Uwe Seelers Kampfansage: Hamburger geben nicht auf
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Hamburg . HSV-Idol trägt Niederlage mit Fassung – Freude über 180.000 Euro Spenden. Ehrentag wird Seeler in guter Erinnerung behalten.
Am späten Sonntagvormittag lud Uwe Seeler zur kleinen Nachfeier mit der Familie und wenigen engen Freunden ins La Veranda in Norderstedt, seinem Lieblingsitaliener. Die 35-köpfige Gruppe ließ es ruhig angeheben bei Kabeljau und Ochsenbrust, der engagierte Discjockey passte sich mit der Lautstärke der entspannten Stimmung an. Tochter Helle hielt im Namen der drei Kinder eine launige Rede zum 80. Geburtstag des Papas. Eltern und Kinder werden in Kürze ein Wochenende an der Nordsee verbringen – gemeinsame Zeit, ein bescheidenes, aber sehr privates Geschenk, das der Familienmensch nur zu gerne annahm.
Prominente Glückwünsche an Uwe Seeler
Olaf Scholz (Erster Bürgermeister der Stadt Hamburg)
"Uwe Seeler ist nicht nur ein populärer Botschafter des deutschen Fußballs, er ist auch über vier Jahrzehnte nach seiner aktiven Zeit als Spieler eine besonders beliebte Persönlichkeit unserer Stadt. Ein Vorbild für Generationen, ein bodenständiger Hanseat im besten Sinne. Er blieb seiner Heimatstadt treu, auch als es attraktive Angebote aus dem Ausland gab. Das haben ihm die Hamburgerinnen und Hamburger nie vergessen. Und auch mit seinem HSV ist er heute noch eng verbunden. Ich wünsche dem Hamburger Ehrenbürger Uwe Seeler alles Gute zu seinem achtzigsten Geburtstag."
Reinhard Grindel (DFB-Präsident)
"Uwe Seeler ist durch und durch ein Vorbild. Er hat immer vollen Einsatz gezeigt, er war seinem Verein und der deutschen Nationalmannschaft treu. Er ist immer bodenständig geblieben, er hat immer auch diejenigen am Rande des Platzes gesehen, denen es nicht so gut geht. Er hat in unseren Stiftungen vielfältige soziale Arbeit geleistet. Man kann nur sagen, er ist eine Legende, aber auch ein Mann mit einem unglaublich großen Herz. Und deswegen freuen wir uns mit ihm."
Joachim Löw (Bundestrainer)
"Der Uwe ist natürlich nicht nur in Hamburg, sondern in ganz Deutschland ein Idol, eine große Persönlichkeit. In seinem ganzen Leben habe ich öffentlich noch nie etwas Negatives von ihm gehört, dass er über jemanden geschimpft oder überzogen kritisiert hat."
Jochen Meinke (Kapitän der HSV-Meistermannschaft 1960)
"Uwe zeichnet vor allem die Ehrlichkeit, die Gerechtigkeit aus. Und er hat sich in seinem ganzen Leben überhaupt nicht verändert. Er ist immer gleich geblieben, er ist immer gutmütig geblieben. Er ist eigentlich für diese Welt viel zu gut."
Karl-Heinz Rummenigge (Vorstandsvorsitzender FC Bayern)
"Uwe war ohne Frage ein großes Idol, ein großes Vorbild auch von mir selber. Weil er das widergespiegelt hat im deutschen Fußball, was wir immer so sehr geschätzt haben: Ein Mensch der nie aufgegeben hat, ein Mensch der gekämpft hat. Und leider, wenn er jetzt die Situation beim HSV anschaut, da wird er nicht so glücklich sein. Das ist das einzig Tragische im Moment, an seinem Geburtstag, dass sein Verein, für den er sein ganzes Leben gespielt oder auch mitgefiebert hat, dass es dem im Moment nicht so gut geht. Aber ich wünsche ihm alles Gute! Happy Birthday, lieber Uwe, halt die Ohren steif und genieß' den Tag."
