Hamburg. Clubchef Dietmar Beiersdorfer übernimmt zunächst Knäbels Aufgaben. Es gibt Gerüchte über einen Nachfolger aus dem Ruhrpott.

Zwei Tage nach dem erzitterten Klassenerhalt räumt Clubchef Dietmar Beiersdorfer beim Hamburger SV auf und schmeißt Sportchef Peter Knäbel raus. Der Vorstandsvorsitzende Beiersdorfer selbst übernimmt beim finanziell angeschlagenen Fußball-Bundesligisten interimsweise den Job von Knäbel, der sich bei der sogenannten Rucksack-Affäre blamiert hatte. Zuletzt hatte es unbestätigte Gerüchte über ein Engagement des bei Schalke 04 ausscheidenden Horst Heldt gegeben.

Beiersdorfer sagte in einer HSV-Pressemitteilung: „Wir hatten unterschiedliche Auffassungen von der zukünftigen Ausrichtung des sportlichen Bereichs, dabei ging es vor allem um unsere sportlichen Kernthemen Kader- und Personalplanung, Scouting und Teammanagement.“ Der 52-Jährige war bereits von 2003 bis 2009 als Sportchef beim HSV verantwortlich und kehrte im Juli 2014 als Clubchef zurück.

Knäbel kam im Oktober 2014 zum HSV

Offiziell haben sich beide Seiten „einvernehmlich auf eine sofortige Vertragsauflösung des ursprünglich noch bis zum 30.6.2017 laufenden Kontrakts des Direktors Profifußball geeinigt“, teilte der Fußball-Bundesligist am Montagabend mit.

Beiersdorfer hatte Knäbel im Oktober 2014 zum HSV geholt. Die Rucksack-Affäre, als ihm vertrauliche HSV-Dokumente gestohlen worden waren, hatte Knäbel viel Reputation gekostet. Ein klares Bekenntnis ließ Beiersdorfer zuletzt vermissen.

Peter Knäbel im Kurzporträt

 

Geboren am 02. Oktober 1966 in Witten/Westfalen

 

Peter Knäbel ist verheiratet und Vater von zwei Kindern

 

Funktionen beim HSV: Direktor Profifußball (1. Oktober 2014 bis 9. Mai 2016) und Interimstrainer (22. März bis 15. April 2015)

 

Stationen als Profifußballer: 1984 - 1988 VfL Bochum, 1988 - 1993 FC St. Pauli

 

1993 - 1994 1. FC Saarbrücken, 1994 - 1995 TSV 1860 München, 1995 FC St. Gallen

 

1995 - 1998 1. FC Nürnberg, 1998 - 2003 FC Winterthur

 

Stationen als Trainer: 1995 - 1998 1. FC Nürnberg (Jugend), 1998 - 2000 FC Winterthur (Spielertrainer)

 

2015 Hamburger SV (Interimstrainer)

 

Stationen als Funktionär: 2003 - 2006 Technischer Direktor beim FC Basel

 

2006 - 2009 Nachwuchschef beim FC Basel

 

2009 - 2014 Technischer Direktor beim Schweizer Fußball-Verband

 

Erfolge: Europameister bei der U-16-EM 1984, DFB-Pokalfinale mit dem VfL Bochum 1988

 

Aufstieg mit dem 1. FC Nürnberg 1998

 

Einsätze: 108 Bundesliga-Spiele (7 Tore), 101 Zweitliga-Spiele (10 Tore), 16 DFB-Pokal-Spiele

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Beiersdorfer verantwortet Bundesliga-Bereich

„Natürlich hätte ich meinen Vertrag gern bis zum Ende erfüllt. Das Fundament für eine sportlich bessere Perspektive gelegt zu haben, erfüllt mich rückblickend mit Stolz“, wurde Peter Knäbel in der Pressemitteilung zitiert.

Die Entscheidung sei ihm schwergefallen, „aber ich hielt ihn dennoch für notwendig“, sagte der Clubchef. „Wir waren in einigen grundsätzlichen Themen unterschiedlicher Auffassung“. Er habe sich anschließend in Absprache mit den übrigen Vorstandsmitgliedern „entschieden, dass ich Peter Knäbels Aufgabenbereich übernehme. Das heißt, dass ich unseren Bundesliga-Bereich inklusive der Kaderplanungen und Transferarbeit vollumfänglich verantworte."

Der Club braucht Geld

Dem HSV fehlt allerdings auch Geld. Den dienstältesten Erstligisten drücken ohnehin schon Gesamtverbindlichkeiten von 89,1 Millionen Euro nach dem Rekord-Minus von 16,9 Millionen in der Bilanz 2014/15. Ob der Club sich einen neuen Sportchef leisten kann, ist ungewiss. Für Beierdorfer spricht, dass der HSV in seiner Amtszeit als Sportchef sportliche deutlich erfolgreicher war als zuletzt. Zweimal musste der Traditionsclub in die Relegation und auch in dieser Saison lange zittern.

Er sehe „keinen Anlass uns zurückzulehnen und erleichtert durchzupusten. Wir haben nach wie vor einen großen Berg Arbeit vor uns. Wir müssen besser werden, viel besser“, betonte der Clubchef. „Als erstes stehen für mich jetzt die Gespräche mit Spielern an, deren Verträge auslaufen“, sagte Beiersdorfer.