Hamburg. In ihren nächsten drei Bundesligapartien können die Hamburger mitentscheiden, wer die Klasse hält – und sich selbst retten.

Eigentlich war die Antwort auf die Frage klar, was Bruno Labbadia denn am Mittwochabend gemacht habe: Bayern gegen Juve auf dem Sofa genossen, was denn sonst. Doch ein wenig verkniffen musste der HSV-Trainer einräumen, dass er seinem Sohn versprochen hatte, mit ihm das Macklemore-Konzert in der Barclaycard Arena zu besuchen. Mehr als ab und zu mal auf dem Handy den Zwischenstand nachzuschauen, war leider nicht drin. Dabei ist das Konzert der Großen, die Champions League, ja genau das, wo der ehrgeizige Coach auch irgendwann mal wieder mit dem HSV mitmischen möchte.

Dieser hat jetzt jedoch ganz andere Kaliber vor der Brust: Nach dem Heimspiel am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) gegen den Tabellensiebzehnten TSG Hoffenheim folgt nach der Länderspielpause die Auswärtspartie in Hannover (18.) sowie das Duell gegen Darmstadt 98 (14.), erneut vor heimischem Publikum. Der HSV ist also wieder mitten im Abstiegskampf angekommen – nur dass er in dieser Saison wohl nur noch als Gegner in diesen eingreift.

Der Abstand auf den Relegationsrang beträgt weiterhin sieben Punkte, das „Triple“ scheint außer Reichweite. „Es ist nicht so, dass wir in Angst leben, aber wir wissen, in welcher Situation wir sind“, sagte Labbadia. Angesichts der kommenden Aufgaben könnten Optimisten sogar eher wieder auf den für europäischen Fußball möglicherweise ausreichenden siebten Platz schielen, doch die bisherigen Saisoneindrücke verbieten das. Denn gerade gegen vermeintlich schwächere Gegner tat sich der HSV oft schwer, vor allem im Volkspark.

Der HSV muss umstellen

Die treuen Anhänger erinnern sich: 0:0 gegen Frankfurt, 1:2 gegen Hannover, 1:3 gegen Mainz, 0:1 gegen Augsburg, 1:1 gegen Köln, 1:1 gegen Ingolstadt. Puh. Labbadia sieht naturgemäß eher den Aufwärtstrend durch die Heimsiege gegen Mönchengladbach und Hertha, doch das waren auch Spitzenteams, gegen die die Hamburger in dieser Saison immer unbeschwerter auftraten. Da kommt es dem HSV vielleicht entgegen, dass die Hoffenheimer „vom Personal und auch von ihrer Spielweise her nicht das typische Kellerkind sind“, wie der ehemalige Stürmer anmerkte.

Klar ist: Labbadia muss aufgrund der Gelbsperre von Nicolai Müller umstellen. Doch die Position des Rechtsaußen muss nicht die einzige Änderung bleiben. Auch in der Defensive und der Sturmspitze probierte der Coach beim Geheimtraining am Donnerstag verschiedene Varianten aus. Überraschend musste Kapitän Johan Djourou den Großteil der Einheit in der B-Elf verteidigen, erst ganz zum Ende durfte der Schweizer wieder wie gewohnt neben Emir Spahic die Abwehr ordnen. Labbadia erklärte diese Maßnahme zwar mit einer leichten, körperlichen Angeschlagenheit seines bisherigen Abwehrchefs, ließ aber auch durchblicken, dass er mit den letzten Auftritten Djourous nicht so recht zufrieden war. Konkurrent Cléber liefere ihm zudem ein „ganz enges Duell“.

„Beide sind noch immer nicht bei 100 Prozent“

Der nach seiner Sprunggelenksverletzung seit fast zwei Wochen wieder am Mannschaftstraining teilnehmende Michael Gregoritsch dürfte Müller ersetzen. Zwar bekam auch Neuzugang Nabil Bahoui seine Chance in der A-Elf, dieses Experiment beendete Labbadia jedoch schnell wieder. „Beide sind körperlich noch immer nicht bei 100 Prozent. Bei Nabil kommt jedoch hinzu, dass er die Laufwege und die taktischen Vorgaben bei uns noch nicht voll verinnerlicht hat“, erklärte Labbadia. Und im Angriff steht wohl „Chancentod“ Artjoms Rudnevs vor einer weiteren Bewährungsprobe. Pierre-Michel Lasogga und Sven Schipplock hießen die Alternativen. „Das ist ein ganz enges Kopf-an-Kopf-Rennen. Mal zeigt sich im Training der eine, mal der andere Stürmer. Vielleicht treten wir ja auch mal mit einer Doppelspitze an“, heizte der Coach den Konkurrenzkampf an.

Ein Sieg wäre für den Tabellenzwölften nicht nur wichtig, um sich aller Restabstiegssorgen zu entledigen. Jeder bessere Tabellenplatz bringt schließlich erhebliche Mehreinnahmen an Fernsehgeldern. Wäre die Saison jetzt beendet, verbesserte sich der HSV in der Fünfjahres-TV-Tabelle von Rang 14 auf 13. Das alleine hätte schon eine Mehreinnahme von 1,5 Millionen Euro zur Folge. Platz neun, der nach einem Dreier am Wochenende durchaus möglich wäre, würde am Ende (je nach Platzierung der Konkurrenz) sogar bis zu weiteren 3,5 Millionen Euro führen. Gerade im Konzert der Kleinen kein unwesentlicher Faktor.