Hamburg. Zehn Millionen Euro legt Beiersdorfer für Douglas Santos hin. Der 22-jährige Linksverteidiger hatte schon Kontakt mit den ganz Großen.
Dass Fußballer vom Zuckerhut als äußerst gläubig gelten, ist nicht erst seit Jorginhos legendärem Bibelkreis bei Bayer Leverkusen bekannt. In dieser Hinsicht geht Douglas Santos, der beim HSV einen Fünfjahresvertrag unterschrieben hat und die Rückennummer 6 erhält, als echter Brasilianer durch. "Ich danke dir, Jesus", twitterte der frisch gebackene Olympiasieger nach dem dramatischen Finalerfolg von Rio gegen Deutschland vor zwei Wochen. Doch welche Qualitäten kann der für insgesamt zehn Millionen Euro von Atlético Mineiro transferierte Profi sonst noch beim HSV einbringen?
Zumindest hatte es Douglas dos Santos Justino de Melo – so sein voller Name – nicht nur dem lieben Gott, sondern auch seiner eigenen Leistungsstärke zu verdanken, dass er in allen sechs Spielen des olympischen Turniers das mythenbehaftete gelb-grün-blaue Trikot überstreifen durfte. Dabei bewies der 22 Jahre alte Linksverteidiger auch seine offensiven Qualitäten, als er beim entscheidenden 4:0-Sieg gegen Dänemark im letzten Gruppenspiel das so wichtige erste Turniertor der Brasilianer durch Gabriel Barbosa vorbereitete. Auch für das 3:0 leistete Douglas Santos in diesem Spiel die Vorarbeit.
Douglas' Vorlagen gegen Dänemark:
Dunga nahm ihn mit zur Copa America
Anschließend hatte sich der 1,73 Meter kleine Außenverteidiger endgültig in der Olympia-Auswahl festgebissen und spielte die folgenden drei Spiele inklusive Verlängerung im Endspiel durch. Eine gelbe Karte handelte er sich insgesamt ein – für einen Defensivakteur ein akzeptabler Wert. Zum Vergleich: Matthias Ostrzolek, dem Douglas Santos beim HSV auf der Außenbahn Konkurrenz machen soll, brachte es in bislang 58 Bundesligaspielen für Hamburg auf drei Vorlagen für Kopfballtreffer, neun Verwarnungen und einen Platzverweis durch Gelb-Rot.
Offensiv etwas durchschlagskräftiger liest sich da Douglas Santos' Bilanz in der ersten brasilianischen Liga: In 75 Einsätzen für Mineiro schoss der technisch starke Linksfuß zwei Tore selbst und sammelte sieben Assists. Die Leistungen brachten Douglas Santos fünf Nominierungen für die A-Nationalmannschaft ein, für die er schließlich im Mai beim 2:0-Sieg gegen Panama erstmals über die vollen 90 Minuten auf dem Platz stand. Anschließend nominierte ihn der damalige Nationaltrainer Dunga für die Copa America, bei der Douglas Santos aber nicht mehr zum Einsatz kam.
Douglas Santos war schon einmal in Europa
Spannend dürfte sein, wie schnell sich der Brasilianer an die Bedingungen in Deutschland und den Spielstil der Bundesliga gewöhnen wird. Douglas Santos wäre zumindest nicht der erste Südamerikaner, dem bei der Integration etwas mehr Zeit zugestanden werden müsste. "Als Spieler ist es gar nicht so einfach, sofort zu funktionieren“, weiß Landsmann Cléber. Seinem neuen Kollegen beim HSV hat Douglas Santos zum Zeitpunkt seines Hamburger Amtsantritts allerdings einen europäischen Erfahrungsschatz voraus: 2013 verließ er als 19-Jähriger seine Heimat in Richtung Spanien, wurde vom Erstligisten FC Granada aber direkt an den italienischen Erstligisten Udinese Calcio verliehen und von diesem später für 2,3 Millionen Euro fest verpflichtet.
Bei Udine spielte sich der Jungspund über Einsätze im Nachwuchsteam in die Profimannschaft, für die am Ende immerhin drei Einsätze in der Serie A standen. 2014 kehrte Douglas Santos dann nach Brasilien zurück und wurde ein Jahr später nach einem Leihgeschäft von Atlético Mineiro fest unter Vertrag genommen. Ablöse damals: Drei Millionen Euro. Nun hat der Olympiasieger seinen Wert also noch einmal beträchtlich gesteigert.
Dass er das Geld im Gegensatz zu früheren Brasilien-Flops wie Thiago Neves (kam 2008 für neun Millionen Euro und machte gerade einmal sechs Bundesligaspiele) oder Alex Silva (6,2 Millionen Euro für 17 Spiele) auch tatsächlich wert ist, hoffen nun alle beim HSV. Bis Douglas Santos diesen Nachweis erbringen kann, wird es wohl noch ein paar Spiele dauern. Und falls der Einstieg ins Bundesligageschäft nicht auf Anhieb gelingen sollte, hilft vielleicht beten. Wer könnte das besser wissen als der Brasilianer selbst.
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