Heimpremiere für Gisdol bei der Rückkehr von Frankfurt-Trainer Kovac. So will der HSV-Trainer den ersten Saisonsieg einfahren.
Hamburg. 482 Minuten wartet der HSV nun schon auf ein Tor in der Bundesliga. Da kommt die Frankfurter Eintracht genau richtig, könnte man meinen. 30 Heimsiege verbuchte der HSV in 47 Spielen und ging erst zehnmal als Verlierer vom Platz. Doch beim letzten Aufeinandertreffen der beiden Traditionsvereine gab es ein 0:0. Das letzte Duell im Volksparkstadion endete ebenfalls torlos. Wie soll also die Torflaute beendet werden?
„Ich muss schmunzeln, wenn eine Mannschaft von mir mit Problemen beim Tore schießen in Verbindung gebracht wird. Man konnte meinen Teams bislang alles nachsagen, aber zu wenig Tore zu schießen definitiv nicht“, sagte Dauer-Optimist Markus Gisdol am Mittwoch. „Wir werden das Problem ganz sicher in den Griff bekommen.“
Das Problem liegt auch weniger bei Gisdols zweifellos vorhandenen Offensivgedanken, sondern vielmehr an der defensiven Grundausrichtung, die den Spielern in den letzten Jahren vermittelt wurde. Auf die Frage, wie viel Prozent seiner Spielphilosophie die Mannschaft schon umsetzen könne, seufzte Gisdol. „Man wird nie bei 100 Prozent sein, ich kann es aktuell nicht genau beziffern“, so der Trainer, der offensichtlich nicht genauer ins Detail gehen wollte. „Es gibt immer Schrauben, an denen man drehen kann. Ich sehe die Mannschaft mit einer tollen Bereitschaft und bin zuversichtlich, dass sie in die richtige Spur kommt.“
Gisdol: Wir können Frankfurt schlagen
Große Bereitschaft signalisierte auch Gisdol vor seinem Heimdebüt. Seit seinem Amtsantritt vor dreieinhalb Wochen musste der Coach zweimal auswärts antreten. „Ich freue mich seit meinem ersten Tag darauf, das erste Mal mit unseren Fans im Rücken zu Hause zu spielen.“
Die Aufgabe bei seiner Premiere im Volksparkstadion könnte allerdings leichter sein. Die von Ex-HSV-Profi Niko Kovac trainierte Eintracht befindet sich in bestechender Form und holte elf Punkte aus den ersten sieben Partien. Am letzten Spieltag bekamen auch die Bayern den Frankfurter Höhenflug zu spüren, als die Hessen in Unterzahl einen Rückstand aufholten und dem Ligaprimus einen Punkt abtrotzen. „Sie hatten starke Auftritte zuletzt und wirken sehr stabil. Ich sehe uns aber in der Lage, diesen guten Gegner zu schlagen“, betonte Gisdol. „Unsere Mittel, wie wir den Gegner packen wollen, haben wir schon parat.“
Ekdals Position hängt von Holtby ab
Ein Mittel könnte erneut Albin Ekdal in der Innenverteidigung sein. Da Cléber (Rotsperre) und Kapitän Johan Djourou (Muskelfaserriss) ausfallen, könnte der Schwede wie schon in Gladbach ins Abwehrzentrum rutschen. Gisdol wollte sich bei Personalfragen aber noch nicht in die Karten schauen lassen. „Natürlich ist jemand eine Alternative, wenn er es gut gemacht hat. Ich könnte ihn aber auch sehr gut auf der Sechs gebrauchen.“
Ekdals Position hängt wohl auch davon ab, ob Lewis Holtby sich rechtzeitig von seinem grippalen Infekt erholt. Sollte der lauffreudigste HSV-Spieler ausfallen, wäre Ekdal der einzige etablierte Akteur für die Position vor der Abwehr. „Aus jetziger Sicht ist Lewis fraglich. Wir können noch nicht absehen, ob er spielen kann“, so der HSV-Trainer, der aber klarstellte. „Wir haben die eine oder andere Option.“ Gemeint ist vor allem Gideon Jung, der sowohl in der Innenverteidigung als auch im defensiven Mittelfeld zum Einsatz kommen könnte.
Wen verpflichtet der HSV im Winter?
Generell wolle Gisdol das Thema aber nicht zu hoch hängen. „Die Spieler müssen mehrere Positionen spielen können. Kein Mensch wurde ausschließlich als Innenverteidiger geboren“, sagte Gisdol. „Ich bin kein Freund davon, solche Personalsituationen zu nehmen, um zu jammern." Der neue Trainer kann die aktuelle Personalsituation ohnehin nicht beeinflussen. Erst zur Winterpause könnte der HSV noch einmal auf dem Transfermarkt zuschlagen, um das Vakuum in der Defensive zu füllen.
Angeblich beschäftigt sich Gisdol aber momentan nicht mit potenziellen Neuzugängen. „Ich habe gerade keinen Kopf dafür. Bis zum Winter ist ja noch Zeit“, sagte er. Sein Schmunzeln bei der Antwort lässt allerdings Raum für Spekulationen, dass hinter den Kulissen bereits intensiv an weiteren Verstärkungen gearbeitet wird. So soll vor allem der brasilianische Olympiasieger Rodrigo Caio weiterhin ganz oben auf der Einkaufsliste stehen.
Zunächst einmal steht aber die Partie gegen Frankfurt an. „Die Vorfreude ist grenzenlos“, sagte Gisdol, der den Fans bei seiner Heimpremiere drei Punkte schenken will.