Hamburg. Der Wechsel des Verteidigers und die geplanten Transfers sorgen im aktuellen Kader des HSV für Bewegung. Ostrzoleks Berater spricht.
Mergim Mavraj ist ein höflicher Mensch. Nachdem der Wechsel der Abwehrspielers vom 1. FC Köln zum HSV am Dienstagmittag offiziell vermeldet worden war, bedankte sich der 30-Jährige sofort über seine Social-Media-Kanäle – in drei Sprachen. Auf Englisch, Deutsch und natürlich Albanisch: „Falënderues“. Der albanische Nationalspieler hatte kurz zuvor im Büro von Noch-Sportchef Dietmar Beiersdorfer und dem neuen Clubboss Heribert Bruchhagen einen Vertrag bis 2019 unterzeichnet. Mavraj kostet 1,8 Millionen Euro plus Bonuszahlungen. Er ist der erste Winterneuzugang des HSV. „Ich möchte für Ruhe sorgen und Verantwortung übernehmen und identifiziere mich voll mit dieser Aufgabe“, sagte Mavraj nach seiner Unterschrift.
Die Hamburger bekommen einen Innenverteidiger mit einer Erfahrung von 213 Spielen im deutschen Profifußball, davon 127 in der Bundesliga für Köln, Greuther Fürth und den VfL Bochum. HSV-Trainer Markus Gisdol bekommt damit seinen ersten Wunschspieler, der die in der Hinrunde oft wackelige Hamburger Hintermannschaft mit seinen Stärken stabilisieren soll.
Mavraj: „Ich bin nicht der Brecher“
„Ich bin jemand, der niemals aufgibt, keine Angst hat und vor keiner Aufgabe – mag sie noch so schwer sein – davonläuft“, beschreibt Mavraj seine Eigenschaften. Über seinen Fußballstil sagt der Verteidiger trotz seiner 1,89 Meter Körpergröße: „Ich bin nicht der Brecher, sondern versuche Ruhe auszustrahlen und komme gern über mein Passspiel. Im besten Fall können sich die Hamburger also auf einen guten Spielaufbau und das Halten der Null freuen“, sagt Mavraj, der beim 1. FC Köln dazu beitrug, dass der Tabellensiebte mit nur 15 Gegentoren über die drittbeste Defensive der Liga verfügt.
Trotzdem entschied sich Mavraj nun für einen Wechsel zum abstiegsbedrohten HSV. Mit den Kölnern konnte er sich nicht mehr auf eine Verlängerung des im Sommer auslaufenden Vertrags einigen. Die Gründe deutete Kölns Manager Jörg Schmadtke an. „Für Mergim bietet sich beim HSV mit dem neuen Vertrag eine attraktive Perspektive“, sagte Schmadtke und dürfte damit das verbesserte Gehalt für Mavraj in Hamburg meinen.
FC-Keeper verabschiedet Mavraj
Allerdings machte Schmadtke auch klar, dass der HSV einen Spieler verpflichtet hat, der eine positive Mentalität mitbringt. „Für den FC war Mergim ein zuverlässiger Profi und ein echter Teamplayer, der dem Erfolg der Mannschaft alles untergeordnet hat.“ Für Köln kam der Zeitpunkt zwar überraschend, die Gespräche liefen letztlich aber geräuschlos ab. „Für mich ist die menschliche Ebene sehr wichtig, weil ich nicht nur als guter Spieler, sondern auch als guter Mensch in Erinnerung bleiben möchte“, sagt Mavraj.
Mehrere HSV-Profis warten auf ein Signal
Der EM-Teilnehmer soll der erste von drei Winter-Neuzugängen für das Defensivzentrum sein. Während Gisdol der Wunsch nach mehr Stabilität in der Abwehr erfüllt wird, müssen einige Spieler des Kaders nun wieder um ihren Platz fürchten. Das gilt insbesondere für Innenverteidiger Johan Djourou und den zum Sechser umgeschulten Matthias Ostrzolek, deren Verträge im kommenden Sommer auslaufen.
Im Gegensatz zu Cléber, der beim HSV hinter Emir Spahic und Djourou sowie zuletzt auch Gideon Jung nur noch Innenverteidiger Nummer vier war, dürfte Mavraj in der HSV-Abwehr zunächst gesetzt sein. Während die Zeit von Routinier Spahic allmählich abläuft – auch sein Vertrag endet im Sommer –, werden die Aussichten des Schweizer Nationalspielers Djourou auf einen neuen Vertrag nicht besser.
Der Name Todt hält sich hartnäckig
Durch den Wechsel des Vorstandschefs und die Suche nach einem neuen Sportchef liegen die Gespräche mit den Spielern über neue Verträge beim HSV ohnehin auf Eis. Auf den neuen Manager – der Name Jens Todt wird immer wieder gehandelt – warten viele Aufgaben. Mehrere HSV-Profis hoffen auf ein Signal für ihre sportliche Zukunft.
Matthias Ostrzolek ist einer von ihnen. Der Linksverteidiger zählte auf der neuen Position im defensiven Mittelfeld zuletzt zu den Schlüsselspielern. Seine Perspektive ist angesichts der geplanten Verpflichtung eines weiteren Sechsers dennoch unsicher. „Wir sind mit dem HSV immer im stetigen Austausch, haben aber zuletzt – verständlicherweise – keine Gespräche hierüber geführt“, sagt Ostrzoleks Berater Tobias Sander dem Abendblatt.
Dietmar Beiersdorfer wird seine Arbeit beim HSV Ende der Woche beenden. Die Ungewissheit bei Djourou oder Ostrzolek verdeutlicht, dass sich der Club trotz des ersten Transfers mit der Suche nach einem neuen Sportchef nicht mehr lange Zeit lassen sollte.