Der HSV erhält frisches Geld für neue Spieler. Dabei trägt Investor Kühne das volle Risiko. Kommen jetzt zwei neue Spieler?

Investor Klaus-Michael Kühne hat sich mit dem HSV auf ein Finanzierungsmodell seiner angekündigten Millionen-Spritze geeinigt. Dies gaben die Hanseaten am Donnerstag bekannt. Mit dem Geld will der HSV nach sportlich enttäuschenden Jahren zurück in die Bundesliga-Spitze.

„Wir werden damit intensiv an der Kaderverbesserung arbeiten“, sagte Club-Boss und Sportchef Dietmar Beiersdorfer. Über die Höhe des Darlehens machte der Club keine Angaben, zuletzt wurde über 50 Millionen Euro spekuliert. Diese Summe dementierte der Gönner allerdings. „Der Betrag ist völlig aus der Luft gegriffen, er wurde von meiner Seite weder genannt noch bestätigt und entspricht bei weitem nicht dem, was ich bereit bin zum Wohle des HSV einzubringen.“

Vielmehr seien sowohl die Höhe des Darlehens als auch der Zeitraum der Partnerschaft völlig offen. „Das Gesamtvolumen ist nicht abschließend festgelegt, sondern orientiert sich in erster Linie an den sportlichen Notwendigkeiten über mehrere Jahre“, sagt HSV-Finanzvorstand Frank Wettstein.

Kühne: „HSV entscheidet über Spieler“

Beiersdorfer kann mit den Kühne-Millionen jetzt auf Shopping-Tour gehen, bezahlt die Finanzspritze aber auch mit einem Teil der Unabhängigkeit des Vereins. "Er entscheidet, ob er das Geld für Spieler freigibt", sagte Beiersdorfer und machte damit deutlich: Kühne hat das letzte Wort. Der Unternehmer betonte jedoch, dass er nicht ins operative Geschäft eingreifen wolle, auch wenn er sich seine persönlichen Berater Rainer Callmund und Spielerberater Volker Struth zur Seite holte. „Der HSV entscheidet, ob ein Spieler kommt oder nicht.“

„Es geht aus meiner Sicht um die weitere Entwicklung und Komplettierung der Mannschaft und die Verpflichtung sorgfältig ausgewählter, neuer Schlüsselspieler, aber auch von Talenten mit großem Potenzial“, sagte Kühne, der bisher rund 70 Millionen Euro über Darlehen und Beteiligungen in den HSV gepumpt hat. Der Logistik-Unternehmer hält zurzeit elf Prozent der Anteile an der HSV-Fußball-AG, auch die Namensrechte am Stadion kaufte er für vier Jahre. Weitere Anteile sind hingegen nicht geplant.

Kühne geht laut Clubangaben mit seiner Finanzspritze ins Risiko, die Rückzahlung des Geldes sei „eng an den sportlichen und wirtschaftlichen Erfolg geknüpft“, teilte Beiersdorfer mit. Damit dürfte das Erreichen des internationalen Geschäfts gemeint sein. „Sollten die mit der Vereinbarung verfolgten Ziele nicht erreicht werden, so wird Kühne das Risiko der Investition vollständig übernehmen.“ Von dem frischen Geld könnte der HSV den Stuttgarter Timo Baumgartl oder den kolumbianischen Stürmer Harold Preciado verpflichten.

HSV ist abhängig von Kühne

Wie ernst es Kühne mit der Rückkehr des HSV nach Europa ist, machten zuletzt die Aussagen seines Vertrauten Reiner Calmund deutlich. "Der Herr Kühne hat sehr deutlich gemacht, dass er endlich wieder besseren Fußball des HSV sehen will", hatte Calmund dem Abendblatt gesagt. Kühne sei ein "glühender HSV-Fan, der endlich einen Fortschritt sehen will". Der Unternehmer wolle sich "nicht mehr verarschen lassen".

Klar ist, dass die finanziell angeschlagenen Hamburger ohne die Kühne-Millionen auf dem Transfermarkt kaum handlungsfähig wären. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte der Klub ein Rekord-Minus von rund 16,9 Millionen Euro erwirtschaftet, insgesamt drücken Verbindlichkeiten von knapp 90 Millionen Euro.