Hamburg. Der HSV-Trainer offenbart seine Taktikpläne. Warum Nicolai Müller unbedingt gehalten werden soll – und wer die Nummer eins erhält.
Im Volksparkstadion rollten am Donnerstag die Bagger. Auf dem Spielfeld des HSV wird derzeit ein neuer Rasen verlegt und der Innenraum neu gestaltet. Auch im Kabinentrakt der Profis arbeiteten Handwerker. Ein Wasserschaden wird behoben. Die Spieler, die am Morgen in die Vorbereitung auf die neue Saison starteten, müssen sich vorübergehend in der Gästeumkleide aufhalten. Und auch Trainer Markus Gisdol fand an seinem ersten Arbeitstag nach dem sechswöchigen Urlaub noch ein paar Baustellen vor – in seinem Team.
„Wir müssen noch ein bisschen was tun, um den Kader ganz rund zu kriegen“, sagte Gisdol über den aktuellen Stand in der Zusammenstellung der neuen Mannschaft. „Es waren ja ein paar Baustellen aufgelaufen. Wir haben den ersten wichtigen Schritt gemacht“, sagte Gisdol über die Vertragsverlängerung mit Bobby Wood, sowie die festen Verpflichtungen von Kyriakos Papadopoulos, André Hahn, Julian Pollersbeck und Bjarne Thoelke. „Der erste große Druck ist weg.“
HSV: Das sind Markus Gisdols Pläne
Trotzdem wartet noch viel Arbeit auf den HSV bis zum Bundesligastart gegen den FC Augsburg in sechs Wochen. Gisdol gab am Donnerstag einen Einblick in seine Sommerpläne.
Der Müller-Plan: Der VfL Wolfsburg hat das Werben um Nicolai Müller noch nicht aufgegeben. Die Niedersachsen wollen den Rechtsaußen unbedingt verpflichten. Doch nach Sportchef Jens Todt hat nun auch Trainer Markus Gisdol in dem Transfer-Poker ein klares Wort gesprochen. „Nicolai ist einer meiner Schlüsselspieler“, sagte Gisdol. „Wer weiß, wie wir Fußball spielen, der weiß, dass er wie die Faust auf das Auge dazu passt. Wir sind voller Bestreben, den Vertrag mit ihm zu verlängern.“ Müller ist noch bis 2018 an den HSV gebunden. Der VfL lockt ihn mit einer deutlichen Gehaltserhöhung. Noch ist offen, ob der HSV bei einer entsprechenden Ablösesumme schwach werden könnte.
Der Systemplan: Am Donnerstag durfte Neuzugang André Hahn erstmals mit seinen neuen Kollegen trainieren. Der Stürmer, der für sechs Millionen Euro von Borussia Mönchengladbach kam, soll im System von Trainer Gisdol eine zentrale Rolle einnehmen. Sollte Müller bleiben, wird das allerdings nicht die rechte Außenbahn sein. Gisdols Plan sieht vor, mit Hahn und Bobby Wood künftig auch mit zwei Spitzen zu agieren – ohne einen Zehner wie Lewis Holtby oder Aaron Hunt. „Mit André können wir auch ein klassisches 4-4-2 spielen. Das war der Hintergedanke des Transfers. Mit ihm sind wir in der Offensive variabler besetzt“, sagt Gisdol. Auch die Umstellung auf eine Dreierkette in der Abwehr will der Trainer in der Vorbereitung testen. Dafür sollen der noch fehlende Innenverteidiger und ein Linksverteidiger möglichst zeitnah verpflichtet werden.
Die Torwartfrage wird "interessant"
Der Torwartplan: Mit Julian Pollersbeck vom 1. FC Kaiserslautern hat der HSV für 3,5 Millionen Euro einen Spieler für die Zukunft verpflichtet. Der 22-Jährige wurde nach dem EM-Titel mit der deutschen U-21-Auswahl zum besten Torhüter des Turniers gewählt. In Hamburg wird Pollersbeck nach seinem Urlaub am 15. Juli als Herausforderer von Christian Mathenia in die Saison starten. „Wir haben mit Christian einen sehr guten Torhüter, der in vergangenen Saison sehr gute Leistungen gezeigt hat. Es wird eine interessante Situation“, sagte Gisdol. Auf die Nachfrage, ob es ein offenes Duell werde, wiederholte er: „Es wird eine interessante Situation.“ Ein deutlicher Fingerzeig war die Vergabe der neuen, vorläufigen Rückennummern am Donnerstag. Mathenia bekommt die Nummer eins von René Adler, Pollersbeck erhält die Nummer 13.
Der Vorbereitungsplan: Als vorletzter Bundesligist startete der HSV am Donnerstag in die Vorbereitung. „Wir haben uns den Luxus erlaubt, ein paar Tage mehr Urlaub zu machen. Die haben uns gut getan. Wenn ich den Spielern in die Augen schaue, ist viel Energie zurück“, sagte Gisdol. Am Freitag stehen die medizinischen Untersuchungen an. Nach einem freien Sonnabend folgt am Sonntag um 10 Uhr die erste öffentliche Trainingseinheit im Volkspark. Anschließend fährt die Mannschaft für fünf Tage nach Rotenburg an der Wümme.
Im Hotel Wachtelhof, wo sich der HSV bereits im Mai auf die letzten drei Saisonspiele einschwor, wird der Club sein erstes von zwei Trainingslagern beziehen. Neben einem Testspiel und Einheiten mit dem Ball ist vor allem die Arbeit im athletischen Bereich geplant. „Wir waren letzte Saison eine der fittesten Mannschaften. Das wollen wir wieder schaffen“, sagte Gisdol. Papadopoulos (Wadenprobleme) und Douglas Santos (Kniereizung) werden in Rotenburg nur individuell trainieren. Nabil Bahoui, Batuhan Altintas und Mohamed Gouaida sind für die Suche nach einem neuen Verein freigestellt.
Der Talenteplan: Vasilije Janjicic (18) und Finn Porath (20) gehören bereits zum festen Profikader. Auch Rechtsverteidiger Jonas Behounek (19) rückt zum Stamm des Bundesligateams auf. Mats Köhlert (19) soll mit den Profis trainieren. Der Linksaußen hat sich allerdings bei der U-19-EM einen Muskelfaserriss zugezogen und fällt vorerst aus. Stürmer Fiete Arp (17) wird zunächst die Vorbereitung bei den Profis bestreiten. „Danach entscheiden wir, was am sinnvollsten ist“, sagt Gisdol.