Hamburg. HSV-Trainer Bruno Labbadia lobt seine Mannschaft nach dem 0:0 gegen Eintracht Frankfurt. Er lässt aber die Torwart-Frage offen.

Der HSV ist unter Trainer Bruno Labbadia im Volkspark noch ungeschlagen. Auch Eintracht Frankfurt mit Alexander Meier konnte dies am Sonnabend nicht ändern. Und so gibt es in Hamburg kaum Ärger über die vergebenen Großchancen, keinen Frust nach dem verpassten Heimsieg. Das 0:0 gegen Eintracht Frankfurt brachte Bruno Labbadia sogar fast ins Schwärmen.

„Wir sind top ins Spiel gekommen und haben in den ersten 15 bis 20 Minuten überzeugt“, sagte der Trainer des HSV, der die neue Bodenständigkeit an der Elbe vorlebt: „Taktisch haben wir auch in der zweiten Halbzeit einen guten Eindruck gemacht.“

Labbadia hat das Kellerkind HSV wieder ans Tageslicht geholt. Das durchaus sehenswerte 0:0 gegen die Eintracht war zwar nicht das Wunschresultat des Trainers, aber es demonstriert die markante Entwicklung des zweimaligen Fast-Absteigers in den vergangenen Wochen.

HSV gegen Frankfurt endet torlos

Der HSV und Eintracht Frankfurt trennen sich torlos 0:0
Der HSV und Eintracht Frankfurt trennen sich torlos 0:0 © WITTERS | ValeriaWitters
Die Hamburger hatten die besseren Chancen, verpassten aber die Tore
Die Hamburger hatten die besseren Chancen, verpassten aber die Tore © WITTERS | TayDucLam
Aaron Hunt zeigte eine klasse Partie und bewies, dass er ein ganz wichtiger Mann beim HSV werden kann
Aaron Hunt zeigte eine klasse Partie und bewies, dass er ein ganz wichtiger Mann beim HSV werden kann © WITTERS | TayDucLam
David Abraham und Pierre-Michel Lasogga im Zweikampf um den Ball
David Abraham und Pierre-Michel Lasogga im Zweikampf um den Ball © WITTERS | TayDucLam
Nicolai Müller wird gefoult. Auch Müller zeigte eine gute Partie
Nicolai Müller wird gefoult. Auch Müller zeigte eine gute Partie © WITTERS | TayDucLam
Trainer Bruno Labbadia an der Seitenlinie
Trainer Bruno Labbadia an der Seitenlinie © WITTERS | TayDucLam
Pierre-Michel Lasogga hatte vorne nicht viele Möglichkeiten, half aber, wie hier, immer wieder auch in der Defensive mit Kopfbällen
Pierre-Michel Lasogga hatte vorne nicht viele Möglichkeiten, half aber, wie hier, immer wieder auch in der Defensive mit Kopfbällen © WITTERS | TayDucLam
Makoto Hasebe vor Aaron Hunt am Ball
Makoto Hasebe vor Aaron Hunt am Ball © WITTERS | TayDucLam
In der zweiten Halbzeit hielt Jaroslav Drobny die Punkte für den HSV fest
In der zweiten Halbzeit hielt Jaroslav Drobny die Punkte für den HSV fest © WITTERS | TayDucLam
Makoto Hasebe gegen Matthias Ostrzolek im Zweikampf
Makoto Hasebe gegen Matthias Ostrzolek im Zweikampf © WITTERS | ValeriaWitters
Hamburgs Pierre-Michel Lasogga (l) und Frankfurts David Abraham kämpfen um den Ball
Hamburgs Pierre-Michel Lasogga (l) und Frankfurts David Abraham kämpfen um den Ball © dpa | Daniel Reinhardt
Ivo Ilicevic hatte die Führung auf dem Fuß, vergab aber kläglich. Seine Reaktion auf dem Rasen
Ivo Ilicevic hatte die Führung auf dem Fuß, vergab aber kläglich. Seine Reaktion auf dem Rasen © WITTERS | TayDucLam
Nicolai Müller überspringt eine Grätsche von Stefan Reinartz
Nicolai Müller überspringt eine Grätsche von Stefan Reinartz © WITTERS | TayDucLam
Hamburgs Lewis Holtby (l) und Frankfurts Aleksandar Ignjovski kämpfen um den Ball
Hamburgs Lewis Holtby (l) und Frankfurts Aleksandar Ignjovski kämpfen um den Ball © dpa | Daniel Reinhardt
Torwart Jaroslav Drobny hielt die Punkte für den HSV fest
Torwart Jaroslav Drobny hielt die Punkte für den HSV fest © WITTERS | TayDucLam
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Immerhin verfügen die Norddeutschen über sieben Zähler nach fünf Spielen. In der Vorsaison hatten sie zur gleichen Zeit ganze zwei Pünktchen und waren Tabellenletzte.

Es sind die kleinen Schritte, die den Hanseaten nach zwei Relegations-Dramen Hoffnung machen auf eine sorgenfreie Saison. Mit sieben Punkten aus den ersten fünf Spielen ist der Bundesliga-Dino auf Kurs, den spielerischen Fortschritt würdigten die 55.322 Zuschauer mit Applaus. Vor dem Duell am Dienstag (20 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) beim starken Aufsteiger FC Ingolstadt muss Labbadia jedoch eine brisante Personalentscheidung treffen.

Wer ist steht im Tor?

