Hamburg. Von Uwe Seeler bis Fiete Arp: Der HSV geht mit der Mode – und kann sogar einmal einen Trend setzen. Alle Trikots seit 1963 hier.
Wie er da steht am Hamburger Rothenbaum, der Heimat des großen HSV. Der erste Bundesliga-Profi überhaupt, der Mann mit der Lizenspielernummer 001: Harry Bähre, gerade 76 Jahre alt geworden und Mitspieler und Freund von Uwe Seeler, verzieht zu Beginn der Saison 1966/67 die Schnute und schaut dem Hamburger Fotografen Wilfried Witters in die Kamera. Halb herausfordernd, halb genervt. Mach schon, Willi, scheint sein Blick zu sagen. Ja, wir haben ein neues Trikot, hast du's endlich im Kasten, oder soll ich hier noch Stunden stehen?
Bähre hat die Arme verschränkt, aber das neue Trikot ist gut zu sehen. Blütenweiß, die Raute am rechten Fleck, nämlich über dem Herzen. Ansonsten: Baumwoll-Hemdchen pur, kein Schnickschnack. Ist ja nur eine Arbeitskleidung für die Malocher auf dem Platz.
Uwe Seeler im blütenweißen HSV-Trikot
Lichtjahre entfernt von den textilen Kult-Objekten dieser Tage, da selbst gestandene Profis schon in der Halbzeitpause zu Lionel Messi oder Neymar jr. (FC Barcelona) oder Cristiano Ronaldo (Real Madrid) rennen, um die Trikots zu tauschen. In jedem Jahr gibt es neue Kreationen von Designern für Adidas, Nike, Puma und die wenigen anderen Anbieter – für vergötterte Profis und nur noch für eine Halbzeit entwickelt. Länger behält kaum ein Berufsspieler ein und dasselbe Kunststoff-Jersey an. Meistens werden Trikots für genau ein Spiel ausgegeben.
Dabei lohnt sich ein Blick in die HSV-Geschichte, wie sich die Trikots im Laufe der einzigartigen Bundesliga-Geschichte entwickelt haben, Stichwort: unabsteigbar. Wir haben in der obigen Bildergalerie einmal die wichtigsten Hemden zusammengestellt. Ein Genuss für Fans, möglicherweise eine Qual für Modefetischisten ("Wie sieht das denn aus?") und diskutabel für Experten. Denn man sieht auch, wie sich die Trikotsponsoren im Laufe der Jahre präsentierten. Man erkennt, welche modischen Ideen wiederkehren, welchen Trends der Zeit das Trikot folgte. Und man sieht außer der HSV-Ikone Uwe Seeler auch einen Spieler, bei dem der Begriff "Des Kaisers neue Kleider" einen realen HSV-Hintergrund hat.