Sinsheim. Der Vorstandsboss bestätigte erstmals, wie dramatisch die finanzielle Situation beim HSV während seiner Amtszeit war.
Auf den letzten Drücker stellte sich HSV-Präsident Jens Meier am Sonntagmorgen am Gate A17 an, um mit dem Flieger LH013 nach Frankfurt (Main) zu reisen, von wo aus es mit dem Auto nach Hoffenheim ging. Hinter Meier stand nur noch Boxer Wladimir Klitschko, der später auch auf der Tribüne saß. Wer aber beim HSV noch hinter wem steht, wird sich in den kommenden Tagen und Wochen zeigen. Und e.V.-Präsident Meier dürfte bei diesen Entscheidungen ein genauso gewichtiges Wörtchen wie sein Aufsichtsratskollege Karl Gernandt mitreden.
Die kuriose Situation: Während Clubchef Dietmar Beiersdorfer weiterhin fieberhaft nach einem Sportchef fahndet, müssen sich Meier und Gernandt schon jetzt für den Fall der Fälle wappnen und nach einem möglichen Beiersdorfer-Nachfolger Ausschau halten. Als Kandidaten werden seit Wochen Heribert Bruchhagen und Bernd Hoffmann gehandelt, die nach Abendblatt-Informationen allerdings noch nicht kontaktiert wurden.
Vor dem Spiel stellte sich Beiersdorfer bei Sky-Sender Sky, präsentierte sich – konfrontiert mit der Kritik – aufgewühlt, aber auch kämpferisch. „Sollen wir hinwerfen? Nein, das werden wir nicht tun, sondern versuchen, die Mannschaft zu stabilisieren und den Trainer zu unterstützen.“
Wer ersetzt Hilke?
Beiersdorfer betonte, dass er mit Gernandt seit zweieinhalb Jahren vertrauensvoll zusammenarbeite und man alle Entscheidungen stets zusammen getragen habe: „Er stand immer an unserer Seite, ich kann mich nicht beschweren.“ Zudem bestätigte der Vorstandsvorsitzende erstmals, wie dramatisch die finanzielle Situation beim HSV während seiner Amtszeit war: „Wir haben den HSV wirklich von ganz unten entwickelt, hatten große wirtschaftliche Probleme und mussten den Club zweimal vor dem Konkurs bewahren.“ Außerdem sei es gelungen, die HSV-AG und den HSV e.V. emotional wie wirtschaftlich zusammenzuführen.
HSV schießt zwei Tore und sendet ein Lebenszeichen
Ob Beiersdorfer nach dem angekündigten Rückzug von Joachim Hilke, der zum 1. Januar ausscheidet, aber nach Abendblatt-Informationen bis zum Saisonende weiterbezahlt werden soll, einen neuen Marketing-Vorstand bekommt, ist noch unklar.
Unabhängig von etwaigen Personalplanungen soll zumindest die Shanghai-Kooperation, für die primär Hilke die Verantwortung trug, nicht gefährdet sein. An dem geplanten einwöchigen Besuch einer chinesischen Delegation ab dem 10. Dezember soll festgehalten werden. Zudem soll Hilke, der einen Vertrag bis 2018 hatte, auch nach seinem Aus zum 31. Dezember die Kooperation zwischen dem HSV und SIPG Shanhai zunächst weiter betreuen. Wer dagegen in Zukunft beim Team Marktwert netzwerken soll, das am Donnerstag die Verhandlungsergebnisse im TV-Poker mit der DFL präsentieren will, ist völlig unklar. Wie so vieles in diesen Tagen rund um den HSV.