Hamburg. Der Vorstandsvorsitzende übernimmt die Sportchef-Position von Peter Knäbel beim HSV. Das sind Beiersdorfers größte Baustellen.
Dietmar Beiersdorfer setzt beim HSV alles auf eine Karte. Einen Tag nach der Trennung von Sportchef Peter Knäbel übernimmt der 2014 als Heilsbringer beim kriselnden HSV empfangene Vorstandschef auch die Aufgaben des Sportdirektors. „Das habe ich in Absprache mit meinen Vorstandskollegen entschieden“, sagte Beiersdorfer, der damit wieder den Posten bekleidet, den er beim HSV zwischen 2003 und 2009 inne hatte. Auf der Pressekonferenz teilte der Clubboss mit, er werde beide Positionen dauerhaft ausfüllen.
Eine erste Entscheidung zur Personalie Jaroslav Drobny wurde bereits gefällt. Weitere Personalplanungen und das Sommer-Transfer-Fenster stehen noch bevor. "Ich habe mich noch nie vor Arbeit gedrückt. Das wird aufwendig, klar", sagte Beiersdorfer: "Aber mir ist nicht bange." Ein Überblick über die größten Baustellen, die Dietmar Beiersdorfer nun zu schließen hat:
„Als erstes stehen für mich jetzt die Gespräche mit Spielern an, deren Verträge auslaufen – damit alle Beteiligten Klarheit bekommen“, sagte Beiersdorfer noch am Montag. Damit steht der Terminplan der ersten Woche fest. Und eine erste Entscheidung gab es auch schon. Die hat allerdings nicht Beiersdorfer, sondern Bruno Labbadia überbracht. Der Trainer hat Jaroslav Drobny darüber in Kenntnis gesetzt, dass der Torhüter den Verein verlassen werde, eine Vertragsverlängerung werde es nicht geben. Damit steht einem Wechsel von Darmstadts Torhüter Christian Mathenia, der momentan wegen eines Mittelhandbruchs pausieren muss, nichts mehr im Wege.
Was wird aus Adler und Djourou?
Zu den Spielern, deren Verträge im Sommer auslaufen, gehören Emir Spahic, Gojko Kacar, Ivo Ilicevic und Ahmet Arslan. Die Gespräche sollen nun geführt werden. Auch die Zukunft von Stammkeeper René Adler, Kapitän Johan Djourou sowie Linksverteidiger Matthias Ostrzolek, deren Verträge allesamt im kommenden Sommer auslaufen, muss noch geklärt werden.
Leitartikel: Zwei waren einer zuviel
Für Adler und Djourou könnten die klammen Hamburger im Sommer noch eine Ablöse erwirtschaften. Und frisches Geld kann der HSV gut gebrauchen. Denn nur dann könnte Beiersdorfer auch weitere Transfers in Angriff nehmen. "Die Mittel sind begrenzt", sagte Beiersdorfer und gab sich dennoch kämpferisch: "Ich bin zuversichtlich, dass wir eine gute Mannschaft auf den Platz bringen und uns weiterentwickeln werden."
Wie gehen Verhandlungen mit Wood weiter?
Spätestens nach dem letzten Saisonspiel in Augsburg muss Beiersdorfer dann die erweiterte Kaderplanung in Angriff nehmen. Einen Neuzugang für die kommende Saison konnte der HSV noch nicht finden. Mit Wunschstürmer Bobby Wood vom Zweitligisten Union Berlin war Knäbel in den Verhandlungen weit fortgeschritten. "Ich habe das über Jahre hinweg getan und habe die Kompetenzen, das auszuüben. Ich mache das", sagte Beiersdorfer mit Blick auf das Transfer-Fenster im Sommer.
Der HSV wird sich vor allem in der Offensive verstärken müssen. Nur vier Teams schossen weniger Tore als die Hamburger. Meister Bayern München erzielte sogar mehr als doppelt so viele Treffer. Nun gilt Bayern nicht als Maßstab an der Elbe, aber selbst die vom Abstieg stark bedrohten Bremer und Stuttgarter haben mehr Tore geschossen. Zudem erspielten sich die Hamburger nur sehr selten wirkliche Chancen heraus, die dann oft kläglich vergeben wurden.
Nun wird sich zeigen, ob Dietmar Beiersdorfer mit geringen finanziellen Mitteln die Mannschaft verbessern kann. Denn sollte dies nicht gelingen, hat sich der 52-Jährige, mit dem Schritt alles auf eine Karte zusetzen, selbst in die Ecke gestellt.