Der Ex-HSV-Spieler sieht zudem erhebliche Probleme bei einem neu dazugewonnenen Abstiegskonkurrenten.
Hamburg. Nicolai Müller war auch beim Jubeln der Schnellste. Mit dem Schlusspfiff nach dem 1:0-Sieg gegen Hertha BSC ballte der sprintstarke Rechtsaußen beide Fäuste und strahlte ansteckend um die Wette. Es dauerte nicht lange, da zogen seine Mannschaftskollegen nach. Auf den Rängen lagen sich die Fans vor Freude in den Armen und man hatte den Eindruck, der Klassenerhalt sei schon geschafft. Trotz des dreckigen, aber verdienten Sieges steht der HSV zwar weiterhin auf dem Relegationsplatz, doch der Erfolg ist viel mehr wert als nur drei Punkte. Die Hanseaten sind mittlerweile sechs Bundesligaspiele vor eigenem Publikum ungeschlagen und senden ein wichtiges Signal an die Konkurrenz: Der Volkspark ist wieder eine Festung.
Vor dieser Serie sah das noch ganz anders aus. Mit der 2:5-Heimpleite im November gegen Borussia Dortmund war der vorläufige Tiefpunkt erreicht. Die Mannschaft wurde von den eigenen Fans verhöhnt. Gerade mal ein mickriges Pünktchen holte der HSV in den ersten fünf Versuchen im Volksparkstadion – kein Bundesligist war erfolgloser vor heimischer Kulisse. Doch seitdem läuft es deutlich besser für den HSV und Spieler und Fans bilden wieder eine Einheit, die auch durch das 0:8-Debakel in München nicht geschwächt wurde.
Todt und Schnoor loben HSV-Fans
„Ganz wichtig sind die Fans, dass die nicht umschwenken und nach zehn Minuten anfangen zu pfeifen. Sonst hast du kein Selbstvertrauen mehr und die Beine werden schwer. Ist die Stimmung weiter so wie jetzt, wirst du die nötigen Punkte zu Hause ganz schnell holen“, ist sich Schnoor bei „Matz ab live“ sicher. „Wir wollen das Stadion zur Festung ausbauen. Die Gegner sollen wissen, dass es nicht leicht ist, hier etwas zu holen“, legte Sportchef Jens Todt am Montag nach.
Nach dem „harten Stück Arbeit“, wie Gisdol den Sieg gegen Hertha am Sonntag bezeichnete, hat der HSV den Anschluss zu den Nicht-Abstiegsplätzen hergestellt. Wolfsburg (-13) steht als Tabellen-15. nur dank der besseren Tordifferenz vor dem HSV (-23). „Wir sind eine Heimmacht und können uns damit Respekt verschaffen“, sagte Mittelfeldkämpfer Lewis Holtby. „Wir haben einen Schulterschluss mit den Fans. Das ist eine gute Bedingung für unseren Abstiegskampf“, erklärte Sportchef Jens Todt.
Schnoor: Schalke kriegt Probleme
Durch den Heimsieg hat der HSV eine weitere Mannschaft in die bedrohliche Abstiegszone aufgenommen: Schalke 04 liegt mit 27 Punkten gerade mal vier Zähler vor den Hamburgern. „Du hast jetzt Schalke mit reingeholt. Und die können noch ein richtiges Problem kriegen, weil sie vom Kopf her nicht auf Abstiegskampf eingestellt sind“, so Schnoor, der den Königsblauen die Grundtugenden des Klassenkampfes abspricht. „Ich glaube, die Mannschaft kann es auch von der Mentalität her nicht.“
Nicht nur der ehemalige, sondern auch ein aktueller HSV-Profi sieht darin einen Vorteil für den Bundesliga-Dino. „Wir haben andere Mannschaften dazugeholt, die es nicht erwartet hatten“, sagte Aaron Hunt, der gegen Berlin erneut einer der besten Akteure auf dem Platz war.
HSV siegt im Volkspark gegen Hertha BSC
Schon am nächsten Spieltag kann der HSV den Druck auf die Konkurrenz weiter erhöhen. Denn die Festung Volksparkstadion lädt zum nächsten Heimspiel ein, wenn die Borussia aus Mönchengladbach nach Hamburg kommt (Sonntag, 17.30 Uhr im Abendblatt-Liveticker). Da Wolfsburg parallel beim Zweiten RB Leipzig antritt, könnte der HSV nicht nur in der Heimtabelle klettern.