Kühne entwickelt sich vom Investor zum Gönner und unterstützt Bruchhagen, Gisdol zum Chef zu machen. Subotic bleibt im Rennen.
Hamburg. Nun ist auch der neue starke Mann beim HSV in Dubai eingetroffen. Heribert Bruchhagen ist ins Trainingslager am Persischen Golf dazugestoßen, um sich ein Bild von der Mannschaft zu machen. Für Trainer Markus Gisdol, Sportchef Jens Todt und alle HSV-Fans hatte der neue Club-Boss eine frohe Botschaft mit im Gepäck: Gönner Klaus-Michael Kühne wird sein Portemonnaie noch einmal öffnen, damit eine Soforthilfe für das Abwehrzentrum sowie ein weiterer Innenverteidiger und ein Sechser verpflichtet werden können. Das hat ein Gespräch zwischen den beiden mächtigen Männern beim HSV ergeben.
„Herr Kühne steht weiter zum HSV und wünscht sich Kontinuität“, sagte Bruchhagen vielsagend bei seiner Ankunft im Wüstenstaat. Mit ihren Vorstellungen über die strategische Ausrichtung des Clubs liegen Bruchhagen und der Logistikunternehmer offenbar auf einer Wellenlänge. „Der Wunsch nach Kontinuität rennt bei mir offene Türen ein“, so der Vorstandsvorsitzende.
Kühne ist ein Fan von Gisdol
Bereits beim Neujahrsempfang des Hamburger Abendblatts hatte Kühne grundsätzliche Bereitschaft für eine erneute Finanzspritze signalisiert. „Wenn Herr Bruchhagen für so etwas empfänglich ist, dann gerne“, sagte der 79-Jährige am Montag vor dem Gespräch mit Bruchhagen, dem er bei der Veranstaltung erstmals begegnete. Und Bruchhagen, der die Bedeutung Kühnes zuletzt immer wieder herausgestellt hatte, ist empfänglich.
Bei der Gala stellte Kühne auch klar, dass er sein Engagement an die Umsetzung von Gisdols Ideen knüpfe. „Den Trainer unterstütze ich. Der macht seine Sache sehr gut“, sagte der gebürtige Hamburger, der sich in der Vergangenheit über die Übungsleiter seines Lieblingsvereins stets kritisch geäußert hatte. Doch zu Gisdol hat der langjährige HSV-Fan offenbar eine Vertrauensbasis entwickelt. „Ich hoffe, dass das Management ihn lässt. Dann werde ich auch weiter zur Verfügung stehen.“
Gisdols Wort wird gehört
Und das Management lässt Gisdol. Dafür bedurfte es nicht erst ein Gespräch zwischen Kühne und Bruchhagen. Dietmar Beiersdorfers Nachfolger hatte bereits bei seiner Vorstellung Gisdol zum Chef erklärt und ihn sogar in die Sportchef-Suche miteinbezogen. Seine Wünsche umzusetzen, genieße oberste Priorität, hatte Bruchhagen zuletzt immer wieder betont.
Eine Aussage, an der Bruchhagen festhält. „Wir sind zufrieden mit dem Trainer. Ich bin bekannt dafür, dass ich immer hinter meinen Trainern stehe,“ sagte der langjährige Boss von Eintracht Frankfurt in Dubai und bekräftigte erneut. „Es reduziert sich alles darauf, dass Markus Gisdol das Team gut auf die Rückrunde einstellt.“ Das gelingt jedoch nur, wenn die Fehler in der Kaderzusammenstellung aus dem Sommer behoben werden, als der Fokus auf die Offensive gelegt und die Defensive vernachlässigt wurde.
Neuzugänge nicht an Halilovic-Abgang gekoppelt
Bruchhagen will den Kader verstärken und gleichzeitig ein finanzielles Gleichgewicht schaffen. Ein schwieriges Unterfangen – vor allem im Winter, wo der Markt überschaubar ist. Alen Halilovic, der sichtlich Anpassungsprobleme an die deutlich robustere Bundesliga im Vergleich zur technisch versierten Primera División hat, soll deshalb verliehen werden. Daran gekoppelt seien Neuverpflichtungen allerdings nicht, unterstrich Bruchhagen. „Ich bin kein Spar-Minister, das ist Blödsinn. Wir werden alles tun, um eine spielstarke Truppe zu haben“, verspricht der 68-Jährige.
Seltene Glücksgefühle für den HSV in Dubai
Subotic bleibt im HSV-Rennen
Mögliche Kandidaten bleiben Dortmunds Neven Subotic (28) und Leipzigs Kyriakos Papadopoulos (24). Doch ein Transfer der beiden Abwehrkanten, die in den letzten Monaten kaum Spielpraxis sammeln konnten, könnte sich bis Ende Januar, wenn das Transferfenster schließt, hinziehen. Zuvor soll ein weiterer Abwehrspieler, der sofort helfen kann, die ausgemachte Lücke im Kader schließen.
Entgegen einem anderslautenden Bericht hat sich Subotic keine neue Muskelverletzung zugezogen und ist somit auch weiterhin im Rennen beim HSV. "Er ist zu 100 Prozent im Plan seiner Genesung, das hat mir der Mannschaftsarzt vom BVB noch einmal versichert", sagte Subotics Berater Frieder Gamm dem Abendblatt. "Kein Club, mit dem wir derzeit verhandeln, hat uns abgesagt." Neben dem HSV seien sowohl Bundesligakonkurrenten als auch Vereine aus dem Ausland am Serben interessiert.
Kühne: Vom Investor zum Gönner
Finanziert werden sollen die Transfers wieder einmal von Kühne, der sich in dieser Saison vom Investor zum Gönner entwickelt hat. Von den 38 Millionen Euro, die der in der Schweiz lebende Unternehmer diese Saison in den HSV gepumpt hat, wird er wohl keinen Cent wiedersehen. Es sei denn, die Hanseaten qualifizieren sich wider Erwarten dreimal in den kommenden fünf Jahren für Europa. Ansonsten entfalle die Rückzahlung, verkündete Finanzvorstand Frank Wettstein auf der Mitgliederversammlung.
Die in Aussicht gestellten Millionen für Winter-Transfers sind in diesen Deal mit inbegriffen. Bruchhagen und Todt können also beruhigt auf Shopping-Tour gehen – und die Wünsche von Gisdol erfüllen.