HSV-Trainer Gisdol: "Die Saison ist reiner Existenzkampf"
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Lesezeit: 4 Minuten
Hamburg. Borussia Dortmunds Aubameyang war nicht aufzuhalten. Uwe Seeler zeigt sich enttäuscht. Markus Gisdol bittet die Fans um Rückhalt.
Pierre-Emerick Aubameyang hat HSV-Ikone Uwe Seeler den 80. Geburtstag gründlich verdorben. Der zuletzt suspendierte Stürmer von Borussia Dortmund ebnete seinem Team mit einem Viererpack den Weg zum 5:2 (3:0)-Kantersieg im Volksparkstadion. Der HSV bleibt nach der vierten Liga-Niederlage im fünften Spiel unter Trainer Markus Gisdol Tabellenletzter und zeigte vor Seelers Augen eine desolate Vorstellung.
Zumindest schoss Nicolai Müller in der 55. Minute das erste Tor für den HSV unter Trainer Gisdol und beendete damit die längste torlose Phase der Klubgeschichte nach 737 Spielminuten. In der 81. Minute legte Müller noch einmal nach. Doch der HSV wartet weiter auf den ersten Saisonsieg und festigt den letzten Tabellenplatz. Zehn Spiele ohne Sieg zu Beginn einer Saison sind ein Novum für den Klub.
Gisdol spricht von "Existenzkampf"
Der Trainer räumte die Blamage seines Teams im Volkspark ein. "Es ist schwer für uns, nach so einem Spiel die richtigen Worte zu finden. Wir sind über unseren Start in dieses Spiel sehr verärgert, weil wir so viele individuelle Fehler gemacht haben, die uns das Genick gebrochen haben. Das ist verdammt unglücklich für die gesamte Mannschaft", sagte er und betonte den Ernst der Lage: "Die Träumerei muss aufhören."
Er habe Verständnis für die Pfiffe. "Aber es hilft in unserer schweren Situation nichts, wenn die Mannschaft ausgepfiffen wird oder negative Reaktionen kommen. Wir müssen uns alle darüber klar werden, dass die ganze Saison reiner Existenzkampf ist - vielleicht bis zum letzten Tag", mahnt Gisdol. "Dafür brauchen wir totale Unterstützung und Rückhalt."
57.000 Uwe Seelers im Volkspark
Vor der Partie war die Stimmung im mit 57.000 Zuschauern ausverkauften Volksparkstadion noch gut, Zehntausende setzten zu Ehren der HSV-Legende Uwe Seeler-Masken auf. Zudem wurde die Ikone mit „Happy Birthday“-Gesängen empfangen und von Klubchef Dietmar Beiersdorfer gemeinsam mit DFB-Präsident Reinhard Grindel und DFL-Chef Reinhard Rauball geehrt. Seeler zeigte sich nach dem Spiel jedoch herb enttäuscht.
Die Höhepunkte des Spiels
4. Minute
Diekmeier und Cleber lassen sich viel zu leicht ausspielen und Pulisic legt auf Mor, der gleich abzieht. Den Linksschuss des Türken wehrt Adler unglücklich vor die Füße von Aubameyang ab, der mit seinem ersten Ballkontakt zum 1:0 trifft.
16. Minute
Gregoritsch kommt für die Hausherren mal zum Abschluss, setzt seinen Dropkick-Versuch aus 18 Metern aber deutlich rechts neben den Kasten der Gäste.
23. Minute
Djourou schenkt dem BVB das 2:0: Ein völlig verkorkster Rückpass des Hamburgers landet genau im Lauf von Emre Mor, der vor Adler querlegt auf Aubameyang, der die Kugel nur noch ins leere Tor schieben muss.
27. Minute
Aubameyang vollendet einen Hattrick innerhalb von 23 Minuten: Ein Abschlag von Adler kommt nach einem Kopfball von Bartra postwendend zurück und landet erneut im Lauf von Aubameyang, der von der HSV-Abwehr völlig vergessen wird, allein auf Adler zuläuft und mit links zum 3:0 trifft.
41. Minute
Kurz vor der Pause dann doch noch die erste gute Chance für die Rothosen. Diekmeier flankt nach einem starken Lauf über rechts auf den ersten Pfosten, wo Müller zum Kopfball kommt und knapp am kurzen Eck vorbei zielt.
