Hamburg. Beim HSV fehlen zehn Profis wegen Reisen zu Nationalteams. Vor allem die Abstellung des verletzten Kostic ist ein großes Ärgernis.

Es war schon arg leer auf dem Trainingsplatz im Schatten des Volksparkstadions. Ganze acht Profis konnte Trainer Markus Gisdol am Dienstagmorgen bewegen. Aaron Hunt, Walace, Douglas Santos, Gideon Jung, André Hahn, Dennis Diekmeier, Lewis Holtby und Tatsuya Ito übten Abschlüsse und Überzahlangriffe zwei gegen eins. Die Torhüter Tom Mickel, Christian Mathenia und Julian Pollersbeck hechteten nach den Schüssen. Nebenan drehten die angeschlagenen Sven Schipp­lock, Jonas Behounek und Rick van Drongelen ihre Laufrunden. Sonst war niemand mehr da.

„Sauber durchtrainieren“, das wollte Gisdol in dieser Woche. Das sind aber eher Privatstunden für die Zurückgebliebenen. Denn mit dem Team taktische Feinheiten und Laufwege einzustudieren ist unmöglich. Zehn Profis sind zu Länderspielen in der ganzen Welt unterwegs. Und hinterlassen in Hamburg (wie auch bei anderen Clubs) frustrierte Trainer.

Todt: „Haben keine Handhabe“

Besonders sauer sind sie beim HSV darüber, dass Filip Kostic vom serbischen Verband angefordert wurde. Der Flügelflitzer ist gerade dabei, seinen schweren Muskelfaserriss auszuheilen, konnte erst kürzlich wieder mit leichtem Lauftraining beginnen. An Fußballspiele ist überhaupt nicht zu denken. „Leider ließen die Serben nicht mit sich reden“, sagte Sportchef Jens Todt, „wir haben alles versucht, aber wir haben keine Handhabe, das zu verhindern.“

„Das ist nicht nachvollziehbar, der Spieler kann gerade erst wieder laufen“, klagte Gisdol. Sämtliche ärztliche Gutachten und Bilder hatte der HSV den Serben zur Verfügung gestellt. Vergebens. „Statt hier weiter an seiner Genesung zu arbeiten, muss er nun wieder reisen und im Flugzeug sitzen“, kritisierte Gisdol. „Es hat sich leider eingebürgert, dass Spieler anreisen müssen, egal, ob sie verletzt sind oder nicht.“

HSV wollte Kostic nicht in Konflikt bringen

Die Regel des Weltverbandes Fifa ist auch völlig klar. „Ein Spieler, der infolge einer Verletzung oder Krankheit einem Aufgebot des Verbandes des Landes, dessen Staatsangehörigkeit er besitzt, nicht Folge leisten kann, muss sich auf Verlangen einer medizinischen Untersuchung durch einen vom Verband bezeichneten Arzt unterziehen“, heißt es in Anhang 1–4 des Reglements bezüglich Status und Transfer von Spielern. Allerdings könnte der Spieler darauf beharren, dass diese Untersuchung im Land seines Vereins durchgeführt wird. In diesem Fall wäre Kostic keinem Reisestress ausgesetzt. Dennoch hat der HSV bewusst darauf verzichtet. „Wir wollten Filip nicht in die Situation bringen, in einen Konflikt mit seinem Verband zu geraten“, sagte Jens Todt.

Zum Glück für den HSV waren wenigstens die Gespräche mit dem niederländischen Verband erfolgreicher. Denn ursprünglich war auch van Drongelen trotz des noch nicht vollständig ausgeheilten Knochenödems im Beckenbereich für die U21 seines Landes angefordert worden. Dort aber glaubte man den Hamburger-Ärzten.

Reisestress für Wood, Berufung für Salihovic

Ärgerlich für den HSV ist auch die Berufung von Gotoku Sakai für zwei Testspiele von Japan gegen Neuseeland (6.10.) und Haiti (10.10.) in Toyota und Yokohama. Partien, in denen es für die bereits für die WM qualifizierten Asiaten um nichts mehr geht. Dafür muss Sakai zwei Flüge über rund 9000 Kilometer und durch acht Zeitzonen auf sich nehmen. „Das ist schon sehr anstrengend“, räumt der Kapitän ein.

Auch Bobby Wood, Albin Ekdal, Vasilije Janjicic, Luca Waldschmidt, Jann-Fiete Arp, Kyriakos Papadopoulos und Sejad Salihovic sind international im Einsatz. Gisdol hofft, „dass alle gesund zurückkommen“. Und dann erst, ab Anfang oder Mitte nächster Woche, kann er sich im Training „voll und ganz auf Mainz fokussieren“. Die Partie steht am 14. Oktober an – da bleiben dann ja noch drei oder vier Tage fürs Training in voller Besetzung.