Hamburg. HSV-Trainer Bruno Labbadia denkt ernsthaft über den Flüchtling nach, der noch nie in einem Verein gespielt hat.

Es klingt wie ein kleines Märchen, das wahr werden könnte. Der 17 Jahre alte Bakery Jatta, der vor sechs Monaten alleine von Gambia in Westafrika nach Deutschland geflüchtet ist und noch nie in seinem Leben in einem Fußballverein gespielt hat, könnte beim HSV den Sprung in den Profifußball schaffen. Zwei Tage lang hat Jatta bei Bruno Labbadia ein Probetraining bestritten – und der Trainer des Bundesligisten ist von den Fähigkeiten des Flüchtlings sehr angetan. „Der Junge kann kicken“, sagte Labbadia, nachdem er Jatta zwei intensive Einheiten lang beobachtet hatte.

Der Offensivspieler machte einen derart guten Eindruck, dass man beim HSV nun überlegt, Jatta aufzunehmen. „Wir werden ihn uns genau anschauen“, sagte Labbadia und machte dem bislang völlig unbekannten Jungen damit Hoffnungen, nach dem Trainingslager in Belek weitere Bewährungsmöglichkeiten zu bekommen. Dort unterstrich Labbadia nochmals seine Anerkennung. "Wie es weiter geht, werden wir nach dem Trainingslager sehen. Er ist jung genug und es sah gut aus. Ich persönlich mache da keinen Unterschied, wer er ist und woher er kommt. Es gibt allerdings für niemanden einen Bonus, es geht rein nach Leistung."

Derzeit lebt Jatta in der Akademie Lothar Kannenberg, einer Jugendhilfe- und Bildungseinrichtung im niedersächsischen Bothel. Der Spielerberater Efe-Firat Aktas, der in Bremen lebt, stellte schließlich den Kontakt zu Dietmar Beiersdorfer her. Am Dienstag kam es im Volksparkstadion bereits zu einem Treffen zwischen den beiden.

Kaltstart für den HSV ins Jahr 2016

Bei empfindlichen Minusgraden geleitete Sven Schipplock (r.) einen südamerikanischen Kollegen aufs Trainingsgelände
Bei empfindlichen Minusgraden geleitete Sven Schipplock (r.) einen südamerikanischen Kollegen aufs Trainingsgelände © WITTERS | TimGroothuis
Bei dem gut verpackten Abwehrspieler handelte es sich um den Brasilianer Cléber, der pünktlich zum Auftakt am HSV-Gelände erschien
Bei dem gut verpackten Abwehrspieler handelte es sich um den Brasilianer Cléber, der pünktlich zum Auftakt am HSV-Gelände erschien © WITTERS | TimGroothuis
Auch Dennis Diekmeier (v.l.), Matthias Ostrzolek, René Adler, Pierre-Michel Lasogga, Michael Gregoritsch und Aaron Hunt trotzten der Hamburger Kälte
Auch Dennis Diekmeier (v.l.), Matthias Ostrzolek, René Adler, Pierre-Michel Lasogga, Michael Gregoritsch und Aaron Hunt trotzten der Hamburger Kälte © WITTERS | TimGroothuis
Kapitän Johan Djourou (l.) schritt mit Torwart Jaroslav Drobny und Artjoms Rudnevs Richtung Übungsplatz
Kapitän Johan Djourou (l.) schritt mit Torwart Jaroslav Drobny und Artjoms Rudnevs Richtung Übungsplatz © WITTERS | TimGroothuis
Lewis Holtby verzichtete ebenso auf eine Kopfbedeckung...
Lewis Holtby verzichtete ebenso auf eine Kopfbedeckung... © WITTERS | TimGroothuis
...wie Bruno Labbadia.
...wie Bruno Labbadia. "Dabei frieren wir Trainer bei den vielen Standzeiten am meisten", sagte der 49-Jährige © Witters
Zum Trainerstab gehören auch im neuen Jahr Eddy Sözer (hinten) und Torwartcoach Stefan Wächter (vorne l.)
Zum Trainerstab gehören auch im neuen Jahr Eddy Sözer (hinten) und Torwartcoach Stefan Wächter (vorne l.) © WITTERS | TimGroothuis
Auf dem halb gefrorenen Platz war dann erst einmal eine Laufeinheit angesagt
Auf dem halb gefrorenen Platz war dann erst einmal eine Laufeinheit angesagt © Witters
29 Spieler will Labbadia ins Trainingslager im deutlich wärmeren Belek mitnehmen
29 Spieler will Labbadia ins Trainingslager im deutlich wärmeren Belek mitnehmen © Witters
Ivia Olic trainierte ebenso mit wie Testspieler Bakary Jatta (l.)
Ivia Olic trainierte ebenso mit wie Testspieler Bakary Jatta (l.) © Witters
Eingefrorenes Lachen? HSV-Boss Didi Beiersdorfer ließ sich auch von minus 7 Grad Celsius die Laune nicht verderben
Eingefrorenes Lachen? HSV-Boss Didi Beiersdorfer ließ sich auch von minus 7 Grad Celsius die Laune nicht verderben © Witters
Sollte harte Winter gewohnt sein: Der Österreicher Michael Gregoritsch
Sollte harte Winter gewohnt sein: Der Österreicher Michael Gregoritsch © Witters
Testspieler Bakary Jatta
Testspieler Bakary Jatta © Witters
1/13

Aktas traut Jatta zu, in der Bundesliga Fuß zu fassen. Sollte er beim HSV einen Vertrag bekommen, würde der Flüchtling eine Aufenthaltserlaubnis in Deutschland bekommen. Seine Duldung läuft im Juni ab. Jatta könnte noch bis 2017 in der U19 spielen und wäre mit seinem Status als Flüchtling bis Sommer auch in der U23 spielberechtigt. Bis eine Entscheidung fällt, will Jatta die Geschehnisse der aufregenden zwei Tage in Hamburg aber erst mal ein wenig sacken lassen.