Hamburg. Vom Stammspieler rutschte er zum Beinah-Verkauften in der sportlichen Hierarchie ab. Nun feiert der HSV-Profi ein kleines Comeback.

Ein HSV-Profi hat unterdessen Hoffnung auf einen auch für ihn positiven Saisonverlauf. Es ist ein seltsamer Weg, den Aaron Hunt (30) in dieser Saison beim HSV genommen hat. Vom Stammspieler rutschte der frühere Bremer und Wolfsburger zum Ausgemusterten und Beinah-Verkauften in der sportlichen Hierarchie herab. In der Winterpause „war er eigentlich schon weg“, wie Beobachter sagen, quasi schon transferiert zu einem türkischen Verein.

Und was machte Hunt, nachdem er bei Bruno Labbadias Nachfolger Markus Gisdol praktisch keine Rolle mehr spielte? Seinen Job. Hunt trainierte, Hunt lief, Hunt passte. Und irgendwann traf Hunt das Tor, nachdem er wegen Verletzungssorgen des HSV mal wieder in die Mannschaft rotiert worden war.

Gisdol: "Ich habe mir gewünscht, dass er zurückkommt"

Gisdol sagte: „Ich habe mir immer gewünscht, dass er noch mal so zurückkommt. Bis zur Winterpause hat es nicht so richtig funktioniert mit ihm. Besonders im Spiel gegen den Ball hat er den Gegner nicht so attackiert, wie wir uns das wünschen.“ Nachdem der Wechsel in die Türkei geplatzt war habe es ein klärendes Gespräch gegeben. „Wir haben einen Strich unter die Vergangenheit gesetzt und beschlossen, gemeinsam vorwärtszukommen. Ich finde, dass Aaron es seitdem klasse macht und unsere Vorgaben sowohl im Training als auch im Spiel umsetzt. Das Beispiel zeigt, welche Überraschungen manchmal möglich sind. Aaron hat ein Lob verdient.“

Hunt selber sagte nach dem Gladbach-Spiel im DFB-Pokal (1:2), das das Aus für den HSV bedeutete, aber das 0:8 in München zumindest etwas relativierte: „Das tut jedem gut, wenn er regelmäßig spielt. Ich habe in dieser Saison vorne schon überall gespielt. Das ist mir eigentlich egal.“ Denn Hunt musste in der Offensive aushelfen. Oder hat er etwa dauerhaft Filip Kostic verdrängt?

Manche Fans sehen ihn nur als Ex-Bremer

Gegen Freiburg hatte Hunt zuletzt auch in der Bundesliga getroffen. Beim 2:2 hätte er kurz vor Schluss noch einen Elfmeter verwandeln können – scheiterte aber. Manche Fans, die seine Bremer Vergangenheit mit Argwohn zu sehen scheinen, werden ihm das noch lange nachtragen. Der Unterschied zwischen einem und drei Punkten ist im Abstiegskampf am Ende womöglich eine Frage von Bundesliga oder Zweiter Liga.

Hunt blieb nach dem Gladbach-Spiel optimistisch: „Die Fans haben uns super unterstützt. Das haben wir von der ersten Minute an gemerkt. Gerade nach so einem Spiel wie in München ist das nicht selbstverständlich.“ Als erfahrener Kämpe ist einer wie Hunt derzeit für den HSV eigentlich unverzichtbar. Schon vor knapp zehn Jahren traf er für Werder beim 3:2-Sieg in der Champions League über Real Madrid. 2009 gewann er den DFB-Pokal mit den Bremern, 2015 mit den Wolfsburgern.

Hunt meinte jetzt nüchtern: „Wir haben noch genügend Heimspiele.“ Wenn der HSV so wie gegen Gladbach auftrete, „dann mache ich mir keine großen Sorgen.“