Hamburg. Der HSV-Trainer reagiert augenscheinlich gefasst auf die Diskussionen um seine Entlassung. Doch seine Wortwahl ist verräterisch.
So voll war der Presseraum im Hamburger Volksparkstadion schon lange nicht mehr. Dutzende Kamerateams und zahlreiche Journalisten waren vor Ort. Das bemerkte auch HSV-Coach Bruno Labbadia, der mit einer großen Gelassenheit und Seriösität die Fragen der vielen Medienvertreter beantwortete.
Labbadia unter Druck
Labbadia steht nach dem schlechten Saisonstart mit nur einem Punkt aus vier Spielen unter Druck. Es wird allgemein angenommen, dass dem Fußball-Lehrer eigentlich nur noch eine Sensation gegen Bayern München helfen kann, auch über den Sonnabend hinaus Trainer beim Bundesliga-Dino zu bleiben. Aufgrund dieser prekären Situation war es erstaunlich zu sehen, wie innerlich aufgeräumt und fokussiert Labbadia auf die bohrenden Fragen reagierte. „Ich kann nur sagen, dass ich komplett bei mir selbst bin. Ich freue mich auf das Spiel gegen den FC Bayern“, sagte der 50-Jährige." Es gehöre zu seinem Job, Kritik an sich abprallen zu lassen und das eigene Gefühlsleben herauszulassen.
Er spricht schon in der Vergangenheitsform
Allerdings - wenn vielleicht auch nicht gewollt - antwortete Labbadia auf eine Frage in der Vergangenheitsform. So als ob er bereits wüsste, dass die Zeit beim HSV am Sonnabend nach einer Niederlage abgelaufen sein wird. "Ich glaube, dass eines der großen Pluszeichen in den 17,18 Monaten, wo ich da war, gewesen ist, dass wir es geschafft haben viel von der Mannschaft fernzuhalten."
Beiersdorfer gleichzeitig bei Kühne
Gleichzeitig zur Abschluss-Presskonferenz traf sich derzeit HSV-Boss Dietmar Beiersdorfer und HSV-Ivestor Klaus-Michael Kühne. Bei dem Gespräch, das schon seit Monaten terminiert war, soll es neben der finanziellen Lage auch um die sportliche Situation beim HSV gehen. Auf die Frage, ob Labbadia gerne bei diesem Treffen eingeladen wäre, entgegnete dieser cool: "Mein Terminkalender ist voll und so weit ich weiß, geht es da vornehmlich um Finanzen. Ich hoffe, Herr Kühne genießt seinen Aufenthalt in Hamburg."
Labbadia: "Kenne das Risiko"
Labbadias Boss Beiersdorfer hatte ihm nach der Niederlage in Freiburg eine Rückendeckung verwehrt. „Ich urteile nicht über andere Dinge. Das Allerwichtigste ist das Wohl des Vereins, der Mannschaft“, sagte Labbadia. Seine eigene Gemütlage beschrieb der "Hamburger des Jahres 2015" als aufgeräumt. "Man muss sein eigenes Gefühlsleben rauslassen, das ist Teil des Geschäfts. Ich stehe in der Verantwortung und kenne das Risiko".
Voll fokussiert gegen Bayern
Ausgerechnet gegen Tabellenführer Bayern München muss Labbadia, um seinen Job kämpfen. Die Bayern stehen nach dem 3:0-Heimsieg über Verfolger Hertha BSC unangefochten und ohne Punktverlust an der Spitze - eine fast unlösbare Aufgabe für die Hanseaten. Labbadia, der im Anschluss an die PK mit der Mannschaft eine Video-Schulung zu den Bayern machen wollte, sah das Spiel am Mittwochabend vor dem Fernseher. "Die Individualisten bringen sich gut in die Mannschaft ein. Das ist die große Stärke der Bayern. Es gibt trotzdem eine kleine Chance gegen sie. Und die wollen wir am Schopf packen", so der HSV-Coach kämpferisch.
Kostic-Einsatz fraglich
Ob der serbische Neuzugang und Hoffnungsträger Filip Kostic am Sonnabend wieder dabei sein kann, konnte Labbadia noch nicht sagen. "Wir haben noch zwei Tage bis zum Spiel und arbeiten mit ihm. Aktuell besteht eine 50/50-Chance für einen Einsatz."