Nach einer erneut tadellosen Vorstellung von Torhüter Jaroslav Drobny und einer spektakulären Rettungstat gegen Frankfurts Torjäger Alexander Meier (62.) scheint der Stammplatz von René Adler nicht mehr in Stein gemeißelt. Der Ex-Nationalspieler drängt nach kurierter Schulterverletzung zurück ins Team. „Wir hatten das so nicht eingeplant“, sagte Labbadia ehrlich über sein Luxusproblem und ließ die Frage offen: „Kopf und Bauch entscheiden, was zur Zeit das Beste für das Team ist“, erklärte der HSV-Trainer am Sonntag in der Hansestadt zur Torwartfrage.

Adler hätte gegen die Hessen wieder spielen können, saß aber lediglich auf der Bank. Labbadia hatte dies damit begründet, dass der Schlussmann nach der gerade überstandenen Blessur vor dem Frankfurt-Spiel nur zweimal voll am Mannschaftstraining hatte teilnehmen können.

Hunt als starker Ballverteiler

Der HSV hatte vor allem im ersten Durchgang gegen Frankfurt dort weitergemacht, wo sie in der Vorwoche beim 3:0 in Mönchengladbach aufgehört hatte. Mit aggressiver Zweikampfführung, quirligen Flügelspielern und einem starken Ballverteiler Aaron Hunt bereitete das Labbadia-Team der Eintracht große Probleme.

Die größte Chance vergab Kapitän Johan Djourou, der nach einem kurz ausgeführten Freistoß völlig frei vor dem Tor von Lukas Hradecky auftauchte und den Ball an die Querlatte setzte (10.). „Das Spiel gibt uns weiter Selbstvertrauen“, sagte Hunt nach der Partie. „Wir haben die Qualität, jeden in der Liga zu schlagen“, meinte Djourou sogar.

Veh orientiert sich an Labbadias Aussehen

Den Unterschied zur Vorsaison beschrieb Abwehrspieler Dennis Diekmeier anhand einer Spielsituation. „Wir hatten ab der 55. Minute eine kleine Schwächephase, haben uns aber wieder gefangen. Letzte Saison wären wir komplett eingebrochen und hätten das Spiel verloren“, versicherte der Rechtsverteidiger. Warum aber hochbezahlte Fußball-Profis kollektiv in den Strudel gerissen werden können, wie es auch Borussia Dortmund im Vorjahr widerfahren war und Borussia Mönchengladbach es derzeit durchleidet, ist ein Fall für den Psychologen und dessen Couch.

Offenbar hat Eintracht-Trainer Armin Veh großen Respekt vor Labbadias Aufräumarbeit in Hamburg und bezeugte das mit seinem Outfit. Statt wie üblich im sportlich-legeren Freizeitlook zum Spiel zu erscheinen, war er im feinen Anzug gekommen. „Weil mein junger Kollege immer top gekleidet ist, habe ich nachgezogen“, erklärte Veh mit Blick auf den stets gestylten Labbadia, um anschließend zu beruhigen: Zum Spiel gegen Schalke am nächsten Mittwoch „komme ich wie immer“.

„Brauchen zu Hause eine Festung“

Der HSV blieb auch im sechsten Heimspiel seit Labbadias Rückkehr ungeschlagen und machte auch beim zuletzt so starken Gegner Eindruck. „Wir brauchen zu Hause eine Festung, um eine ordentliche Saison zu spielen“, sagte Labbadia und fügte an: „Es war mehr drin. In der ersten Halbzeit haben wir schön Stoff gegeben.“

„Wenn wir die erste Halbzeit sehen, können wir mit dem Punkt zufrieden sein“, sagte auch Meier, der mit seinen Sturmkollegen Haris Seferovic und Luc Castaignos eine Woche zuvor den 1. FC Köln mit 6:2 zerlegt hatte: „Man kann aber nicht jede Woche sechs Tore von uns erwarten.“

Eine Meinung, die Armin Veh teilte. „Das Ergebnis ist absolut in Ordnung. Damit können wir auch ganz gut leben“, sagte der frühere HSV-Coach, der mit der Eintracht schon am Mittwoch (20 Uhr/Sky) die nächste schwere Auswärtsprüfung bestehen muss. Dann spielen die Hessen bei Schalke 04.

Russ sauer auf Stark

Vehs Mannschaft zieht aus der Hamburger Punkteteilung mehr Positives als Negatives. „Im letzten Jahr haben wir uns auswärts immer sehr schwergetan. Jetzt läuft es auswärts deutlich besser. Wir können mit der heutigen Leistung zufrieden sein“, beteuerte Innenverteidiger Marco Russ. Für das Offensiv-Dreigestirn Meier, Haris Seferovic und Luc Castaignos, das neun der bisherigen zwölf Eintracht-Saisontore erzielt hat, aber in der Hansestadt leer ausgegangen war, bat er indes um Geduld: „Es braucht noch ein bisschen Zeit, bis sich die drei da vorne eingespielt haben. Aber man sieht, was sie können.“

Abwehrspieler Marco Russ war nach der Partie etwas angesäuert: „Autorität und ein bisschen Arroganz gehört dazu als Schiri. Er soll sich auch nicht alles gefallen lassen. Aber wenn alles an ihm abprallt, nicht einmal der Kapitän mit ihm reden kann, dann sollte man sich schon mal hinterfragen“, kritisierte Marco Russ den Schiedsrichter in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift „kicker“. „Es war ja nicht so, dass er gegen uns gepfiffen hat. Aber man sollte sich auch mal was anhören von der Spielerseite aus. Anscheinend braucht er das nicht.“

In der kommenden englischen Woche tritt der HSV am Dienstag beim FC Ingolstadt und am Sonnabend gegen Schalke 04 an.