sa. 13.01.18, 15.30 Uhr: FC Augsburg – HSV

19. Spieltag

Sa. 20.01.18, 18.30 Uhr: HSV – 1. FC Köln

20. Spieltag

Sa. 27.01.18, 15.30 Uhr: RB Leipzig – HSV

21. Spieltag

So. 04.02.18, 18 Uhr: HSV – Hannover 96

22. Spieltag

Sa. 10.02.18, 15.30 Uhr: Borussia Dortmund – HSV

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