Ex-Trainer spricht von “Traurigkeit“ und schildert die Hintergründe über sein Zerwürfnis mit dem damaligen Club-Boss Beiersdorfer.
Hamburg. Ex-HSV-Trainer Bruno Labbadia hat im vergangenen Sommer noch vor seiner Entlassung an einen Rücktritt beim Bundesliga-Dino gedacht. Das erzählte der 51-Jährige am Mittwochabend im ARD-“Sportschau-Club“. „Ich habe in der Saison-Vorbereitung gespürt, dass ich aufhören sollte. Für mich selber war die Entscheidung eigentlich gefallen. Ich habe mich dann aber noch umstimmen lassen“, so Labbadia, der auch erklärte, warum er letztlich doch beim HSV blieb. „Der hauptsächliche Grund, warum ich nicht hingeworfen habe, war die Mannschaft. Ich wollte sie nicht im Stich lassen.“
Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach seiner Entlassung beim HSV im September 2016 plauderte Labbadia im Gespräch mit Moderator Alexander Bommes über die Hintergründe, warum er sich im Sommer mit Club-Boss Dietmar Beiersdorfer überworfen hatte. „Entscheidend war der Bruch durch unterschiedliche Meinungen über die Transferpolitik“, schilderte der Fußballlehrer zu später Stunde und fesselte damit immer noch 3,68 Millionen Zuschauer vor den TV-Geräten. Das entsprach einem Marktanteil von 20,7 Prozent.
Labbadia wollte Aogo und bekam Halilovic
Tatsächlich machte sich Labbadia intern für die Transfers des Ex-Hamburgers Dennis Aogo und Roman Neustädter vom FC Schalke 04 stark, doch Beiersdorfer setzte ihm das kroatische Talent Alen Halilovic vor die Nase. Am letzten Tag der Transferperiode verpflichtete der damalige Interims-Sportchef Beiersdorfer Linksverteidiger Douglas Santos – ohne Absprache mit dem Trainer. „Dieser Kampf hat mich Kraft gekostet, die ich für die Mannschaft gebraucht hätte“, sagte Labbadia.
Kommentar: Labbadias TV-Auftritt legt die Fehler des HSV offen
Während der für fünf Millionen Euro vom FC Barcelona verpflichtete Halilovic inzwischen zurück nach Spanien an Las Palmas verliehen wurde, kommt Santos unter Labbadia-Nachfolger Markus Gisdol nur noch sporadisch zum Einsatz. Möglich waren beide Transfers – wie in den letzten Jahren so häufig beim HSV – nur durch Geldgeber Klaus-Michael Kühne. Für Labbadia ein zweifelhaftes Konstrukt. „Wenn man einen Investor reinholt, ist es immer schwer. Man darf sich nicht abhängig machen. Das Geld kam auch erst relativ spät.“
Labbadia: „HSV? Ich bin traurig“
Nach einem miserablen Saisonstart mit nur einem Punkt aus fünf Spielen musste Labbadia schließlich gehen, was dem Retter in der Relegation 2014/15 gegen Karlsruhe noch immer wehtut. „Wenn ich an den HSV denke, kommt eine Traurigkeit auf. Wir waren auf einem guten Weg und haben das Unmögliche möglich gemacht. Doch dann wollte man zu schnell an Dinge ran, die man fünf, sechs Jahre falsch gemacht hat.“
Labbadia hofft auf HSV-Klassenerhalt
Beiersdorfer, der Labbadia schon Wochen vor seiner Beurlaubung in der Öffentlichkeit nicht mehr den Rücken gestärkt hatte, wurde im Dezember ebenfalls entlassen und durch Heribert Bruchhagen ersetzt. Mit der neuen Club-Führung um Gisdol, Bruchhagen und Sportdirektor Jens Todt begann die sportliche Aufholjagd, die den HSV wieder an den Klassenerhalt glauben lässt.
Für die Zukunft wünscht Labbadia dem HSV nur das Beste, verbunden mit der Bundesligazugehörigkeit. „Ich wünsche mir, dass der HSV drin bleibt.“