Hamburg. Nachwuchs-Hoffnung Demirbay und Díaz kämpfen um die Position auf der Acht im Mittelfeld. Tahs Vater greift indes den HSV an.

Es war schon relativ spät am Freitagabend, als Marcelo Díaz ungewöhnlichen Besuch in der Mannschaftskabine des Nationalstadions von Santiago erhielt. 5:0 hatte Chile gerade das dritte Gruppenspiel bei der Copa América gegen Bolivien gewonnen. Und nicht einmal eine Stunde nach dem Schlusspfiff, der Gastgeber Chile in einen kollektiven Freudenrausch versetzte, war es Staatspräsidentin Michelle Bachelet, die höchstpersönlich den Nationalhelden in kurzen Hosen ihre Aufwartung machte. Die sozialistische Regierungschefin, in der Bevölkerung kurz und knapp „die Chefin“ genannt, beglückwünschte die Fußballer und stand in bester Angela-Merkel-Manier für Selfies zur Verfügung.

Ein gemeinsames Foto von Bachelet mit Díaz ist Peter Knäbel im 12.600 Kilometer entfernten Hamburg zwar nicht unter die Augen gekommen, aber Díaz’ Turniererfolg mit Chile ist auch dem HSV-Sportchef nicht entgangen. „Für Marcelo freue ich mich sehr“, sagt Knäbel. Dabei weiß der Manager natürlich, dass jeder Sieg Chiles die Lage für den HSV ein wenig problematischer macht. Denn: Díaz, der auch gegen Bolivien 90 Minuten lang als unumstrittener Mittelfeldchef das Tempo von „La Roja“ bestimmte, stehen drei Wochen Urlaub nach dem letzten Spiel der Copa zu. „Ich gehe davon aus, dass Chile als bärenstarker Gastgeber das Finale erreicht. Marcelo würde dann erst nach unserem zweiten Trainingslager in die Vorbereitung einsteigen“, sagt Knäbel.

Doppelt ärgerlich ist die Lage für HSV-Trainer Bruno Labbadia, da Relegationsheld Díaz ausgerechnet mit Rückkehrer Kerem Demirbay in der Vorbereitung um die Rolle des sogenannten Achters, also des Verbindungsspielers zwischen offensivem und defensivem Mittelfeld, kämpfen soll. Doch wie Díaz wird auch Demirbay, der gerade in Tschechien mit Deutschlands U21 Europameister werden will, erst später in die Vorbereitung einsteigen. „Bei Kerem ist die Lage ein wenig anders als bei Marcelo“, sagt Knäbel. „Kerem brennt. Ich gehe davon aus, dass er so früh wie möglich bei uns einsteigen will.“ Und obwohl auch Demirbay drei Wochen Urlaub zustehen, dürfte der bislang bei der U21-EM noch nicht eingesetzte Nationalspieler bereits zum Start des ersten Trainingslagers in der Schweiz wieder dabei sein.

Tahs Vater greift den HSV an

Definitiv fehlen in beiden Trainingslagern wird der in der vergangenen Saison nach Düsseldorf verliehene Jonathan Tah. Erst in der vergangenen Woche wurde das Abwehrtalent für die U19-EM in Griechenland vom 6. bis 19. Juli nominiert, in die Vorbereitung wird Tah erst nach dem zweiten HSV-Trainingslager in Harsewinkel (19. bis 24. Juli) einsteigen. Dabei ist weiter ungewiss, ob der 19 Jahre alte Innenverteidiger überhaupt nach Hamburg zurückkehrt. Längst ist es kein Geheimnis mehr, dass Bayer Leverkusen offiziell sein Interesse hinterlegt hat (Abendblatt berichtete).

Neu ist, dass erneut Papa Aquila, der bereits vor anderthalb Jahren mit der mutmaßlichen Veröffentlichung der Tah-Verträge für Wirbel sorgte, auf einen Wechsel drängt. „Er sollte den HSV verlassen“, sagte Tah Senior in der „Bild am Sonntag“. Und weiter: „In England ist er sehr gefragt, dort wissen sie, wie gut mein Sohn ist. Der HSV hat das nicht verstanden.“

(ks)

Matz ab zum Saisonende 2014/15

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