Torschütze Hunt wurde mit dick bandagiertem Oberschenkel ausgewechselt. Altıntaş traf ebenfalls – und könnte nun verliehen werden.
Normalerweise hätte Bruno Labbadia nach dem klaren 5:0-Sieg im Testspiel gegen den niederländischen Spitzenclub Heracles Almelo gute Laune haben müssen. Doch der Trainer war unzufrieden mit der Leistung einiger Profis. „Spielerisch waren wir nur mittelmäßig“, so Labbadia, der kurioserweise diesmal mit der Chancenverwertung – zuletzt der große Schwachpunkt beim HSV – zufrieden sein konnte. „Wir waren erstaunlich effektiv, das hat mir gefallen.“
Weniger gefallen haben wird ihm die Schrecksekunde in der 40. Minute, als bei Spielmacher Aaron Hunt erneut der rechte Oberschenkel, der ihn schon zuletzt zu einer knapp dreiwöchigen Pause zwang, zumachte. Sofort wickelten die Ärzte eine dicke Bandage um seinen Oberschenkel. Nach dem Spiel gab es allerdings eine erste Entwarnung. „Bei Aaron hat der Muskel zugemacht, aber es hat nicht geknallt. Wir haben Hoffnung, dass er gegen Dortmund trotzdem spielen kann“, sagte Labbadia, der Hunts Auswechslung als eine Vorsichtsmaßnahme bezeichnete.
Zuvor glänzte Hunt als Torschütze zum 2:0 (28.) per Elfmeter – in aller Ruhe verlud er Almelos Torhüter Bram Castro und schob flach in die rechte Ecke ein. Vorausgegangen war ein grobes Foul an Ahmet Arslan. In Führung gegangen war der HSV durch Pierre-Michel Lasogga (13.). Der bullige Angreifer stoppte eine scharfe Hereingabe von Außenverteidiger Gotoku Sakai und schob eiskalt ein.
Sakai erhält Sonderlob von Labbadia
Vorbereiter Sakai, der in der ersten Halbzeit rechts und im zweiten Durchgang links hinten in der Viererkette verteidigte, präsentierte sich während des gesamten Spiels sehr agil und setzte vor allem offensiv viele Akzente. Zur Belohnung gab es ein Sonderlob von Labbadia. „Er war super aktiv. Wenn er nach vorne gehen kann, hat er die Lösungen. Das Spiel hat ihm gut getan.“
Im zweiten Durchgang änderten auch die sechs Einwechslungen nichts an der Effektivität der Hamburger. Schipplock, der für Hunt in die Partie kam, eroberte den Ball im Mittelfeld, stürmte nach vorne und traf zum 3:0 (54.). Es war eine starke Einzelaktion des in der Bundesliga noch torlosen Stürmers.
Kurz vor dem Ende erhöhte dann der zur Pause gekommene Philipp Müller (81.) auf 4:0. Die Vorlage kam von Batuhan Altıntaş, der wenig später sogar für den 5:0-Endstand (83.) sorgte. Diesmal bereitete Müller den Treffer vor.
Das positive Ergebnis gegen das Team von Sportchef Nico-Jan Hoogma wurde dennoch durch die erneute Oberschenkel-Verletzung von Spielmacher Hunt überschattet. Eine genaue Diagnose steht allerdings noch aus.
Wird Altıntaş verliehen?
Unklar ist hingegen auch, wie der HSV mit Altıntaş plant. Der Türke stand noch nicht einmal im Profikader, für die zweite Mannschaft ist er als Nicht-EU-Ausländer nicht einsatzberechtigt. Auch bei seinem vorherigen Arbeitgeber Bursaspor erhielt er ein Jahr lang keine Spielpraxis. Weil die Gespräche um eine Vertragsverlängerung an den zu hohen Gehaltsvorstellungen des Youngsters im Sommer 2014 scheiterten, fiel er in Ungnade. Daraufhin trainierte Altıntaş nur individuell und wurde wettbewerbsübergreifend vom eigenen Verein bis zum Sommer gesperrt. Als er zum HSV wechselte, fielen vor allem erhebliche konditionelle Rückstände auf.
Vor dem Spiel gegen Almelo setzte sich das Trainerteam zusammen und beriet über die Zukunft des Angreifers. Nach knapp anderthalb Jahren ohne Pflichtspiel fragen sich die Hanseaten, wo der 19-Jährige steht. Eine Ausleihe im Winter wäre denkbar, doch Labbadia will sicher gehen, dass Altintas bei einem anderen Verein auch die nötige Spielpraxis bekommt – und das kann kein Club garantieren „Wir müssen das genau abwägen“, sagt Labbadia. Der Ausgang ist offen.