Trainer Markus Gisdol verliert seine Allzweckwaffe. Der Abwehrspieler schließt sich dem “kleinen HSV“ an.
Hamburg. Nach drei Jahren verlässt Matthias Ostrzolek den HSV schon wieder. Der 26-Jährige wechselt zur kommenden Saison ablösefrei zu Aufsteiger Hannover 96, wo er einen Vertrag bis 2020 erhält. Die Niedersachsen haben den Transfer inzwischen bestätigt. "Wir freuen uns sehr, mit Matthias einen vielseitig einsetzbaren Spieler für uns gewonnen zu haben", sagt 96-Manager Horst Heldt, der vor wenigen Monaten fast beim HSV gelandet wäre.
"Das Konzept der sportlichen Leitung bei Hannover hat mich absolut überzeugt. Vom ersten Gespräch an habe ich gespürt, dass mich der Verein unbedingt verpflichten möchte", wird Ostrzolek auf der Homepage des Vereins zitiert.
Damit nimmt der Umbruch bei den über die gesamte Saison abstiegsgefährdeten Hamburgern weiter Konturen an. Nach René Adler ist Ostrzolek der zweite HSV-Profi mit einem auslaufenden Vertrag, der den Club-Bossen mit seiner Entscheidung, den Verein zu verlassen, zuvorgekommen ist.
Sportchef Jens Todt hatte zuletzt immer wieder betont, Gespräche über Vertragsverlängerungen erst nach dem Klassenerhalt zu führen. Doch Ostrzolek, den der HSV gerne zu geringeren Konditionen gehalten hätte, fuhr zweigleisig und schließt sich nun dem "kleinen HSV" an. In Hamburg bezog der 2014 für 2,75 Millionen Euro aus Augsburg verpflichtete Verteidiger ein Jahressalär von geschätzten 1,4 Millionen Euro. Ob er in Hannover mit vergleichbaren Bezügen entlohnt wird, ist unklar.
Ostrzolek verdrängte Brasilianer auf die Bank
Bereits im Winter hatte Ostrzolek in einem Abendblatt-Interview seinen Abschied aus Hamburg angedeutet. "Natürlich kann ich mir vorstellen, beim HSV zu verlängern. Aber es hängen viele Faktoren davon ab. Ich bin ein ehrgeiziger Typ, der immer spielen will und sich nicht damit zurechtfindet, auf der Bank zu sitzen. Nur den Vertrag zu verlängern, weil der HSV ein geiler Verein ist und Hamburg eine geile Stadt, ist nicht mein Ding", sagte er damals.
Trotz millionenschwerer Neuzugänge während der Saison wie Douglas Santos (6,5 Millionen Euro) und Walace (9,2 Millionen Euro) erkämpfte sich Defensiv-Allrounder Ostrzolek unter Trainer Markus Gisdol einen Stammplatz. Egal, ob hinten links in der Viererkette oder im defensiven Mittelfeld – der gelernte Linksverteidiger war unter Gisdol gesetzt. So kommt Ostrzolek, den Gisdol als "Allzweckwaffe" bezeichnete, in dieser Saison auf 28 Pflichtspieleinsätze, von denen er 27-mal in der Startelf stand.
Bei seinem nächsten Auftritt im Volksparkstadion tritt Ostrzolek als Gast an. "Wir wünschen ihm bei seiner neuen Station alles Gute und freuen uns auf das Wiedersehen in der Bundesliga", so Todt.