Hamburg. Der Ex-HSV-Chef regt eine Simplifizierung des Fifa-Rechts an. Auch der Hamburger Senat ist alarmiert.

Die Vorzüge eines Profifußballers durfte Bakery Jatta am Freitagmittag genießen. Das Training war gerade beendet, als der 18 Jahre alte Gambier von Fans umrundet wurde, Autogramme unterzeichnen und Handyfotos machen musste. Doch vor allem die Nachteile seines Status als Profi sind in diesen Tagen ein Thema beim HSV.

Der Hintergrund: Als Nicht-EU-Ausländer darf Jatta nicht im U21-Team des HSV Spielpraxis sammeln. „Wir hatten schon mal so ein Thema in der vergangenen Saison, als Batuhan Altintas nicht in unserer U23 spielen durfte“, sagt Trainer Bruno Labbadia. Dabei gibt es bei Altintas und Jatta einen Unterschied: Der Türke Altintas kam vor einem Jahr nach Deutschland, um als Profi sein Geld zu verdienen. Laut Fifa-Recht (§ 19) durfte er als Nicht-EU-Ausländer aber nicht für ein Nachwuchsteam eingesetzt werden. Jatta kam dagegen als Flüchtling nach Deutschland und nicht, um als Fußballer sein Geld zu verdienen. Somit sei laut Mehmet Yildiz, dem Sportpolitischen Sprecher der „Linken“, der schriftlich eine Kleine Anfrage an den Senat gestellt hatte, die Ausgangssituation eine andere. „Die Innenbehörde muss sich endlich bewegen“, fordert Yildiz.

Tatsächlich ist der HSV laut eigener Aussage bereits seit Wochen im Austausch mit den Behörden, weil es in Bremen einen ähnlichen Fall gibt. Dort steht Ousam Manneh bei Werder unter Vertrag. Genau wie Jatta ist auch Manneh aus Gambia geflüchtet – anders als Jatta darf der 19-Jährige aber in der U23 spielen. Die Hamburger Behörden sollen nach HSV-Angaben nun die Akte Mannehs bei ihren Bremer Kollegen angefragt haben, was die Ausländerbehörde allerdings dementiert.

Es bleibt kompliziert: Denn unabhängig von einer Aktenanfrage gibt es auch bei Manneh und Jatta einen Unterschied. So hat Manneh in Deutschland bereits beim Blumenthaler SV in der Jugend-Regionalliga gespielt, ehe er zu Werder wechselte. Damit greift im Fall von Manneh das komplizierte Fifa-Recht nicht, das ursprünglich gegen den Handel von Fußballtalenten aus Afrika und Südamerika beschlossen wurde. Trotzdem fordert Labbadia: „Das ist ein neues Thema, was es vor Jahren noch nicht gab. Damit muss man sich befassen.“

Unterstützung erhält Labbadia vom früheren HSV-Vorstandsvorsitzenden Carl Jarchow, der sich sowohl als FDP-Politiker als auch als zweiter Vorsitzende des Hamburger Fußballverbands für eine Simplifizierung des komplizierten Fifa-Regelwerks ausspricht: „Der Fall Jatta zeigt, dass man die Regeln vereinfachen muss.“ Der Hamburger Senat will sich mit dem Thema in der kommenden Woche befassen, Ausgang offen.