Die Ursachen für teilweise drastische Leistungsabfälle erklärt der HSV-Boss in seiner unnachahmlichen Art.

Alen Halilovic, Kerem Demirbay, Jonathan Tah, Per Skjelbred, Tomás Rincón, Milan Badelj – die Liste von Spielern, die beim HSV nie ihr volles Potenzial abrufen konnten, ist lang. Seit Jahren suchen Fans und Club-Veranwortliche nach Erklärungen für dieses Phänomen. Der neue Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen meint nun, die Ursache für den Leistungsabfall einiger Profis erkannt zu haben.

„Ich will’s mal bildlich sagen: Das ist ein Phänomen, mit dem der HSV schon seit 20 Jahren zu kämpfen hat“, sagt Bruchhagen der „Süddeutschen Zeitung“. Laut seiner Theorie hätten in der Vergangenheit vor allem die traditionell üppigen Gehälter zu einer negativen sportlichen Entwicklung geführt. „Wenn ein Spieler in Augsburg oder Mainz 100 D-Mark verdient und er kommt zum HSV und verdient 200 D-Mark, dann ist sein Unterbewusstsein stark angegriffen.“

Bruchhagen erklärt in dem Interview in seiner unnachahmlichen Art, dass die Millionen-Gagen beim Bundesliga-Dino in Kombination mit einer attraktiven Stadt zu Motivationsproblemen geführt hätten. „Dann hat man es ‘geschafft’, die Frau freut sich, wenn sie an der Elbchaussee einkaufen kann, und beim Italiener räumen die Kellner einem den besten Tisch frei. Unbewusst kann so was dazu führen, dass den Spielern ein paar Prozent Willenskraft und Durchsetzungsvermögen fehlen, weil sie vielleicht meinen, sie hätten den sogenannten nächsten Schritt schon gemacht.“

Bruchhagen: Unter mir ändert sich alles

Mit einer kleinen Spitze in Richtung der früheren Vereinsführung macht Bruchhagen außerdem deutlich, dass diese Zeiten beim HSV durch seine Amtsübernahme vorbei sind. „Jetzt haben sie ja mich geholt, also haben sie vom großen Denken Abstand genommen. Das zeigt doch, dass der HSV lernfähig ist“, antwortet der 68-Jährige auf den Hinweis, dass der HSV immer groß denke und auch Matthias Sammer und Thomas Tuchel haben wollte.

Dass chaotische Zustände auf Führungsebene oder ein fehlendes Konzept verantwortlich dafür sein könnten, dass Spieler in Hamburg tendenziell eher schlechter als besser werden, dementiert Bruchhagen erneut vehement. „Aufbau und Struktur dieses Vereins“ finde er „absolut in Ordnung“, betont der Club-Boss. Ähnlich hatte sich Bruchhagen bereits Anfang Januar auf der Mitgliederversammlung des HSV geäußert. „Ich werde es nicht zulassen, dass der HSV nur aufgrund der fehlenden sportlichen Leistungen als Chaos-Verein dargestellt wird“, sagte er damals.