Hamburg. Aussagen des HSV-Investors zu Wood und Hahn schlagen Wellen. Es geht auch um einen möglichen Interessenkonflikt.
Am Sonntag war Ruhetag. Nach vier Tagen voller Schlagzeilen, Zitatschnipseln und allgemeiner Empörungen über Klaus-Michael Kühne und seine Kritiken in der Endlosschleife blieb es am letzten Tag der Kühne-Festspielwoche ungewohnt ruhig. Nur HSV-Chef Heribert Bruchhagen war noch einmal sehr bemüht, im Sport1-„Doppelpass“ das zuvor aufgekommene Bild zu korrigieren, dass der meinungsstarke Wahl-Schweizer mit dem HSV machen könne, was er wolle. „Herr Kühne ist ein Fan und kann viele Dinge nicht richtig einschätzen“, sagte der Vorstandsvorsitzende. „Kühne hat Großartiges für den Verein geleistet. Er bekommt dafür aber auch eine Gegenleistung“, stellte der unter der Woche mehrfach vom streitbaren Anteilseigner kritisierte Clubchef klar.
Die Kühne-Show hatte bereits am Mittwoch begonnen, als der Bezahlsender Sky vermeintlich kritische Aussagen des Milliardärs über Trainer Markus Gisdol verbreitete. Am Donnerstag war es der Vorstand, der von Kühne via Sky-Pressemitteilung gerügt wurde, ehe am Freitag Sportchef Jens Todt sein Fett wegbekam. Abermals durch einige Kurzsätze, die Sky aus einem längeren Interview herausfilterte, das schließlich am Sonnabend gesendet wurde. „Kühnes Aussagen sind vom Sender Sky verkürzt dargestellt worden“, kritisierte Trainer Gisdol im Abendblatt-Interview, ehe er am Sonntag endgültig einen Schlussstrich unter die Causa Kühne setzen wollte: „Es wird irgendwann langweilig.“
"Sky"-Interview moderater als gedacht
Tatsächlich stellte sich das Acht-Minuten-Interview, das Sky am Sonnabend sendete, als sehr viel moderater heraus, als es zuvor den Anschein machen sollte. „Das gehört wohl zur Show“, sagte Trainer Gisdol, der von Kühne sogar explizit gelobt wurde. Am Ende also viel Lärm um nichts?
Nicht ganz. Denn neben Sky gab Kühne ja auch noch dem „Spiegel“ ein zweites Interview (Abendblatt berichtete). Und in diesem ging der Unternehmer wohl den berühmten Schritt zu weit und bezeichnete HSV-Profi Pierre-Michel Lasogga als „Lusche“ und „Flop des Jahrhunderts“. Und während sich der HSV am Freitag lediglich zu einer wachsweichen Reaktion durch Sportchef Jens Todt („Wir stehen uneingeschränkt hinter jedem einzelnen Spieler unseres Kaders“) durchringen konnte, konterte Bruchhagen mit einem Tag Verspätung deutlicher: „Ich kann mich mit dem Wort Luschen überhaupt nicht anfreunden. Ich kann es nicht akzeptieren, dass er (...) eine solche Diktion wählt“, sagte der HSV-Chef am Sonnabend bei Sky, ehe er am Sonntag im „Doppelpass“ verkündete: „Inzwischen hat Herr Kühne mich wissen lassen, dass er diese Ausdrücke bedauert. Ihm sei die Wortwahl mehr oder weniger rausgerutscht.“
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Welche Rolle spielt Struth?
Das Ende des Kühne-Theaters? Von wegen! Denn sowohl im Sky- als auch im „Spiegel“-Interview verriet der HSV-Anteilseigner ganz ungeniert, wie er eine kostspielige Vertragsverlängerung von Bobby Wood durchdrückte: „Ich habe dem Verein zwar dafür kein Geld gegeben, aber ich habe ihm zu der Verlängerung geraten und gesagt, dass ich nur Hahn finanziere, wenn ihr Wood haltet“, sagte Kühne bei Sky. Das Problem an der ganzen Sache: Wood und Hahn werden beide von Beraterschwergewicht Volker Struth vertreten, der offiziell zwar nicht mehr Kühnes Berater ist, inoffiziell aber noch immer besten Kontakt pflegt – genauso wie mit Trainer Gisdol. Also fragte der „Spiegel“ den HSV-Investor ganz direkt: „Struth berät Trainer Markus Gisdol; Bobby Wood und André Hahn, die Sie mitfinanziert haben, stehen bei ihm unter Vertrag. Ist das nicht eine Interessenverquickung?“ Kühnes missverständliche Antwort: „Nein, im Gegenteil. Ich weiß, wen Gisdol als Spieler haben will. Und er hat mich über Struth gebeten, mich zu engagieren. So wusste ich, dass viele andere Vereine hinter Wood und Hahn her waren. Mir war also bekannt, dass der HSV schnell reagieren musste. Er war nicht dazu in der Lage, also habe ich es getan.“ Alles klar?
Struth nennt Vorwurf "absurd"
Nicht wirklich. Denn noch immer wird hinter den Kulissen diskutiert, ob es wirklich notwendig war, Wood ab diesem Sommer ein doppeltes Gehalt zu zahlen. Eine Diskussion, die Wood-Berater Struth nicht nachvollziehen will. „Einen Interessenkonflikt an dieser Stelle zu konstruieren, ist absurd. Wood und Hahn waren in diesem Sommer heiß begehrte Spieler, die auch bei anderen Vereinen hätten unterschreiben können“, sagt der Spieleragent, der zunehmend von der Diskussion genervt wirkt: „Genauso absurd ist es, mich immer wieder mit der Transferpolitik vom HSV in Verbindung zu bringen.“ Doch auch im „Doppelpass“ wurde Bruchhagen nach der viel diskutierten Konstellation zwischen Kühne, dem HSV und Struths Agentur SportsTotal befragt. Die lapidare Antwort des HSV-Chefs: „Ich habe zu dieser Agentur keinerlei Kontakte.“