HSV-Trainer bricht erstmals auf einer Pressekonferenz emotional aus und springt für den kriselnden Stürmer Wood in die Bresche.

Hamburg. Normalerweise verläuft die Pressekonferenz des HSV immer nach dem gleichen Muster. Konfrontiert mit Fragen der Reporter und wohl wissend, welche Tragweite seine Aussagen haben können, antwortet Trainer Markus Gisdol stets bedächtig und souverän. Dabei scheut er großes Risiko wie beispielsweise BVB-Coach Thomas Tuchel, der mit seinen Aussagen gerne mal polarisiert. Gisdol präsentiert sich anders. Er wirkt fast schon abgeklärt und lässt sich für gewöhnlich nicht viel entlocken.

Doch am heutigen Donnerstag geschah ein Novum. Gisdol sah sich gezwungen, seinen Spieler Bobby Wood in aller Form vor den Medienvertretern zu verteidigen. „Haben Sie Hoffnung, dass Bobby Wood aus dem Loch, in dem er zuletzt steckte, herauskommt und zu alter Form findet?“, lautete die Frage eines Journalisten, auf die der Trainer etwas gereizt reagierte.

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    Gisdol: Wood kann Leistung nicht stabil bringen

    Schon als er den Namen Bobby Wood hörte, verfinsterte sich Gisdols Miene. Er nickte kurz und blickte auf den Boden. Zum Ende der Fragestellung runzelte sich auch seine Stirn. Als er dann endlich antworten durfte, holte Gisdol erst einmal tief Luft – und begann seinen Emotionsausbruch. „Schön, dass Sie mich zu Bobby ansprechen. Da kann ich auch mal ganz gut was loswerden“, so Gisdol.

    „Wir haben einen Spieler, der in dieser Saison leistungsmäßig wahnsinnig explodiert ist, letztes Jahr aber noch in der Zweiten Liga gespielt hat. Und jetzt wird er auf einmal wie ein Topspieler eingestuft“, kritisierte der HSV-Coach. „Er kann diese Leistungen aber nicht stabil bringen, er ist ein junger Kerl.“

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      Wood spielt mit Schmerzmitteln

      Wood ist seit 619 Minuten ohne Tor. Seinen letzter Treffer – zugleich sein einziger in der Rückrunde – erzielte der US-Nationalstürmer beim 2:1-Heimsieg gegen Borussia Mönchengladbach Mitte März. „Er trainiert und spielt seit Wochen mit Schmerzmitteln und beißt sich durch“, verriet Gisdol Woods aktuellen Fitnesszustand, ohne dabei auf dessen genaue Verletzung eingehen zu wollen. Bekannt ist, dass der 24-Jährige im April das Nordderby bei Werder Bremen wegen einer Kniereizung verpasste, die ihm nach Abendblatt-Informationen noch immer Probleme bereitet.

      Wood (r.) ist für HSV-Trainer Markus Gisdol trotz seiner Formkrise unverzichtbar
      Wood (r.) ist für HSV-Trainer Markus Gisdol trotz seiner Formkrise unverzichtbar © Witters/UweSpeck

      „Bobby arbeitet richtig hart und vorbildlich für die Mannschaft, auch wenn er nicht trifft. Ich tue mich schwer damit, so einen Spieler zu kritisieren“, gab Gisdol den anwesenden Reportern mit auf den Weg. „Ich weiß, welche wichtige Rolle er für die Mannschaft einnimmt.“

      Gisdol: Wood kann den HSV nicht alleine retten

      Gegen Mainz schoss Wood nicht einmal aufs Tor, spulte gerade einmal 8,7 Kilometer ab, hatte lediglich 36-mal den Ball und verlor mehr als jeden zweiten Zweikampf. Gisdol glaubt dennoch daran, dass der Angreifer wieder eine Hauptrolle im HSV-Spiel einnehmen kann. „Er wird in den nächsten zwei Spielen wieder wichtig sein und dann, wenn es zählt, auch wieder seine Tore schießen.“

      Der Trainer unterstrich aber auch, dass der HSV seine Hoffnungen auf den Klassenerhalt nicht alleine in die Hände eines einzigen Sommer-Neuzugangs stecken sollte, der letzte Saison eine Spielklasse tiefer 17 Tore für Union Berlin schoss. „Er kann nicht aus der Zweiten Liga kommen und dann ganz alleine den HSV retten. Das funktioniert nicht, da sind alle gefragt.“

      Das Lachen hat Gisdol aber trotz seines emotionalen Ausbruchs nicht verlernt. „Jetzt habe ich bei der ganzen Emotion den ersten Teil der Frage vergessen“, sagte Gisdol mit einem breiten Grinsen zum Abschluss seiner Klarstellung.