Hamburg. Nach seinem respektablen Debüt scheint der 21-Jährige vom HSV-Radar verschwunden. Doch Beiersdorfer und Labbadia machen Hoffnung.
Was war das für ein aufregender Start für Gideon Jung in seine erste echte Saison als HSV-Profi: Bundesliga-Debüt beim Eröffnungskracher bei Bayern München vor 75.000 Zuschauern in der Allianz Arena und weiteren 7,45 Millionen Augenpaaren vor den TV-Bildschirmen. Gute Kritiken, die dem jungen Fußballer zwei weitere Auftritte und sogar die erstmalige Berufung in die deutsche U21-Nationalmannschaft bescherten - bis der inzwischen 21-Jährige von einer Verletzung jäh aus seinem Traum gerissen wurde.
Etwas mehr als einen Monat ist es nun her, dass Jung letztmals in der Bundesliga auf dem Platz stand. Bei der unglücklichen 1:2-Niederlage in Köln machte der Mittelfeldspieler eine noch unglücklichere Figur - weshalb nicht wenige Fans hinter der Auswechslung zur Halbzeit weniger die offiziell angeführten muskulären Probleme als eine Schutzmaßnahme Bruno Labbadias vermuteten. Wie auch immer: Jung verlor in der Folge nicht nur seinen Kaderplatz, sondern musste auch U21-Trainer Horst Hrubesch für seine ersten Länderspiele absagen.
Beiersdorfer stellt Comeback in Aussicht
Inzwischen ist Jung zwar nicht komplett von der Bildfläche verschwunden. Zweimal durfte er zuletzt wenigstens in der HSV-Reserve ran, wo er dem Mittelfeld der Regionalligamannschaft beim 0:0 gegen Hannover II nach zuvor vier Niederlagen in Folge prompt zu mehr Stabilität verhelfen konnte. Doch auf Berufungen in den Hamburger Bundesligakader oder weitere Anrufe vom DFB wartet Jung seither vergeblich. Immerhin haben Labbadia und HSV-Boss Dietmar Beiersdorfer den ehemaligen Oberhausener weiter auf dem Radar.
„Gideon hat sich sehr gut präsentiert in der ersten Mannschaft", sagt Beiersdorfer, "dann hat er sich verletzt, dadurch ist er ins Hintertreffen geraten." Den Rückstand solle er nun eben über Einsätze in der zweiten Mannschaft aufholen. Labbadia habe Jung jedenfalls weiter auf dem Zettel, versichert Beiersdorfer. "Wir fördern ihn, wo es nur geht und er wird mit Sicherheit wieder seine Chance bekommen. Auf seiner Position ist der Wettbewerb im Moment sehr hoch", sagt der Clubchef angesichts der erfahrenen Konkurrenten Albin Ekdal, Marcelo Díaz oder auch Lewis Holtby und Gojko Kacar.
Der HSV-Kader in der Saison 2015/16
Jung unter Online-Managern begehrt
Ähnlich hatte sich zuletzt auch Labbadia geäußert, der Jung am ehesten auf der Sechserposition sieht. "Im Mittelfeld haben wir einen enormen Konkurrenzkampf", sagte der Coach Ende September bei einem Fan-Abend. Für den nächsten Entwicklungsschritt müsse Jung vor allem eine Frage beantworten: "Stellt er sich der Konkurrenz und bleibt er dran?" Dabei spiele für einen Nachwuchsmann wie Jung auch der Kopf eine wichtige Rolle. Dass die Nummer 28 bald schon wieder auf den Bundesligarasen zurückkehren könnte, schließt Labbadia jedenfalls nicht aus, denn er sagt: "Wir halten sehr viel von ihm."
Ein baldiges Comeback dürfte nicht nur zahlreiche HSV-Fans freuen, bei denen aufgrund negativer Erfahrungen mit in Hamburg gescheiterten Nachwuchshoffnungen stets die Angst der Talentflucht mitschwingt. Auch 20.222 unter knapp 190.000 "Kicker"-Lesern würden frohlocken. So viele haben sich Jungs Dienste schließlich im Managerspiel des Fachmagazins gesichert und den 1,89-Meter-Schlaks damit immerhin auf Platz 18 der begehrtesten Spieler gehievt - allerdings in der Kategorie Abwehr, nicht im Mittelfeld.