Hamburg. Der Bundesliga-Club forscht intensiv nach neuen Geldgebern und prüft derzeit die Platzierung eines Schuldscheindarlehens.
Gäbe es im Kalender Sport-Namenstage, so wäre der 15. März der „Tag der Lizenz“. Wie in jedem Jahr mussten alle Vereine der Bundesliga und Zweiten Liga gestern bis 15.30 Uhr ihre Unterlagen bei der Deutschen Fußball-Liga abliefern. Um eine Spielberechtigung für die kommende Saison zu erhalten, sollen die Clubs vor allem den Nachweis ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit erbringen. Natürlich hat auch der HSV die Frist eingehalten. Man „erwarte keinerlei Probleme“, war zu hören.
Das klingt beruhigend. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Club 22 Monate nach der beschlossenen Ausgliederung bei der Mitgliederversammlung noch immer dabei ist, „alles ins Reine zu bringen“, wie es der HSV-Vorsitzende Dietmar Beiersdorfer gerade in einem „Welt am Sonntag“-Interview formulierte. Man sei weiter in einer nicht einfachen Situation. Der Club habe es aber immer geschafft, seinen Verpflichtungen nachzukommen, man sei gut aufgestellt: „Wir sehen Licht am Ende des Tunnels.“
Verein forscht nach neuen Einnahmequellen
Das klingt (verhalten) optimistisch. Tatsächlich steht der Verein, der nach 128 Millionen Euro in der Vorsaison in dieser Serie mit einem Etat in Höhe von 113 Millionen Euro rechnet, aber auch in diesem Jahr wieder vor finanziellen Herausforderungen. Wie aus dem Konzernanhang der HSV Fußball AG ersichtlich ist, betragen die Verbindlichkeiten 89 Millionen Euro. Allein 37,8 Millionen Euro (inklusive der üblichen Ratenzahlung für den Stadionkredit) haben eine Restlaufzeit von nur noch einem Jahr, 18,1 Millionen Euro betreffen den Posten „Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen“ (wie bereits getätigte Transfers), dem stehen nur insgesamt 9,1 Millionen Euro „Forderungen aus Lieferungen und Leistungen“ gegenüber.
Kein Wunder, dass der HSV deshalb nach neuen Einnahmequellen forscht. Anders als in früheren Jahren ist nicht mit hohen Millionenerlösen aus Spielertransfers zu rechnen (Tah, Calhanoglu, Son). Bekannt ist, dass der HSV deshalb weitere Vereinsanteile verkaufen will. 14,75 Prozent wurden bisher für zusammen 38 Millionen Euro an Klaus-Michael Kühne (11 Prozent), Helmut Bohnhorst (1,5), Familie Burmeister (1,5) und Alexander Margaritoff (0,75) verkauft. Da bis zu 24,9 Prozent der Clubanteile veräußert werden können, darf der HSV auf 26 Millionen Euro hoffen – sofern sich denn weitere Kapitalgeber finden.
„Optionen zur Refinanzierung des Stadions“
Parallel dazu prüft der HSV jedoch Alternativen. Eine Schlüsselrolle könnte dabei dem Stadion zufallen. Wie der HSV dem Abendblatt auf Nachfrage bestätigte, befasst sich der Club „auf der Finanzierungsseite wie angekündigt derzeit mit Optionen zur Refinanzierung des Stadions“. Die Art dieser Umfinanzierung sei bisweilen weder entschieden noch vertraglich vereinbart, heißt es in der Stellungnahme weiter. Übersetzt heißt das: Es geht um die Erneuerung einer bereits durchgeführten Finanzierung mit dem Ziel, die Liquidität kurzfristig zu erhöhen.
Möglich könnte dies werden in Form eines Schuldscheindarlehens, neben dem Bankkredit und einer Anleihe eine dritte Möglichkeit der Fremdfinanzierung, die vor allem auf Unternehmen zielt. Im Unterschied zu der Jubiläumsanleihe (17,5 Millionen Euro) wäre hier die Stückelung deutlich höher (500.000 bis eine Million Euro).
So könnte der Deal laufen: Mit den Einnahmen könnten die Restschulden des Stadionkredits, die noch 28 Millionen Euro betragen, beglichen werden. Die Anleger würden über eine vergleichsweise hohe Verzinsung (fünf Prozent) angelockt werden. Und der HSV könnte seine Ratenbelastung senken, sich Spielraum für Investitionen in den sportlichen Bereich schaffen,
Entscheidung Mitte des Jahres über Schuldscheindarlehen
Der Preis, den der HSV dafür zahlen würde: Der Zeitpunkt, wann das Stadion abbezahlt wäre, würde sich um mehrere Jahre nach hinten verschieben. Schließlich ist Stand heute nicht abzusehen, ob der Club nach Ablauf des Darlehens die liquiden Mittel hätte, diese Schulden zu tilgen. Intern wird die Platzierung eines solchen Schuldscheindarlehens als „mögliche“ Option bezeichnet, eine Entscheidung darüber soll aber frühestens zur Mitte des Kalenderjahres fallen. Ob sich bis dahin genügend Käufer von Clubanteilen gefunden haben, wird für Beiersdorfer & Co. ein entscheidender Faktor sein.