Spieler und Verantwortliche reden sich das 0:0 gegen den direkten Konkurrenten schön – für die meisten Fans unverständlich.
Hamburg. Ist dem HSV der große Befreiungsschlag im Abstiegskampf gelungen oder hat die Mannschaft mit dem 0:0 zu Hause gegen den direkten Konkurrenten aus Mainz den Sprung vom Relegationsplatz verpasst? Hört man sich die Aussagen der Hamburger an, können Zweifel über den korrekten Spielausgang aufkommen.
„Kämpferisch war es eine gute Leistung. Dieser Auftritt macht zuversichtlich, es war ein großer Schritt nach vorne“, meinte Sportchef Jens Todt. „Wir haben eine klare Reaktion auf das Augsburg-Spiel gezeigt und die Attribute an den Tag gelegt, um diese große Hürde zu nehmen“, befand Abwehrchef Mergim Mavraj, der nahezu jeden Ball hoch und weit aus der eigenen Hälfte zum Gegner oder ins Aus bolzte.
Einzig Markus Gisdol schaffte trotz Schönrederei Klarheit über das Endergebnis. „Dieser Punkt könnte noch Gold wert sein“, hofft der Trainer, der am Montag nachlegte: "Auch wenn der Punkt wenig erscheint, hat er uns in eine gute Ausgangsposition gebracht."
Fans kritisieren Todt für Aussagen
Die Aussage von Todt verbreitete der HSV sogar über seinen vereinseigenen Twitter-Kanal, was unter den hanseatischen Fans eine Welle der Kritik auslöste. „Das soll „gut“ gewesen sein?!“, kommentierte etwa Sönke Dahl. „Dieser Auftritt macht eher depressiv“, ergänzte der User „Luka FK“ und „Michael Zerling“ fragte die Club-Verantwortlichen: „Glaubt ihr das eigentlich selbst?“
Ähnlich fiel auch die Reaktion der Fans zu dem Facebook-Post des HSV aus, in dem der Verein von einem „großen Kampf“ schrieb. „Wieder mal eine grottenschlechte Leistung und ein fußballerischer Offenbarungseid. Keine Chancen, kein Passspiel und das gegen einen direkten Konkurrenten im Volkspark. Da fehlen einem echt die Worte...“, so das niderschmetternde Urteil von HSV-Anhänger Hamel Villeneuve. Der User „Marcus LA“ bescheinigte Todt gar einen „völligen Realitätsverlust“. Und auch Domenik Günther meinte, die Leistung des Noch-Bundesliga-Dinos sei „eine absolute Frechheit“ gewesen.
Jeder zweite HSV-Pass landete beim Gegner
Auch wenn Gisdol von einer „optischen Überlegenheit“ sprach, tauchte wenn dann Mainz gefährlich vorm Tor auf. Torhüter Christian Mathenia rettete seine Mannschaft einige Male vor dem Rückstand, während seine Vorderleute nur eine halbe Chance durch Filip Kostic entgegenzusetzen hatten. Dem HSV gelang spielerisch wenig bis gar nichts. Eine Fehlpassquote von 47 Prozent spricht für sich.
Kommentar: Bitte schön spielen statt schön reden
„Das sind Spiele, die haben mit Fußball wenig zu tun. Wir haben auch viele junge Burschen auf dem Platz, die mit der außergewöhnlichen Situation erstmal klarkommen müssen. Man hat gesehen, dass keiner einen Fehler machen wollte“, sagte Gisdol, dessen Elf sich immer wieder nur mit langen Bällen, die beim Gegner landeten, zu helfen wusste. „Kämpferisch war es besser als letze Woche. Ansonsten nur hoch und weit. Lasst den Ball mal am Boden“, wünscht sich HSV-Fan Michael Kujas bei Twitter.
Für Gisdol ist es hingegen keine Überraschung, dass der HSV mit dem Rücken zur Wand spielerisch nicht überzeugen kann. „Ich glaube, dass viele Normalsterbliche sich schon beim Betreten des Platzes die Beine brechen würden“, sagte der Trainer, als er auf den Druck für die Spieler angesprochen wurde. "Wenn du dieses Spiel verlierst, bist du fast schon weg – machen wir uns nichts vor."
HSV verpasst Sieg gegen Mainz im Abstiegskampf
Doch der Druck wird von Woche zu Woche eher größer als geringer. Gewissheit hat der HSV nur in einem Punkt: Nach dem Unentschieden gegen Mainz wird der Kampf gegen den Abstieg erst am letzten Spieltag entschieden.