Hannover. Hamburg verliert das Nordduell in Hannover mit 0:2. Salihovic und Knöll debütieren. Torhüter Mathenia übt Selbstkritik.
Nach einem schwarzen Tag von Torhüter Christian Mathenia hat der von Verletzungssorgen geplagte HSV zum zweiten Mal in Folge ein Freitagabendspiel in der Fußball-Bundesliga mit 0:2 (0:0) verloren und damit den vorübergehenden Sprung an die Tabellenspitze verpasst.
Dort steht dafür der Gegner aus Hannover, der das Nordduell in der zweiten Hälfte durch Treffer des gebürtigen Hamburgers Martin Harnik (50. Minute) und des früh eingewechselten Neuzugangs Ihlas Bebou (82.) für sich entscheiden konnte.
Bei beiden Toren sah Mathenia unglücklich aus: Bei der Führung stocherte Harnik den Ball unter den Händen des Hamburger Schlussmanns hindurch, vor dem 0:2 ließ er einen Freistoß von Felix Klaus nach vorne abklatschen, wodurch Bebou nur noch abstauben musste.
"Das zweite Gegentor nehme ich auf meine Kappe. Auch beim 0:1 hätte ich wohl mit der Faust die Flanke abwehren können. Es war insgesamt ein gebrauchter Abend für mich", gestand sich Mathenia hinterher ein.
Die Höhepunkte des Spiels
Stadionsprecher ermahnt HSV-Fans
Hannover, das kurzfristig auf den verletzten Rekordeinkauf Jonathas verzichten musste, begann in der mit 49.000 Zuschauern ausverkaufen HDI-Arena nicht ganz so konzentriert wie bei den starken Auftritten zuletzt.
Die Hamburger hatten durch einen Freistoß von Lewis Holtby nach drei Minuten die erste Torchance. Herausgeholt hatte den Standard Bakery Jatta, der durch den Ausfall Bobby Woods zum zweiten Startelf-Einsatz seiner jungen Bundesligakarriere kam.
Die HSV-Profis in der Einzelkritik
Nach einer kurzen Unterbrechung wegen des Zündens von Pyrotechnik im HSV-Block – der Stadionsprecher ermahnte den Gäste-Anhang mehrmals – übernahm 96 jedoch mehr und mehr die Kontrolle.
Hannover muss früh umstellen
Schon nach 13 Minuten musste Breitenreiter dann aber umstellen: Verteidiger Felipe wurde nach einem Zweikampf mit einer Trage vom Platz gebracht, für ihn kam Neuzugang Bebou. Wer Wechsel beeinflusste die Niedersachsen nur kurz. Marvin Bakalorz (19.) und fünf Minuten später Harnik verpassten die Führung für die Gastgeber.
Lob für Eurosport, Kritik an Hamburgs Fans
Hannover dominierte die Partie, auch wenn im zweiten Heimspiel der Saison erneut nicht alle Anhänger die Mannschaft anfeuerten. Sie protestieren damit gegen Clubchef Martin Kind, der die Anteilsmehrheit an der Profigesellschaft übernehmen möchte. Einige Anhänger beschimpften Kind zeitweise mit Bannern und Sprechchören.
Die Statistik
Knöll spielt seine ersten Minuten
Die personell arg geschwächten Hamburger, die nach dem kurzfristigen Ausfall von Stürmer Bobby Wood Regionalliga-Torjäger Törles Knöll (kam in der 73. Minute) nominierten, kamen nun kaum noch einmal gefährlich vor das Tor von 96-Keeper Philipp Tschauner.
Die Gäste lauerten in einem hitzigen und höhepunktarmen Spiel vor allem auf Konter, spielten die wenigen Möglichkeiten aber nicht konsequent aus. "In der Offensive hat uns die Genauigkeit gefehlt", sagte Wood-Ersatz Sven Schipplock hinterher.
Und so war Hannover die zielstrebigere und aktivere Mannschaft, agierte im Spiel nach vorne jedoch zu unkonzentriert und leistete sich einige Abspielfehler.
Harnik trifft: "Etwas Besonderes"
Fünf Minuten nach der Pause war es dann aber "Schleicher" Harnik (O-Ton Matthias Sammer), der die Gastgeber mit einem Tor aus dem Getümmel heraus verdient in Führung brachte. Für den Österreicher war es das dritte Saisontor.
"Bis zum ersten Tor war es ein sehr enges Spiel, aber ohne klare Torchancen. 96 hat uns oft zu langen Bällen gezwungen", sagte HSV-Trainer Markus Gisdol: "Wir haben das erste Tor schlecht verteidigt."
"Wir sind in der zweiten Halbzeit viel besser ins Spiel gekommen, auch durch die taktische Umstellung auf zwei Spitzen", sagte Harnik nach dem Spiel, den sein Treffer gegen Hamburg ganz besonders gefiel: "Es ist meine Heimatstadt."
Nur drei Minuten später zielte Niclas Füllkrug nach einem Konter zu hoch. Die Heimelf war nun klar überlegen, die Fans feierten ihr Team und sangen "Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey".
Die Höhepunkte des Spiels
Salihovic mit guter Schusschance
Nach einer Stunde kam Neuzugang Sejad Salihovic bei dem Hamburgern nach zwei Jahren zu seinem Bundesliga-Comeback. Der Bosnier hatte aus gut 25 Metern die Chance auf den Ausgleich, Salif Sané blockte den Schuss aber.
Auf der Gegenseite verhinderte Dennis Diekmeier mit einer Grätsche vor dem einschussbereiten Kenan Karaman einen weiteren Gegentreffer.
"Wir sind defensiv eigentlich ganz gut gestanden und hatten in der ersten Halbzeit wenig Chancen zugelassen", befand HSV-Stürmer Sven Schipplock bei Eurosport.
Eurosport weitgehend störungsfrei
Überhaupt Eurosport: Der bezahlpflichtige Player des Discovery-Senders lief nach eigener Darstellung diesmal weitgehend störungsfrei. Ein Eindruck, den in den sozialen Netzwerken allerdings nicht alle Nutzer teilen wollten.
Was für den Auftritt der Mannschaft von Trainer Gisdol an diesem Freitagabend nur bedingt zutraf. "Der HSV war bemüht, die Möglichkeiten waren aber begrenzt", befand Eurosport-Experte Matthias Sammer.
"Wenn Wood und Hunt vorne fehlen, können sie das nicht kompensieren", sagte weiter: "Trotzdem sollte man den HSV nicht vernichten, sie haben geackert." Das sah auch Schipplock so: "Man hat schon gesehen, dass eine Reaktion kommt und wir Ideen haben."
Diese muss der Dino nun bis zum nächsten Mittwoch sammeln, wenn in der englischen Woche Borussia Dortmund ins Volksparkstadion kommt. "Viele Kleinigkeiten haben bei uns heute nicht gepasst. Wir müssen uns jetzt auf Mittwoch konzentrieren", sagte Gisdol.