Hamburg. Hatte man ihn je für einen ausländischen Club spielen sehen? Und wofür erhielt er seine einzige Rote Karte? Hier sind die Lösungen.

Das verschollene Foto. Die Fotoredaktion des Hamburger Abendblatts schüttelte den Kopf. „Wir haben 300 Agenturen elek­tronisch durchsucht – kein Treffer.“ Von diesem einen Spiel Uwe Seelers für den Cork Celtic Football Club am 23. April 1978 war kein Fotodokument auffindbar. Amtshilfe leisteten schließlich die Kollegen vom „Irish Exa­miner“ mit Sitz in Cork. Ein Foto zeigt Uwe Seeler in Aktion, das andere beim Autogrammeschreiben. Beim Betrachten der Bilder wird klar, warum der damals 41 Jahre alte Seeler glaubte, es handele sich um ein Freundschaftsspiel, um das ihn Adidas gebeten hatte; schließlich ist auf dem Trikot nur das Werbelogo des Sportartikelherstellers zu sehen, nicht das Emblem des Vereins. Ein weiteres Indiz: Auch sein früherer Mitspieler Franz-Josef Hönig war mit von der Partie des irischen Meisters von 1974 gegen die Shamrock Rovers.

Das große Uwe-Seeler-Special als PDF zum Download

Dass es sich dann doch nicht um einen bedeutungslosen Kick handelte, wurde Seeler klar, als ihm die Verteidiger in die Beine grätschten. Was Seeler nicht wusste: Mittels einer Gastspielgenehmigung hatte sich Cork schon früher Alt-Stars ins Team geholt. Zweimal traf Seeler ins Tor: nach 57 Minuten mit einem Schuss aus 16 Metern, und zwei Minuten später bejubelten die Zuschauer den zweiten Treffer per Fallrückzieher vom Strafraumrand. Dummerweise hatten die Rovers bis zu Seelers Torshow bereits dreimal getroffen und kamen zu drei weiteren Toren. Endstand: 2:6.

Prominente Glückwünsche an Uwe Seeler

Olaf Scholz (Erster Bürgermeister der Stadt Hamburg)

"Uwe Seeler ist nicht nur ein populärer Botschafter des deutschen Fußballs, er ist auch über vier Jahrzehnte nach seiner aktiven Zeit als Spieler eine besonders beliebte Persönlichkeit unserer Stadt. Ein Vorbild für Generationen, ein bodenständiger Hanseat im besten Sinne. Er blieb seiner Heimatstadt treu, auch als es attraktive Angebote aus dem Ausland gab. Das haben ihm die Hamburgerinnen und Hamburger nie vergessen. Und auch mit seinem HSV ist er heute noch eng verbunden. Ich wünsche dem Hamburger Ehrenbürger Uwe Seeler alles Gute zu seinem achtzigsten Geburtstag."

Reinhard Grindel (DFB-Präsident)

"Uwe Seeler ist durch und durch ein Vorbild. Er hat immer vollen Einsatz gezeigt, er war seinem Verein und der deutschen Nationalmannschaft treu. Er ist immer bodenständig geblieben, er hat immer auch diejenigen am Rande des Platzes gesehen, denen es nicht so gut geht. Er hat in unseren Stiftungen vielfältige soziale Arbeit geleistet. Man kann nur sagen, er ist eine Legende, aber auch ein Mann mit einem unglaublich großen Herz. Und deswegen freuen wir uns mit ihm."

Joachim Löw (Bundestrainer)

"Der Uwe ist natürlich nicht nur in Hamburg, sondern in ganz Deutschland ein Idol, eine große Persönlichkeit. In seinem ganzen Leben habe ich öffentlich noch nie etwas Negatives von ihm gehört, dass er über jemanden geschimpft oder überzogen kritisiert hat."

Jochen Meinke (Kapitän der HSV-Meistermannschaft 1960)

"Uwe zeichnet vor allem die Ehrlichkeit, die Gerechtigkeit aus. Und er hat sich in seinem ganzen Leben überhaupt nicht verändert. Er ist immer gleich geblieben, er ist immer gutmütig geblieben. Er ist eigentlich für diese Welt viel zu gut."

