Hamburg. Im Volksparkstadion wurde eine neue Spielfläche verlegt. Diese soll sich nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich rentieren.
Wenn das HSV-Team am Sonnabend um kurz vor 17 Uhr zur offiziellen Saisoneröffnung gegen Hellas Verona ins heimische Stadion einläuft, wird dieses – 14 Jahre nach der ersten Umbenennung – wieder „Volksparkstadion“ heißen. Damit ist der HSV der erste Bundesligist, der seiner Spielstätte den ursprünglichen Namen zurückgegeben hat. In den vergangenen Wochen waren allerorts Handwerker zu sehen, die mit Farbeimern, Schildern oder Bannern durch die Katakomben, Umläufe oder Treppenhäuser liefen, um die Rückbenennung überall sichtbar zu machen.
Kaum sichtbar, aber dafür die wohl prägnanteste Änderung im Vergleich zur vorigen Saison, ist der neue Untergrund, auf dem die Profis künftig ihrem Sport nachgehen. Denn der anfällige Naturrasen wurde gegen einen sogenannten Hybridrasen ausgetauscht. Ein Untergrund, der neben Natur- auch Kunstrasenfasern beinhaltet. In England ist diese Art von Mischrasen schon seit Jahren gang und gäbe, in der Bundesliga nahm der VfL Wolfsburg die Vorreiterrolle ein, der bereits 2011 ein hybrides Rasensystem installiert hat. Rund 20 Millionen Kunstfasern verstärken dort den Naturrasen – doch was sich viel anhört, ist für die Profis kaum wahrnehmbar. Denn insgesamt sind nur drei Prozent der Fasern künstlicher Natur. Die Variante des HSV, die auf Fibersand fußt, besteht sogar zu 99,97 Prozent aus echtem Grün. Über der Rasenheizung wurde zunächst eine Sandschicht aufgetragen, im Anschluss die Beregnungsanlage angepasst und Fiberglasspäne aufgebracht. Dann wurde der Naturrasen eingesät, der acht bis zehn Tage unter einer Anzuchtfolie wuchs. Bis der Rasen seine endgültige Festigkeit erreicht hatte, dauerte es aber noch einige Wochen.
„Es gab mehrere Gründe für den Rasenwechsel: wirtschaftliche und sportliche“, erklärt Marketing-Boss Joachim Hilke. So sei der Hybridrasen fester und strapazierfähiger und wurde deshalb schon auf drei der vier intensiv bespielten Trainingsplätzen installiert. Die Profis sollen nun natürlich auch auf gewohntem Geläuf ihre Heimspiele austragen. Die höhere Festigkeit sorgt zudem dafür, dass der Boden nicht so schnell weich und glitschig wird, was einem Heimteam gegen tief stehende Mannschaften generell entgegen kommen sollte, sagt Hilke.
Zudem sei der Hybridrasen kostengünstiger im Unterhalt, da er nicht mehr so intensiv beleuchtet werden muss und „einige Jahre“ halten soll. Die einmalige Investition von rund 750.000 Euro ist im Gegensatz zu einem Naturrasen, der rund 150.000 Euro kostet, zwar recht happig. Dafür könne die Hybridversion später aber kostengünstig erneuert werden. Der Rasen in Wolfsburg musste bisher in jedem Sommer leicht renoviert werden, doch die Kosten hielten sich mit 30.000 Euro pro Jahr in Grenzen.
Doch der neue Boden hat auch einen Nachteil: Sollte ein Teil des Rasens aufgrund der immensen Belastung eines Konzertes beispielsweise schwerwiegenden Schaden erleiden, könne dieser nicht einfach rausgestochen und erneuert werden. Dann müsste eine neue Einsaat erfolgen und das neue Stück rund drei Wochen anwachsen. Die Anzahl der geldbringenden Events im Stadion soll jedoch gleich bleiben.
Neben Wolfsburg spielen mittlerweile auch die TSG Hoffenheim und der FC Bayern München auf Hybridrasen, der mit dem herkömmlichen Kunstrasen, der etwa bei der jüngsten Frauen-WM in Kanada für großen Unmut sorgte, jedoch in keiner Weise mehr zu vergleichen sei.