Gisdol spricht Machtwort bei Djourou und hofft auf Müller. Trainer klagt über Sonntagsspiele, hat recht und widerspricht sich dennoch.
HSV hebt Fahnenverbot stillschweigend auf
Die 53.915 Zuschauer im Volksparkstadion staunten nicht schlecht, als beim 0:0 gegen Mainz auf der Nordtribüne plötzlich Fahnen und Banner zum Einsatz kamen. Dabei hatte der HSV den Ultras doch eigentlich genau das verboten. Rückblick: Nach den Vorfällen beim vorherigen Heimspiel gegen Darmstadt (1:2) sorgte der Einsatz von Pyrotechnik für eine Spielunterbrechung. Die Aktion wurde sogar von den eigenen Fans kritisch gesehen und mit Pfiffen quittiert. Der HSV verhängte im Anschluss "bis auf Weiteres" ein Fahnen-, Choreografien- und Spruchbänderverbot.
Doch offensichtlich hielt die Angabe "bis auf Weiteres" nicht mal mehr bis zum nächsten Heimspiel. Denn anstelle eine klare Kante gegen das vereinsschädigende Verhalten einzelner Anhänger zu zeigen, scheint der HSV stillschweigend auf Kuschelkurs mit den Ultras zu gehen.
So durften die treusten Anhänger die Mannschaft laut "Bild" in der vergangenen Woche im Trainingslager in Rotenburg besuchen. Der HSV scheint sich davon bedingungslose Unterstützung von den Rängen zu erhoffen. An den Fans lag es zumindest nicht, dass die Hanseaten zwei Spieltage vor Saisonende weiter auf einem Relegationsplatz festsitzen.
Gisdol schließt Djourou-Begnadigung aus
Markus Gisdol hat trotz der Personalnot in der Innenverteidigung eine Begnadigung des suspendierten Ex-Kapitäns Johan Djourou ausgeschlossen. „Nein, die Tür ist zu. Die Entscheidung, die wir getroffen haben, steht“, stellte der Trainer klar. Defensiv-Allrounder Gideon Jung werde am Sonnabend bei Schalke 04 für den Gelb-gesperrten Mergim Mavraj in der Abwehrzentrale auflaufen. „Er hat sich gegen Mainz sehr zweikampfstark präsentiert“, so Gisdol.
Gisdol hofft auf Müller und Ekdal
Kehren die im Mittelfeld so schmerzlich vermissten Nicolai Müller (Innenbandriss) und Albin Ekdal (Muskelbündelriss) für das Saisonfinale gegen Wolfsburg (20. Mai, 15.30 Uhr) zurück? „Ich hoffe, dass beide spätestens nächste Woche voll ins Mannschaftstraining einsteigen können“, sagte Gisdol, der seit einigen Wochen auf Stratege Ekdal und den torgefährlichen Flügelflitzer Müller verzichten muss. Die kommende Partie gegen Schalke kommt für die beiden Profis aber noch zu früh.
Wenig Hoffnung besteht hingegen bei Torhüter René Adler auf eine schnelle Rückkehr nach seinem Rippenbruch: „Bei René stehen diese Woche noch Untersuchungen an“, erklärte Gisdol, dem in Christian Mathenia aber einen formstarken Vertreter zur Verfügung steht.
HSV-Trainer erneuert positive Bewertung
Trotz der Kritik von den eigenen Fans hebt Gisdol auch am Tag nach der Nullnummer gegen Mainz das Positive aus dem verpassten Heimsieg gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf hervor. „Auch wenn der Punkt wenig erscheint, hat er uns in eine gute Ausgangsposition gebracht, die sich bei einer Niederlage dramatisch verschlechtert hätte.“
Für die Vorbereitung auf das vorletzte Saisonspiel bei Schalke schließt Gisdol ein erneutes Kurz-Trainingslager aus. Eine entsprechende Frage verneinte der Coach. „Wir können so was ja nicht jede Woche machen“, so Gisdol, der aus dem Ruhrpott etwas mitnehmen will. „Wenn wir die Basis von gestern – die Leidenschaft, mit der wir verteidigt haben – mit nach Schalke nehmen, haben wir einen Vorteil.“
Ärger über zu viele Sonntagsspiele
Wird der HSV im Abstiegskampf durch den Spielplan der DFL benachteiligt? „Es ist das x-te Mal, dass wir sonntags nachlegen mussten“, klagte Gisdol nach dem Remis gegen Mainz an. Tatsächlich mussten die Hanseaten in der Rückrunde fünfmal – und damit überdurchschnittlich häufig – an einem Sonntag antreten. Zum Vergleich: Die Konkurrenz aus Augsburg (4), Mainz (4) und Wolfsburg (2) durfte seltener am ungeliebten Sonntag spielen.
Gisdols Aussagen erscheinen dennoch merkwürdig. Erst vor wenigen Wochen behauptete der Trainer, Partien am Sonntag oder Topspiele am Sonnabend um 18.30 Uhr, wenn die Konkurrenz schon zuvor aktiv war, seien kein Nachteil. Nun rudert der Coach zurück.
Zumindest diese Saison muss Gisdol aber keine weiteren Sonntagsspiele fürchten. An den letzten beiden Spieltagen werden alle Partien am Sonnabend um 15.30 Uhr ausgetragen – um einen fairen Wettbewerb zu gewährleisten.
HSV verpasst Sieg gegen Mainz im Abstiegskampf
HSV erreicht Liga-Bestwert
Auch wenn die Hamburger auf das Relegations-Triple in den vergangenen vier Jahren zusteuern, ist nicht alles schlecht beim HSV. Beim unansehnlichen 0:0 gegen Mainz entschied die Gisdol-Elf 101 von 197 Zweikämpfen für sich und knackte damit als erste Mannschaft der laufenden Saison die Schallmauer von 100 gewonnen Zweikämpfen.
Das Problem beim HSV ist aber auch nicht die fehlende Intensität in den Zweikämpfen, sondern vielmehr das kreativlose Passspiel und ein unstrukturierter Spielaufbau. So brachte Innenverteidiger Kyriakos Papadopoulos nur 20 Prozent seiner 20 Zuspiele an den eigenen Mann – ein erschreckender Wert.
Arp holt Elfmeter bei U-17-Sieg heraus
Das umworbene HSV-Talent Fiete Arp ist mit der deutschen U-17-Nationalmannschaft bei der EM in Kroatien auf Viertelfinalkurs. Das Nachwuchsteam gewann auch das zweite Gruppenspiel mit 3:1 gegen Serbien. Stürmer Arp ging diesmal leer aus, holte aber den Elfmeter zum wichtigen 1:0 heraus. Am Mittwoch gegen Irland (12 Uhr) geht es für die Mannschaft von Trainer Christian Wück um den Gruppensieg.