Karl-Heinz Rummenigge (Vorstandsvorsitzender FC Bayern)

"Uwe war ohne Frage ein großes Idol, ein großes Vorbild auch von mir selber. Weil er das widergespiegelt hat im deutschen Fußball, was wir immer so sehr geschätzt haben: Ein Mensch der nie aufgegeben hat, ein Mensch der gekämpft hat. Und leider, wenn er jetzt die Situation beim HSV anschaut, da wird er nicht so glücklich sein. Das ist das einzig Tragische im Moment, an seinem Geburtstag, dass sein Verein, für den er sein ganzes Leben gespielt oder auch mitgefiebert hat, dass es dem im Moment nicht so gut geht. Aber ich wünsche ihm alles Gute! Happy Birthday, lieber Uwe, halt die Ohren steif und genieß' den Tag."

Bob Hanning (Vizepräsident des Deutschen Handballbundes)

"Uwe Seeler ist ein absolutes Vorbild. Es gibt ganz, ganz wenige, an die man sich erinnern kann im Sport, die so sind wie er. Immer ehrlich, immer offen, immer ein Wort, und natürlich auch ein absolutes Herz für Hamburg und für seinen Sport."

1/6

Die Seeler-Briefmarke. Was soll man jemandem schenken, der erstens schon alles hat und sich zweitens alles selbst kaufen könnte? Keine ganz einfache Frage. Oft endet eine solche verzweifelte Präsentsuche mit einem persönlichen Foto. Oder mit Dingen, die nun wirklich kein Mensch braucht.

Diese offizielle Uwe-Seeler-Briefmarke
kam 2012 in Umlauf
Diese offizielle Uwe-Seeler-Briefmarke kam 2012 in Umlauf © HA | Alexander Laux

Dem Manager von Uwe Seeler aber fiel vor einiger Zeit etwas viel, viel Besseres ein. Werner Treimetten, seit Jahrzehnten der (Mit-)Organisator vieler Seeler-Termine (u. a. Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft) – sofern sie nicht von Ilka Seeler oder Seeler-Tochter Kerstin McGovern vereinbart wurden –, zeigte sich im Jahre 2012 ganz besonders erfinderisch. Er ließ eine deutsche Uwe-Seeler-Briefmarke anfertigen. Und zwar nicht nur eine, sondern einige Bögen davon.

Glücklich wurde damit nicht nur die Familie Seeler gemacht, sondern auch jene Leute, die einen solchen Brief mit einer damals noch gültigen 55-Cent-Marke mit dem Konterfei Uwe Seelers erhielten. Das war und ist mal eine ganz besonders feine Idee. Auf die die hiesige Post leider bislang nicht gekommen ist. Denn hierzulande werden nur Persönlichkeiten mit einer Briefmarke geehrt, die bereits gestorben sind.

Die besten Sprüche von Uwe Seeler

 

"Ich entscheide die großen Dinge und meine Frau die kleinen. Welche Dinge groß und welche klein sind, entscheidet meine Frau."

 

"Also, ein normales Foul ist für mich nicht unfair."

 

"Wenn sich der Gegner hinten etwas entblößt, ist es einfacher für unsere Jungs."

 

"Ein Mittelstürmer verbringt die meiste Zeit seines Lebens im Strafraum."

 

"Ich bin dafür, jetzt erstmal mit der Relation im Dorf zu bleiben."

 

"Die Werte des Lebens habe ich von meinen Eltern mitbekommen. Besonders von meinem Vater und meiner Mutter."

 

"Wir stehen mit dem Rücken nicht mehr an der Wand, sondern in der Wand."

 

"Wenn im Fernsehen Fußball läuft, muss alles um mich herum ruhig sein. Da bin ich wie weggetreten."

 

"Erst wenn der Schiedsrichter abpfeift, ist das Spiel zu Ende oder gewonnen."

 

"Der große Favorit ist für mich Brasilien, der Geheimfavorit Italien - und Weltmeister wird Deutschland."

1/10

Treimetten war aber keineswegs der Erste, der auf die Idee kam. Schon 1969 hatte das Emirat Ajman eine Gedenkmarke für Uwe Seeler im Wert von 15 Dirham (heute ca. 3,80 Euro) herausgebracht und 1972 eine 20-Dirham-Marke (ca. fünf Euro).