Bob Hanning (Vizepräsident des Deutschen Handballbundes)
"Uwe Seeler ist ein absolutes Vorbild. Es gibt ganz, ganz wenige, an die man sich erinnern kann im Sport, die so sind wie er. Immer ehrlich, immer offen, immer ein Wort, und natürlich auch ein absolutes Herz für Hamburg und für seinen Sport."
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Auch seinen Ehrentag wird Seeler in guter Erinnerung behalten. „Hamburger geben nicht auf, es geht weiter. Meinen Geburtstag lasse ich mir nicht verderben“, sagte das HSV-Idol kurz nach der 2:5-Niederlage gegen Dortmund. „Aber natürlich bin ich enttäuscht und hätte mir weniger Geschenke für die Dortmunder in der ersten Hälfte gewünscht.“ Sein Vertrauen in die Clubführung hat Seeler jedoch längst verloren: „Das verstehe ich einiges nicht.“
Im Nachhinein darf konstatiert werden: Nur bis zum Anpfiff hatte der HSV die Feierlichkeiten für Uwe Seeler im Griff. Eine Viertelstunde vor dem Anpfiff betrat Seeler unter lautem Jubel den Rasen des Volksparkstadions und nahm zwei großzügige Spenden für seine Stiftung entgegen: eine über 80.000 Euro vom HSV, die andere über 100.000 Euro von den Verbänden (Deutsche Fußball-Liga und Deutscher Fußballbund). Neben HSV-Vorstand Dietmar Beiersdorfer und HSV-Präsident Jens Meier gratulierten auch DFB-Präsident Reinhard Grindel, DFL-Präsident Reinhard Rauball – und nicht zuletzt Bürgermeister Olaf Scholz.
Das große Uwe-Seeler-Special als PDF zum Download
Eine pfiffige Idee: Im ganzen Stadion lagen Uwe-Seeler-Masken für die Zuschauer aus. Nach dem standesgemäßen Ständchen und den berühmten „Uwe, Uwe“-Sprechchören rief der Jubilar den Fans zu: „Wir müssen uns nach der Partie noch einmal wiedersehen und gemeinsam eine Schallplatte aufnehmen...“
Die besten Sprüche von Uwe Seeler
"Ich entscheide die großen Dinge und meine Frau die kleinen. Welche Dinge groß und welche klein sind, entscheidet meine Frau."
"Also, ein normales Foul ist für mich nicht unfair."
"Wenn sich der Gegner hinten etwas entblößt, ist es einfacher für unsere Jungs."
"Ein Mittelstürmer verbringt die meiste Zeit seines Lebens im Strafraum."
"Ich bin dafür, jetzt erstmal mit der Relation im Dorf zu bleiben."
"Die Werte des Lebens habe ich von meinen Eltern mitbekommen. Besonders von meinem Vater und meiner Mutter."
"Wir stehen mit dem Rücken nicht mehr an der Wand, sondern in der Wand."
"Wenn im Fernsehen Fußball läuft, muss alles um mich herum ruhig sein. Da bin ich wie weggetreten."
"Erst wenn der Schiedsrichter abpfeift, ist das Spiel zu Ende oder gewonnen."
"Der große Favorit ist für mich Brasilien, der Geheimfavorit Italien - und Weltmeister wird Deutschland."
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Zum großen Familientreffen kam es dann in Loge 16 der Osttribüne. Ein seltenes Bild: Ehefrau Ilka hatte nach dem Ende von Uwes Karriere bewusst darauf verzichtet, sich HSV-Spiele live anzuschauen. Auch Schwester Purzel und die Enkelkinder feierten mit. Da bekanntlich der Spielverlauf der anfänglichen Jubelstimmung nicht folgte, kippte die Atmosphäre sehr schnell. „Außer Uwe, könnt ihr alle gehen“, schallte es nach 29 Minuten durch das Stadion – eín Schlachtruf, der in früheren Jahren eigentlich nur in Verbindung mit dem 2014 verstorbenen Kult-Masseur Hermann Rieger gesungen worden war.
Dass das Uwe-Spiel als denkwürdig in die Geschichte eingeht, war vorherklar. Aber in dieser gruseligen Variante, das hatte Seeler nicht verdient.
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