48. Minute
Die Situation ist längst geklärt, als Spahić die Kugel kurz vor dem Strafraum an Pulisic verliert. Der legt quer auf Aubameyang, der aus 16 Metern halbrechter Position mit rechts trocken ins linke untere Eck vollendet und sein viertes Tor in diesem Spiel erzielt.
55. Minute
Der erste Treffer der Ära Gisdol geht auf das Konto des einzigen Hamburgers, der sich mit einer ordentlichen Leistung gegen die Niederlage wehrt. Waldschmidt gewinnt ein Kopfballduell und schickt Nicolai Müller allein auf Bürki zu. Müller beendet die Bundesliga-Torflaute des HSV nach 737 Minuten.
60. Minute
Da ist das nächste Tor für den HSV. Doch es zählt nicht. Gregoritsch drückt das Leder nach einer Hereingabe von Diekmeier über die Linie, soll sich aber vorher gegen Ginter unfair eingesetzt haben. Pech für den HSV.
62. Minute
Der BVB wackelt trotz einer deutlichen 4:1-Führung gewaltig. Bürki leistet sich einen Patzer und spielt Gregoritsch genau in die Füße, doch der schießt die Kugel neben den leeren Kasten.
68. Minute
Sakai ringt den davonlaufenden Pulisic nieder und sieht Gelb.
76. Minute
Aubameyang bereitet dieses Mal vor und legt die Kugel butterweich in den Lauf des eingewechselten Ousmane Dembélé, der allein auf Adler zuläuft und vorbei am Keeper zum 5:1 vollendet.
81. Minute
Der beste Hamburger an diesem Tag macht seinen zweiten Treffer. Aus 18 Metern zieht Nicolai Müller mit rechts ab und trifft trocken ins untere linke Eck zum 2:5.
85. Minute
Douglas Santos stoppt einen 4-gegen-1-Konter der Gäste mit einem Zupfer gegen Passlack.
88. Minute
Freistoß für den HSV aus gut 30 Metern, nachdem Dembélé im Kopfballduell zu hart eingestiegen war. Gregoritsch versucht es direkt und lässt erahnen, dass er Richtung Tor schießen wollte.
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HSV-Coach Gisdol überraschte in der defensiven Startaufstellung mit drei Innenverteidigern und der Herausnahme von Filip Kostic. Nach Rückenschmerzen wurde Torhüter René Adler rechtzeitig fit, Dennis Diekmeier und Cléber kehrten nach ihren Sperren zurück.
Nach nur 185 Sekunden schockierten die Gelb-Schwarzen die Gastgeber mit dem schnellen 1:0. Die neue Dreierkette sah schlecht aus, Adler konnte einen Zwölf-Meter-Schuss von Emre Mor nur abklatschen, Aubameyang schob aus kurzer Distanz mit dem linken Fuß ein. Artig bedankte er sich bei Thomas Tuchel, der die Suspendierung wegen eines Mailand-Trips aufgehoben hatte. Der Coach und sein Star umarmten sich und lachten.
HSV gegen Dortmund – die besten Bilder
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Müller beendet torlose Phase
Technisch sicher trugen die Gäste ihr Angriffsspiel vor und hätten durch Aubameyang (18.) noch früher die Führung ausbauen können. Der Gabuner legte sich den Ball zu weit vor, Adler war zur Stelle. Leicht und locker folgten die Saisontore neun und zehn des Ausnahmestürmers. Beim 2:0 wollte HSV-Kapitän Johan Djourou den Ball auf Adler zurückspielen, der aufmerksame Mor fing den viel zu kurzen Rückpass ab und legte ihn Aubameyang in den Lauf. In seinem 100. Bundesliga-Spiel leistete sich Djourou erneut einen groben Patzer.
Beim dritten Treffer verteidigte Cléber wie ein Anfänger und ließ den pfeilschnellen Stürmer sträflich allein. Gisdol reagierte sofort und nahm den Brasilianer vom Feld. Auch offensiv ließ der HSV erneut Qualität vermissen. Die Fans pfiffen nicht nur zur Pause, sondern auch, als die Mannschaft wieder auf das Feld kam. Nach 737 torlosen Minuten beendete Müller dann die Flaute. Kurz vor Schluss nahm sich der beste Hamburger noch einmal ein Herz und traf aus 20 Metern.
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