Rehden. Flüchtling aus Gambia gelingt Traumdebüt in der Regionalliga. HSV schickt Beobachter für die Profis - und der sieht Erstaunliches.
Diese Story des gambischen Flüchtlings Bakery Jatta ging am am Freitagabend Hollywood-märchenmäßig weiter. Der 18-Jährige schoss in seinem ersten Pflichtspieleinsatz für die U 21 des Hamburger SV beim BSV Rehden in der Regionalliga mal eben beide Tore zum 2:0 (1:0)-Erfolg. „Das war ein Super-Einstand nach Maß. Der Sieg war ein bisschen für ihn heute“, sagte Trainer Dirk Kunert nach dem Abpfiff. „Die Jungs feiern ihn gerade in der Kabine.“
Jatta selbst wurde von seinem Betreuer vor Reportern abgeschirmt, es sei alles ein bisschen viel derzeit. Dennoch gab der HSV ein Zitat seines Jungprofis heraus: „Ich bin sehr glücklich, dass ich heute spielen durfte und zweimal getroffen habe. Wir haben ein gutes Spiel gemacht.“ Coach Kunert ergänzte, dass sich der Junge, der der Legende nach in seinem Heimatland nie in einem Verein Fußball gespielt hat, „total schnell integriert hat und ein sehr offener, wissbegieriger Mensch ist“.
Trares beobachtete Jatta für die Profis
Erst am Montag hatte der Youngster nach wochenlangem Warten und viel Bürokratie seine Spielgenehmigung für den HSV erteilt bekommen – sowohl für die Bundesliga (von der Deutschen Fußball-Liga) als auch für die Regionalliga Nord (vom Norddeutschen Fußballverband). Der HSV hatte ja unbedingt gewollt, dass Jatta auch für die U 21 spielen darf, um Spielpraxis zu sammeln und sich für die Profis aufzudrängen. HSV-Co-Trainer Bernhard Trares sah ihn sich am Freitagabend in Rehden live an.
Und was Trares sah, war stark. Nach anfänglicher Nervosität und einer Gelben Karte (20. Minute) wegen eines taktischen Fouls bestach der Linksaußen fortan durch seine Schnelligkeit, die man in der Regionalliga nicht alle Tage sieht.
Jatta jubelt an der Eckfahne
Das erste Tor erzielte er nach einem feinen Schnittstellenpass von Finn Porath (34. Minute), als er seinen Gegenspieler stehen ließ und unten rechts einschob. Treffer zwei entstand nach einer Ecke von Adel Daouri (71.), als er den Ball nur noch per Kopf einnicken musste.
Beide Male lief er jubelnd zur Eckfahne mit ausgebreiteten Armen, fast ungläubig. Nach dem Spiel lief er mit den Mitspielern zu den etwa 20 Leutchen des HSV-Anhangs zum Abklatschen. Aber ganz hinten. Die Matchwinner-Rolle ist noch ungewohnt. (psc)