Ein Fuß für die Ewigkeit. 2,5 Tonnen schwer ist der Bronze-Fuß, der vor der Nordost-Ecke des Stadions zu bestaunen ist, 5,15 Meter breit und 3,50 Meter hoch. Dass es ihn überhaupt gibt, ist ein wunderbarer Zufall, der sich im Februar 2004 ereignete, als das HSV-Museum erstmals seine Pforten öffnete. Bei den Feierlichkeiten im Volkspark waren nicht nur Offizielle des Clubs zugegen, sondern auch Sponsoren und Freunde des HSV. So auch der Unternehmer An­dreas Maske, ein großzügiger Geldgeber für das Museum. Auch in seiner Loge hielten sich an diesem Tage viele geladene Leute auf, so auch Brigitte Schmitges aus Viersen (bei Mönchengladbach). Die Künstlerin hatte bereits für das Sportmuseum in Köln Bronzefüße von Pelé, Franz Beckenbauer, Fritz und Ottmar Walter, Wolfgang Overath und Günter Netzer angefertigt. Dass sie in der Maske-Loge saß, war allerdings purer Zufall, sie glaubte nämlich beim Betreten der Räumlichkeiten, auf den Boxer Henry Maske zu treffen. Doch bereits nach wenigen Gesprächsminuten war klar: „Wir machen gemeinsam etwas ganz Großes – einen Superlativ!“ Gesagt, getan.

5183517843001_videostill_1477346461490.jpg
Uwe Seeler: "Klassenerhalt wird sehr schwierig"

weitere Videos

    Der ominöse Platzverweis. Es passierte am 1. Dezember 1957: Uwe Seelers einziger Platzverweis seiner Karriere. Seeler wurde in der 65. Minute des Heimspiels gegen Bremerhaven 93 vom Braunschweiger Schiedsrichter Walter Höfel vorzeitig zum Duschen geschickt – und am Rothenbaum war, trotz der Tatsache, dass der HSV durch Treffer von Dieter Seeler und Uwe Reuter 2:1 gewonnen hatte, die Hölle los. Es gab Tumulte und Handgreiflichkeiten bis weit nach dem Schlusspfiff, die Polizei wurde herbeigerufen – die Volksseele kochte.

    Was aber war denn passiert? Was Höfel in seinem Spielbericht vermerkt hatte, war der Öffentlichkeit bis heute unbekannt. Dem Hamburger Abendblatt liegt jetzt eine Kopie vor.

    Sechs Jahre nach
seinem Karriereende
absolvierte Uwe
Seeler (versehentlich)
ein Pflichtspiel
für Cork Celtic gegen
die Shamrock Rovers
– und traf zweimal
    Sechs Jahre nach seinem Karriereende absolvierte Uwe Seeler (versehentlich) ein Pflichtspiel für Cork Celtic gegen die Shamrock Rovers – und traf zweimal © Irish Examiner

    Walter Höfel schreibt: „Nach etwa 20 Minuten Spieldauer in der zweiten Halbzeit verwies ich den Spieler Uwe Seeler, H.S.V., ohne vorherige Verwarnung des Feldes. Begründung: Die Spieler Uwe Seeler und Wagenbreth sprangen im Mittelfeld nach einem hohen Ball und prallten dabei in der Luft heftig zusammen. (...) Es gelang Wagenbreth, den Ball wegzuköpfen. Während ich gerade im Begriff war dem Ball nachzulaufen, drehte ich mich noch einmal um und sah, dass der Spieler Seeler den Spieler Wagenbreth absichtlich gegen die Beine trat. Da der Ball zu diesem Zeitpunkt bereits im Besitz eines anderen Spielers war, handelte es sich nicht mehr um ein Nachtreten, sondern um ein grobes Foul. Seeler kam meiner Aufforderung, das Spielfeld zu verlassen, fast augenblicklich nach. (...) Von diesem Moment an wurde vom Publikum sehr lautstark und heftig randaliert. Es kam zu minutenlangen Sprechchören, in denen ich u. a. als „Schieber“ bezeichnet wurde. (...) Bei Eckstößen wurde ich am Tor von Bremerhaven 93 einige Male mit Dreck und kleinen Steinchen beworfen und von den hinter der Torlinie sitzenden und stehenden Zuschauern bedroht. Nach dem Abpfiff, noch vor der Ausbringung des Sportgrußes, wurde ein besonders angriffslustiger Mann von dem Spielern Posipal verjagt.“

