Hamburg. Hamburger geraten durch die Niederlage gegen den Letzten wieder tief in den Abstiegsstrudel. Nun drohen noch zwei Ausfälle.
Die Heimserie ist gerissen, der HSV steckt wieder mittendrin im Abstiegskampf. Ausgerechnet in Hamburg hat der Tabellenletzte Darmstadt 98 seinen ersten Auswärtssieg der laufenden Saison erkämpft, den nahezu perfekten Abstieg aus der Bundesliga um eine weitere Woche aufgeschoben. Die Mannschaft von Trainer Torsten Frings gewann am 30. Spieltag überraschend mit 2:1 (0:0) bei enttäuschenden Hamburgern.
"Wir haben uns das natürlich ganz anders vorgestellt", gestand Trainer Markus Gisdol. "Man hat meiner Mannschaft angemerkt, dass sie schwer ins Spiel gekommen ist, ein bisschen gelähmt war gegen eine Mannschaft, die nichts mehr zu verlieren hat. Wir haben viele falsche Entscheidungen getroffen, insgesamt war es keine gute Leistung."
Kapitän Aytac Sulu (51.) und Felix Platte (53.) trafen mit einem Doppelschlag für die Lilien kurz nach der Pause und vergrößerten damit gleichzeitig die Abstiegssorgen an der Elbe wieder massiv. Der geschockte HSV, der zuvor neun Spiele in Serie im Volksparkstadion ungeschlagen geblieben war, blieb fast alles schuldig, kam nur noch durch ein Eigentor von Fabian Holland (90.+3) zum Anschlusstreffer.
HSV gegen Darmstadt – die Bilder des Spiels
Vor 56.132 Zuschauern begann die Partie mit einer unschönen Szene. HSV-Fans hatten eine Rauchbombe und Böller gezündet, Schiedsrichter Sascha Stegemann (Niederkassel) unterbrach das Spiel für rund drei Minuten. Ihrer Mannschaft haben die Zündler damit einen Bärendienst erwiesen, wie Torwart Christian Mathenia später bemerkte: "Wir sind durch die Unterbrechung aus dem Rhythmus gekommen."
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Trotzdem übernahmen die Hamburger, bei denen Gisdol nach der Niederlage im Nordderby bei Werder Bremen wieder auf seinen Topangreifer Bobby Wood sowie Abwehrchef Kyriakos Papadopoulos bauen konnte, die Kontrolle. Die ganz zwingenden Chancen blieben aber zunächst aus.
Gefährlich wurde es vor allem dann, wenn Linksaußen Filip Kostic Tempo aufnahm und mit seinen Hereingaben die 98-Defensive forderte. Doch sowohl Wood als auch Aaron Hunt (14.) brachten sein Zuspiel nicht im Darmstädter Tor unter. Und auch nicht 98-Verteidiger Patrick Banggaard, der nach einer Kostic-Flanke fast ein Eigentor erzielt hätte (36.). Auf der anderen Seite zeigte Darmstadt Biss, allerdings fehlte den Hessen auch lange die nötige Durchschlagskraft – HSV-Leihgabe Sven Schipplock und Sidney Sam saßen zunächst auf der Bank.
Sulu und Platte bestrafen die schläfrige Abwehr
Mit der Zeit erhöhte der HSV den Druck, die Hausherren wurden auch spielerisch besser und lauerten auf Lücken in der Darmstädter Defensive. Doch Aaron Hunt und Co. fanden sie zunächst nicht. Die beste Hamburger Gelegenheit im ersten Durchgang hatte fast noch der Darmstädter Patrick Banggaard mit einem etwas verunglückten Klärungsversuch (36.). Pech allerdings, dass Stegemann nach plumpen Darmstädter Trikotzupfern im Strafraum dem HSV gleich zwei durchaus nicht unberechtigte Elfmeter verweigerte.
Nach dem Wechsel bestraften Sulu und Platte die schläfrigen Hamburger mit den ersten echten Möglichkeiten der Gäste. Sulu reagierte nach einer Ecke im Durcheinander am schnellsten und drückte den Ball über die Linie, nur Sekunden später leistete sich Mergim Mavraj beim HSV einen schlimmen Fehlpass. Darmstadt schaltete konsequent um, Mathenia war beim Schuss von Platte noch am Ball, doch das 0:2 konnte er nicht mehr verhindern.
Fällt jetzt auch Mathenia aus?
Doppeltes Pech für die Hamburger, dass Rechtsverteidiger Dennis Diekmeier mit Mathenia zusammenprallte und angeschlagen ausgewechselt werden musste. Für ihn kam Bakery Jatta, der sein Bundesliga-Heimdebüt gab. Auch Mathenia klagte nach dem Spiel noch über Knieschmerzen. Sollte nach René Adler (Rippenbruch) nun auch die Nummer zwei ausfallen, hätte der HSV ein echtes Problem im Tor.
In der Folge warf der HSV in seiner Verzweiflung alles nach vorne und kam auch zu Möglichkeiten. Wood (65.) und der eingewechselte Michael Gregoritsch (71.) vergaben aber aus aussichtsreicher Position.
HSV in Augsburg gefordert – ohne Kostic
"Wir sind überglücklich, endlich auswärts gepunktet zu haben. Und das auch noch gegen den HSV, der zu Hause zuletzt einen Lauf hatte – das macht es umso schöner", sagte "Lilien"-Trainer Torsten Frings, "wir hatten einen klaren Plan, den wir von Anfang bis Ende durchgezogen haben."
Immerhin: Auch die Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt konnten diesmal nicht gewinnen, nur Mainz holte in München einen unerwarteten Punkt. Der HSV bleibt somit als Tabellen-15. noch einen Zähler vor dem FC Augsburg auf Relegationsplatz 16. Bei ebenjenen Augsburgern müssen die Hamburger am 30. April (15.30 Uhr) antreten – und das ohne Kostic, der gegen Darmstadt früh die fünfte Gelbe Karte sah. Somit könnte Jatta in Augsburg zu seinem Startelfdebüt für den HSV kommen.
"Wir bleiben auch nach diesem Rückschlag bei uns, wir bleiben positiv", versicherte Lewis Holtby, "und wir sind sicher, dass wir das schaffen."