Hamburg. HSV-Trainer Gisdol warnt vor Bundesliga-Schlusslicht Darmstadt. Auch Ex-Coach Sözer erwartet ein enges Match.

Markus Gisdol hat ein neues Lieblingswort. Es ist vier Buchstaben lang und eigentlich ziemlich kurz: Nein. Ein klares, deutliches Nein.

Der Trainer des HSV ist in seiner mittlerweile fast sieben Monate langen Amtszeit bislang zwar nicht gerade als Nein-Sager in Erscheinung getreten. Doch am Donnerstag, zwei Tage vor dem Heimspiel gegen Bundesliga-Schlusslicht Darmstadt 98 am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky und Abendblatt-Liveticker), sah sich Gisdol mehrfach genötigt, ein klares Nein auszusprechen.

Ob die ungewohnte Favoritenrolle gegen die auswärts noch punktlosen Hessen ein Thema in der Mannschaft sei, wurde Gisdol auf der offiziellen Pressekonferenz gefragt. Seine unmissverständliche Antwort: „Nein.“ Ob er der These zustimmen würde, dass der HSV nach den nächsten drei Spielen gegen Darmstadt, Augsburg und Mainz wissen werde, in welcher Liga er in der kommenden Saison spielt? Noch ein deutliches „Nein“. Ob die Gefahr bestehe, dass der HSV das Spiel am Sonnabend unterschätzen könnte? Und nochmal: „Nein.“

Nein, nein, nein. „Es besteht die Gefahr, dass die Zuschauer am Sonnabend ins Stadion gehen und einen einfachen Sieg erwarten“, sagte Gisdol. „Aber diesen einfachen Sieg wird es nicht geben.“

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    Der HSV-Trainer steht vor einer großen Herausforderung. Denn tatsächlich erwarten alle Hamburger Zuschauer, die am Sonnabend ins Volksparkstadion gehen, einen HSV-Sieg. Und mit dieser Erwartungshaltung steht der Club in diesem Jahr vor einer neuen Situation. Vier Heimspiele hat der HSV zuletzt in Folge gewonnen. 1:0 gegen Hertha, 2:1 gegen Mönchengladbach, 2:1 gegen Köln, 2:1 gegen Hoffenheim. Spiele, in denen die eigenen Fans nicht unbedingt einen Sieg erwartet hatten. Am Sonnabend ist alles anders.

    „Der Druck liegt sicherlich beim HSV, der gewinnen muss. Wir haben nichts zu verlieren und können befreit aufspielen“, sagt Darmstadts Trainer Torsten Frings. Die Lilien stehen als erster Absteiger praktisch fest und sind es auch offiziell, sollte nicht der erste Auswärtssieg gelingen.

    „Der HSV muss, Darmstadt will. Das ist eine brisante Konstellation“, sagt ein Mann, der sich mit beiden Clubs sehr gut auskennt: Eddy Sözer. Der 48-Jährige war von 2002 bis 2007 fünf Jahre lang als Trainer bei Darmstadt 98 tätig. Dort führte ihn der Weg mit Bruno Labbadia zusammen, für den er seitdem als Co-Trainer arbeitet. Zuletzt waren die beiden bis Ende September beim HSV tätig. Sözer verfolgt die Bundesliga noch intensiv, insbesondere seine Ex-Clubs. Auch er erwartet für den HSV das schwerste Spiel der Rückrunde: „Darmstadts Team lebt und ist total konkurrenzfähig. Sie gehen in jedes Spiel, als wäre es ein Pokalfight.“

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      Gisdol hält an Spielidee fest

      Sözer und Labbadia waren noch verantwortlich, als der HSV vor ziemlich genau einem Jahr zu Hause gegen den damaligen Aufsteiger verlor. Nach dem 1:2 im April 2016 hatten die Hamburger 34 Punkte nach 29 Spieltagen auf dem Konto. In diesem Jahr sind es zum selben Zeitpunkt 33 Zähler. Und doch ist vieles anders. Zum damaligen Zeitpunkt hatte der HSV bereits sieben Heimspiele verloren, allesamt gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte.

      Nun ist der HSV eines der heimstärksten Teams der Liga, das am Sonnabend allerdings erst beweisen muss, dass es im eigenen Stadion auch gegen eine tief stehende Mannschaft Lösungen findet. Trainer Gisdol will an seiner Spielidee festhalten, mit der er gegen die offensivstarken Teams zuletzt erfolgreich war: Balleroberungen, schnelles Umschalten, Gegenpressing.

      „Das Gegenpressing kann auch gegen defensive Mannschaften das entscheidende Mittel sein. Wenn du den Ball nur ständig hin- und herschiebst und den Gegner bewegst, wirst du nicht viele Torchancen haben“, sagt Gisdol und spricht das Problem an, das der HSV vor einem Jahr in Heimspielen hatte. Statt auf einen Spielaufbau mit viel Ballbesitz setzt Gisdol auf das Erobern von zweiten Bällen in der gegnerischen Hälfte, um dann gegen einen ungeordneten Gegner schnell zum Abschluss zu kommen. „Gerade in solchen Spielen sind die Gegenpressingsituationen ein guter Schlüssel“, sagt Gisdol.

      Sözer glaubt an HSV-Klassenerhalt

      Der ehemalige Co-Trainer Eddy Sözer erwartet ein ganz enges Spiel, in dem die Zuschauer erneut den Unterschied ausmachen könnten. Den HSV sieht Sözer in der Clubführung und der Kaderzusammenstellung in diesem Jahr gut aufgestellt. „Der HSV hat im Winter den Kader entscheidend korrigiert. Kyriakos Papadopoulos reißt das Team mit seinen Emotionen mit. Mergim Mavraj ist ein Leader, der sehr viel Ruhe ausstrahlt“, sagt Sözer, der Mavraj noch in der Darmstädter U 19 trainierte. Der Verteidiger sei nun eine der großen Stützen.

      Die Frage, ob sich der HSV in der Liga hält, beantwortet Sözer im Übrigen mit einem klaren Ja: „Davon bin ich überzeugt.“