Hamburg. Im Frühjahr 2017 sollen 17 Internatsschüler auf dem neuen Campus einziehen. Sportdirektor Peters setzt auf ganztägige Betreuung.
Es war ein passendes Panorama, das sich der HSV für die Präsentation der neuen Campus-Pläne ausgesucht hatte. Während Bernhard Peters, Direktor Sport, auf dem Boden des künftigen Nachwuchsleistungszentrums über dessen neue Strukturen referierte, fuhren im Hintergrund zwei Maler mit einem Kran an das Dach des Volksparkstadions, um ein Übersichtsschild mit frischer blauer Farbe zu bestreichen. Auf dem kleinen Kunstrasenplatz nebenan trainierte die U23-Mannschaft des HSV, die im Januar 2017 hier im Volkspark in den neuen Campus einziehen soll. „Unsere jungen Spieler werden ihr Ziel in Zukunft direkt vor Augen haben“, sagte Unternehmer Alexander Otto, der den Projektstart mit einer Spende in Höhe von zehn Millionen Euro ermöglichte. Schließlich schnappten sich Otto, Peters, Altonas Bezirksamtschefin Liane Melzer sowie Matthias Ronge von der Baufirma Industriebau GmbH vier Pistolen und gaben den offiziellen Startschuss für den Bau. Auch Marketingvorstand Joachim Hilke jubelte: „Der Campus wird den HSV langfristig voranbringen.“ Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.
Wie sehen die neuen Pläne aus?
Es war vor allem Bernhard Peters, der nach seinem Amtsbeginn beim HSV im vergangenen Sommer die bestehenden Pläne für das neue Nachwuchszentrum völlig neu überarbeitete. Im Gegensatz zu den ersten Entwürfen, die der Club im Juli 2012 präsentierte, verfügt die Anlage nach der Fertigstellung im Frühjahr 2017 über insgesamt sechs Plätze. Neben den Profis werden dann alle Nachwuchsmannschaften von der U15 bis zur U23 auf dem Campusgelände trainieren. Der Bau des ersten Kunstrasenplatzes mit Bodenheizung soll bereits in Kürze beginnen.
Eine architektonische Änderung ist insbesondere die Dachkonstruktion des 4600 Quadratmeter großen Gebäudes. Auf der Hälfte des Daches wird sich eine Spielfläche befinden, die unter anderem für Paddel-Tennis vorgesehen ist. „Das ist ein Sport, der die kognitiven Fähigkeiten in hohem Maße schult“, sagt Peters. Die beleuchtete Dachmembran soll sich an das Volksparkstadion anpassen. Eine Fotovoltaik-Anlage wird 20 Prozent des Strombedarfs erzeugen. Profitieren soll vom Campus auch der Breitensport. Am Rande der Anlage entsteht ein Lauftreff mit Umkleide- und Duschmöglichkeiten für die Freizeitsportler im benachbarten Volkspark.
Was sind die neuen inhaltlichen Ideen ?
Vereinfacht formuliert Berhard Peters sein Konzept für den Campus wie folgt: „Fußball und Birne“. Den Sportdirektor für den Nachwuchsbereich geht es mit der neuen Struktur darum, die Persönlichkeiten der Talente maximal gut zu entwickeln. Neben der sportlichen Förderung steht daher künftig im Vordergrund, die sozialen Kompetenzen der Schüler herauszubilden. Trainer und Betreuer sollen sich ganzzeitlich um die jungen Fußballer kümmern. 17 Internatsschüler sollen 2017 in den Campus einziehen.
Zudem sucht der HSV aktiv nach Gastfamilien, bei denen Nachwuchstalente wohnen können. Mit diesem Modell hat Peters in seiner Zeit bei 1899 Hoffenheim gute Erfahrungen gemacht. Auch Bayer Leverkusen ist einer der wenigen Bundesligaclubs, die auf Gastfamilien setzen. „Entscheidend ist, dass unsere Nachwuchsfußballer räumlich dichter an die Profis rücken, das schafft eine größere Motivation“, sagt Peters.
Startschuss für den neuen HSV-Campus
Wer sind die handelnden Personen?
Neben Bernhard Peters ist der Beirat der HSV-Campus gGmbH für das neue Nachwuchszentrum verantwortlich. Dazu gehören Alexander Otto, Dietmar Beiersdorfer, Jens Meier und Eckart Westphalen. Die gemeinnützige GmbH vermietet den Campus an die HSV Fußball AG. „Eine starke Nachwuchsarbeit ist wichtig, um mit der Konkurrenz aus England mitzuhalten. Dort steigen die Budgets und die deutschen Nachwuchssportler werden abgeworben“, sagt Otto über die Bedeutung des Baus.
Was wird aus der Fan-Anleihe?
Über eine Jubiläums-Fananleihe hatte der HSV 2012 im Jahr seines 125-jährigen Bestehens 17,5 Millionen Euro eingesammelt. Dieses Geld war eigentlich für den Campus-Bau vorgesehen, wurde dann aber für die laufende Liquidität ausgegeben. So konnte der HSV das Projekt nur durch die Spende von Alexander Otto realisieren.
2019 muss der HSV die Anleihegelder zurückzahlen. Wie der Club die Summe mit sechs Prozent Verzinsung dann aufbringen will, ist noch unklar. „Uns ist wichtig, dass wir den Verwendungszweck erfüllen. Daran hatten wir nie Zweifel“, sagte Vorstand Joachim Hilke am Donnerstag. Möglich ist auch, dass der HSV 2019 eine neue Anleihe auflegt, wie es in der Wirtschaft üblich ist.
So soll der neue HSV-Campus aussehen