    Endlich gute HSV-Laune dank Uwe Seeler:

    Endlich gute HSV-Laune dank Uwe Seeler

    Mit Uwe Seeler kann der HSV-Vorstandsvor­sitzende Dietmar Beiersdorfer noch herzlich lachen: „Uwe ist ein besonderer Mensch“
    Mit Uwe Seeler kann der HSV-Vorstandsvor­sitzende Dietmar Beiersdorfer noch herzlich lachen: „Uwe ist ein besonderer Mensch“ © Andreas Laible | Andreas Laible
    Danke, Uwe Seeler! Der Ehrenspielführer des HSV und der deutschen Nationalmannschaft wird am Sonnabend 80 Jahre alt
    Danke, Uwe Seeler! Der Ehrenspielführer des HSV und der deutschen Nationalmannschaft wird am Sonnabend 80 Jahre alt © WITTERS | ValeriaWitters
    Die Meister von 1960 (v. l.): Uwe Seeler, Gert Dörfel, Horst Schnoor, Klaus Neisner, Jochen Meinke und Erwin Piechowiak
    Die Meister von 1960 (v. l.): Uwe Seeler, Gert Dörfel, Horst Schnoor, Klaus Neisner, Jochen Meinke und Erwin Piechowiak © Andreas Laible | Andreas Laible
    Willi Schulz (l.), der 1965 bis 1973 für den HSV spielte, und Gert „Charly“ Dörfel blätterten interessiert im neuen Seeler-Buch
    Willi Schulz (l.), der 1965 bis 1973 für den HSV spielte, und Gert „Charly“ Dörfel blätterten interessiert im neuen Seeler-Buch © Andreas Laible | Andreas Laible
    Uwel Seeler mit seinem bekenneden Fan Olli Dittrich (59). Der Schauspieler kickte als Kind nur mit Adidas-Uwe-Fußballschuhen
    Uwel Seeler mit seinem bekenneden Fan Olli Dittrich (59). Der Schauspieler kickte als Kind nur mit Adidas-Uwe-Fußballschuhen © Andreas Laible | Andreas Laible
    Sind seit dem 18. Februar 1959 verheiratet: Ilka und Uwe Seeler. Das Paar hat drei Töchter und sieben Enkel
    Sind seit dem 18. Februar 1959 verheiratet: Ilka und Uwe Seeler. Das Paar hat drei Töchter und sieben Enkel © Andreas Laible | Andreas Laible
    Seit Jahrzehnten eng befreundet: Uwe Seeler und Rüdiger Kowalke, Seniorchef des Fischereihafen Restaurants an der Großen Elbstraße
    Seit Jahrzehnten eng befreundet: Uwe Seeler und Rüdiger Kowalke, Seniorchef des Fischereihafen Restaurants an der Großen Elbstraße © Andreas Laible | Andreas Laible
    Verteidiger Manfred Kaltz (63) spielte in seiner ersten Bundesligasaison 1971/72 noch mit Uwe Seeler zusammen
    Verteidiger Manfred Kaltz (63) spielte in seiner ersten Bundesligasaison 1971/72 noch mit Uwe Seeler zusammen © WITTERS | ValeriaWitters
    Udo Bandow (84), langjähriger Chef des HSV-Aufsichtsrates, unterstützte Uwe Seeler in  seiner Zeit als HSV-Präsident (1995–1998)
    Udo Bandow (84), langjähriger Chef des HSV-Aufsichtsrates, unterstützte Uwe Seeler in seiner Zeit als HSV-Präsident (1995–1998) © Andreas Laible | Andreas Laible
    Die drei Autoren des Jubiläumsalbums „Danke, Uwe“ (v. l.): Dieter Matz (68), Roman Köster (78) und Alexander Laux (51)
    Die drei Autoren des Jubiläumsalbums „Danke, Uwe“ (v. l.): Dieter Matz (68), Roman Köster (78) und Alexander Laux (51) © Andreas Laible | Andreas Laible
    Sportmoderator Jörg Wontorra (l.) und der HSV-Aufsichtsratsvorsitzende Karl Gernandt vor dem Essen im angeregten Gespräch
    Sportmoderator Jörg Wontorra (l.) und der HSV-Aufsichtsratsvorsitzende Karl Gernandt vor dem Essen im angeregten Gespräch © Andreas Laible | Andreas Laible
    1/11