Hamburg. Die Saisoneröffnung gegen Verona ist zugleich das Ablösespiel für den Italiener – einer von fünf ehemaligen “Chelsea-Boys“ beim HSV.
Die Ankündigung auf der HSV- Homepage klingt vielversprechend. Ein großes Familienfest soll es am Sonnabend ab 12.30 Uhr im Volkspark geben, eine Torwand, ein Kletterturm und natürlich auch eine Hüpfburg. 3000 Luftballons mit Fanwünschen sollen in den Himmel steigen. Lotto King Karl wird auftreten, HSV-Sänger Elvis sowie „The Voice Kids“-Sieger Danyiom. Und ab 17 Uhr soll dann sogar noch Fußball gespielt werden: Die Hamburger treffen auf den früheren italienischen Meister Hellas Verona mit Serie-A-Torschützenkönig Luca Toni – „sowie auf den Ex-HSVer Jacopo Sala“, wie es der HSV ganz am Ende der Ankündigung der Vollständigkeit halber auch noch erwähnt.
Jacopo Sala also. Keiner dieser zahlreichen Ex-Stars, mit denen man noch mal die Massen ins Stadion locken könnte. 15.000 Karten wurden bislang verkauft – und wohl niemand kommt wegen dieses 1,85 Meter großen Schlacks, der wohl nicht mal im Glitzerhemd mitten auf dem Rathausmarkt für Aufregung sorgen würde. Der unscheinbare Italiener kam im Sommer 2011 ohne großes Getöse von Chelseas Reserve. Und er wechselte im Sommer 2013 ohne großes Getöse nach Verona. Und wenn man ganz ehrlich ist, dann hat es um den introvertierten Lombarden aus Bergamo auch in der Zeit dazwischen nie wirkliches Getöse gegeben. 21 Spiele, ein Tor, die eher magere Bilanz eines Durchschnittsspielers.
Dass aber ausgerechnet dieser mittlerweile 23 Jahre alte Durchschnittsspieler zu den meist umworbenen Fußballern der Serie A gehört, das ist eine andere Geschichte. Es ist eine Geschichte, die unglücklicherweise genau dann begann, als Sala dem HSV vor den Rücken gekehrt hat. „Jacopo ist ein Spätstarter, das war er schon immer“, sagt Frank Arnesen, der Sala 2011 quasi als Beigabe Gökhan Töres zum HSV lotste. „Jacopo hat ein außergewöhnliches Spielverständnis, aber ihm fehlte anfangs die Robustheit für den Profifußball. Ich habe ihm, seinem Berater und seinen Eltern immer wieder gesagt, dass er Geduld haben muss“, erinnert sich der frühere HSV-Sportchef.
Rasante Marktwertsteigerung bei Sala
Doch Sala hatte keine Geduld. Und der HSV auch nicht. Als Ziehvater Arnesen, der Sala als 15 Jahre altes Talent entdeckt und zu Chelsea geholt hatte, gehen musste, musste auch Sala gehen. Immerhin 200.000 Euro und das Versprechen auf das nun endlich folgende Ablösespiel bot Hellas Verona dem HSV für den Italiener, wobei die Hälfte der Ablöse vertragsgemäß an den FC Chelsea ging. „Der HSV brauchte dringend Geld“, sagt Arnesen. „Und wahrscheinlich war man froh, nach und nach meine Chelsea-Jungs abzugeben.“
Drmic und Bahoui sind die nächsten HSV-Neuzugänge
Tatsächlich war Sala nur einer von gleich fünf Fußballern, die Arnesen vom FC Chelsea nach Hamburg holte: Jeffrey Bruma wurde ausgeliehen, 2,5 Millionen gab der HSV für Michael Mancienne aus, zwei Millionen Euro für Slobodan Rajkovic, sowie 1,3 Millionen für Gökhan Töre und eben Sala, an denen Chelsea aber 50 Prozent der Transferrechte behielt. Vier Jahre später ist keiner der fünf „Chelsea-Boys“ noch beim HSV. Töre (Marktwert: zwölf Millionen Euro) sorgt mittlerweile in der Türkei bei Besiktas für Furore, Bruma (Marktwert: 4,5 Millionen Euro) verteidigt beim PSV Eindhoven. Mancienne (Marktwert: 1,5 Millionen Euro) ist bei Zweitligist Nottingham Forrest unter Vertrag, Rajkovic (Marktwert: eine Million Euro) sucht einen Club – und Sala (Marktwert: 2,5 Millionen Euro) spielt eben bei Verona.
Arnesen: Sala ist erwachsen geworden
„Jacopo ist in Italien erwachsen geworden“, sagt Arnesen, der den Karriereweg seines früheren Zöglings nie aus den Augen verloren hat. „Seit er zuletzt zweimal im erweiterten Kader der italienischen Nationalmannschaft stand, sind nun auch die großen Clubs der Serie A auf ihn aufmerksam geworden.“
Als sich Rom und Florenz Anfang des Sommers nach Sala erkundigt hatten, verlängerte Verona dessen Vertrag umgehend zu verbesserten Bezügen bis 2017. Das sorgte allerdings nicht dafür, dass das Interesse an dem plötzlichen Überflieger erlosch. Mittlerweile sollen auch Inter Mailand und sogar Champions-League-Finalist Juventus Turin ihr Interesse an Sala bei Hellas hinterlegt haben. „Wenn Clubs wie Inter oder Juve anfragen, dann kommt man als Fußballer ins Grübeln“, sagt Arnesen.
Ob auch der HSV mal ins Grübeln gekommen ist, nicht an Sala festgehalten zu haben, ist ungewiss. Gewissheit darf man haben, dass sich Sala auf seine Rückkehr nach Hamburg freut. Heute landen die Italiener in Fuhlsbüttel, dann geht’s für Sala & Co. direkt ins Hotel Lindner. Mit einem großen Getöse wird dort allerdings nicht gerechnet.
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