Hamburg. Am letzten Tag der Transferperiode kommt der Wolfsburger Aaron Hunt nach Hamburg. Ein Wechsel, der auch Risiken birgt.
Es war eine Premiere ohne Probleme. Als das Transferfenster der Deutschen Fußball Liga am Montag um 18 Uhr schloss, hatte das neue digitale Onlinesystem TOR alle Wechsel innerhalb der Bundesliga erfolgreich registriert. Die Vereine mussten keine Unterlagen mehr an die DFL faxen, auch die Transferliste, auf der die Clubs bislang stets ihre abzugebenden Spieler melden mussten, war nicht mehr einzusehen.
Dass der HSV sich auf den letzten Drücker um den Wolfsburger Aaron Hunt bemühte, sickerte am Montag aber auch ohne DFL-Transferliste durch. Um 16.20 Uhr gab es die erste Gewissheit. Hunt betrat das Kompetenzzentrum für Sport- und Bewegungsmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, um den Medizincheck zu absolvieren. Wenig später folgte auch die offizielle Bestätigung: Der HSV verpflichtet Hunt. Der 28 Jahre alte Mittelfeldspieler unterschreibt in Hamburg einen Dreijahresvertrag, kostet rund drei Millionen Euro. „Der HSV hat sich extrem um mich bemüht, ich hatte sehr gute Gespräche mit Bruno Labbadia und Peter Knäbel. Ich bin glücklich, dass es tatsächlich geklappt hat und kann kaum erwarten, dass es morgen endlich losgeht“, sagte Hunt nach dem Transfer.
Der HSV hat damit in buchstäblich letzter Minute genau den Spieler gefunden, den Trainer Bruno Labbadia und Direktor Profifußball Peter Knäbel noch gesucht hatten. Einen spielstarken, zentralen und vor allem torgefährlichen Mittelfeldspieler. Louis Schaub (Rapid Wien) und Jonathan de Guzman (SSC Neapel) waren zuvor für diese Rolle im Gespräch. Aber auch Hunt erfüllt all diese Kriterien. Zudem ist er, wie man so schön sagt, im besten Fußballeralter. Mit 230 Bundesliga- und 53 Europapokalspielen verfügt er bereits über eine erstaunliche Erfahrung. „Wir sind sehr froh, dass wir kurz vor Ende der Transferphase noch einen Spieler dieser Qualität verpflichten konnten, Aaron wird uns mit Sicherheit sofort verstärken“, sagte Labbadia.
Aaron Hunt ist jetzt ein Hamburger
1/11
Das Knie machte immer wieder Probleme
Und doch sprühten die ersten Reaktionen der HSV-Fans nicht gerade vor Euphorie. Und das lag weniger an Hunts Bremer Vergangenheit, sondern vielmehr an der langen Verletzungshistorie des dreimaligen deutschen Nationalspielers. Insbesondere das Knie machte Hunt im Laufe seiner Karriere immer wieder Probleme. Erst im Februar dieses Jahres zog er sich einen Innenbandabriss zu und verpasste nahezu die gesamte Rückrunde mit dem VfL. Auch in seinen zehn Jahren als Profi in Bremen zwangen Hunt immer wieder Leistenprobleme zum Zuschauen. Im Jahr 2007 drohte ihm nach einer Operation sogar das vorzeitige Ende seiner noch jungen Laufbahn. „Ich hatte zeitweise Angst um meine Karriere“, sagte Hunt damals.
Von Altintas bis Trares: Das sind die Neuen
1/27
Bis dahin galt der Sohn einer Engländerin und eines Deutschen als großes Talent. Im September 2004 gab Hunt bei Werder bereits im Alter von 17 Jahren sein Profidebüt und löste seinen damaligen Trainer Thomas Schaaf als jüngsten Spieler der Bremer Vereinsgeschichte ab. Schaaf war es auch, der Hunt immer wieder das Vertrauen schenkte, denn in den Jahren nach seinem Debüt sorgte der feine Techniker mit kleineren und größeren Eskapaden (Führerscheinentzug, Disco-Schlägerei) immer mal für Schlagzeilen abseits des Sports. Aufgrund seiner mitunter lustlos wirkenden Spielweise wurde der Linksfuß von den Werder-Fans stets besonders kritisch beäugt.
In seinen letzten beiden Jahren erlebten die Bremer dann aber einen anderen Hunt. Einen Mann, der erwachsen wurde. Als Vizekapitän übernahm er immer mehr Verantwortung. Er lebte professioneller und hatte zweimal großen Anteil am Klassenerhalt. Auch deswegen sicherte sich der VfL Wolfsburg im vergangenen Jahr seine Dienste. Im Schatten von Kevin De Bruyne kam Hunt dort aber nie zur Entfaltung. Beobachter aus Wolfsburg berichten, dass er sich kaum mit dem VfL identifiziert habe. An freien Tagen sei er stets zu seiner Familie nach Bremen gefahren. Zudem hatte sich Hunt mit seinen offensiv vorgetragenen Wechselwünschen bereits im vergangenen Winter intern keine Freunde gemacht.
Der HSV-Kader in der Saison 2015/16
1/32
Restlos überzeugen konnte er nur einmal, beim 2:0-Sieg gegen den HSV glänzte Hunt in der Hinrunde als Torschütze, wie so häufig in Spielen gegen die Hamburger. Was auch dafür sorgte, dass sein Name in den vergangenen Jahren immer mal wieder im Volkspark im Gespräch war.
Nun ist er tatsächlich beim HSV angekommen. Er ist der achte Neuzugang in diesem Sommer und wird Druck auf Lewis Holtby ausüben, der im vergangenen Jahr als Spielmacher geholt wurde. An diesem Dienstag wird Hunt um 10 Uhr das erste Mal in Hamburg trainieren. Für den HSV bleibt zu hoffen, dass es eine Premiere wird, die keine Probleme nach sich zieht.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.