Der Hamburger SV stand gegen den Karlsruher SC schon mit dem Rücken zur Wand, doch dann kam Díaz' Freistoß in der Nachspielzeit.

Karlsruhe. HSV-Retter Bruno Labbadia stürmte völlig durchgeschwitzt auf seine Spieler zu und umarmte jeden, der ihm in den Weg kam. Pierre-Michel Lasogga brüllte „Immer erste Liga“ in ein Megafon und René Adler fühlte sich „um drei Jahre gealtert“. Die Zeit des Bundesliga-Dinos ist trotz einer Horrorsaison doch nicht vorbei: Auch nach 51 Jahren und 281 Tagen bleibt das Gründungsmitglied HSV in der Fußball-Eliteklasse und die legendäre Stadionuhr des HSV tickt weiter. Den Hamburgern reichte in einem dramatischen Relegations-Rückspiel ein 2:1 (1:1, 0:0) n.V. beim Karlsruher SC und verhinderte damit gerade noch seinen ersten Abstieg der Vereinsgeschichte.

„Das ist ein unglaubliches Glücksgefühl“, sagte Labbadia aufgekratzt im TV-Sender Sky. „Es ist schwer, das alles in Worte zu fassen. Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft. Was sie unter dem Druck geleistet hat, ist gigantisch“, betonte der Coach, der erst am 15. April seinen Retter-Job angetreten hatte.

"Joker" Nicolai Müller erzielte in der 115. Minute für den HSV den entscheidenden Treffer, nachdem Marcelo Díaz in einer unglaublichen Schussphase mit einem direkt verwandelten Freistoß in der ersten Minute der Nachspielzeit (90.+1) die Hamburger in die Verlängerung gerettet hatte.

+++ Kommentar: Wie der HSV sich gerettet hat - ohne Worte +++

Reinhold Yabo hatte in der 78. Minute die umjubelte Führung für die Karlsruher erzielt, die erst vor zwei Jahren aus der 3. in die 2. Liga zurückgekehrt waren und sich den Traum vom zweiten Aufstieg innerhalb von zwei Jahren nicht erfüllen konnten. Der KSC verschoss Sekunden vor Schluss noch einen Handelfmeter durch Rouwen Hennings, den René Adler parierte.

"So ein Spiel brauche ich nicht so oft. Ich bin heute um drei Jahre gealtert. Das war ein Sieg der Gemeinschaft. Unglaublich, was die Mannschaft in den letzten Wochen geleistet hat", sagte HSV-Torwart Rene Adler. Torschütze Müller ergänzte in der ARD: "Ich freue mich einfach nur für die Mannschaft."

Emotionen Rund um das Rückspiel

HSV-Fans feiern in Hamburg in der Imtech Arena beim Public Viewing vor einer Videoleinwand den Ausgleichstreffer des HSV im Relegationsspiel
HSV-Fans feiern in Hamburg in der Imtech Arena beim Public Viewing vor einer Videoleinwand den Ausgleichstreffer des HSV im Relegationsspiel © dpa | Christian Charisius
Maskottchen Dino Hermann war nicht mehr zu halten
Maskottchen Dino Hermann war nicht mehr zu halten © WITTERS | TimGroothuis
Lotto King Karl umarmt den Dino
Lotto King Karl umarmt den Dino © WITTERS | TimGroothuis
Die Fans rasten aus!
Die Fans rasten aus! © WITTERS | TimGroothuis
13.000 Fans in Extase
13.000 Fans in Extase © WITTERS | TimGroothuis
Nach dem Schlusspfiff kannte die Freude keine Grenzen
Nach dem Schlusspfiff kannte die Freude keine Grenzen © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Großer Jubel!
Großer Jubel! © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Die Freude war kaum kanalisierbar
Die Freude war kaum kanalisierbar © Roland Magunia | Roland Magunia
Als das entscheidende Tor fiel, gab es im Restaurant
Als das entscheidende Tor fiel, gab es im Restaurant "Gurke" in Harvestehude kein Halten: HSV-Fans rissen die Arme hoch und lagen sich jubelnd in den Armen und sangen nach dem Schlusspfiff lautstark "Hamburch meine Perle" © Jörg Riefenstahl
Jubelbilder aus der
Jubelbilder aus der "Gurke" © Jörg Riefenstahl
Jubelbilder aus der
Jubelbilder aus der "Gurke" © Jörg Riefenstahl
Jubelbilder aus der
Jubelbilder aus der "Gurke" © Jörg Riefenstahl
Jubelbilder aus der
Jubelbilder aus der "Gurke" © Jörg Riefenstahl
Jubelbilder aus der
Jubelbilder aus der "Gurke" © Jörg Riefenstahl
Vorher war das Spiel in der Imtech-Arena kaum zu ertragen
Vorher war das Spiel in der Imtech-Arena kaum zu ertragen © dpa | Christian Charisius
Die Angst in den Gesichtern
Die Angst in den Gesichtern © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Wer glaubte noch an die Rettung?
Wer glaubte noch an die Rettung? © dpa | Christian Charisius
Die Fans des HSV standen zu Beginn voll hinter ihrem Team
Die Fans des HSV standen zu Beginn voll hinter ihrem Team © WITTERS | TimGroothuis
Die Karlsruher Fans zeigen vor dem Spiel eine Choregraphie
Die Karlsruher Fans zeigen vor dem Spiel eine Choregraphie © dpa | Daniel Naupold
Die Hamburger Fans brennen vor dem Spiel Pyrotechnik ab
Die Hamburger Fans brennen vor dem Spiel Pyrotechnik ab © dpa | Daniel Naupold
Auf der Tribüne: Josef
Auf der Tribüne: Josef "Joe" Zinnbauer und Oliver Kreuzer © WITTERS | ThorstenWagner
Tausende HSV-Fans waren auch beim Public-Viewing in der Imtech-Arena zugegen
Tausende HSV-Fans waren auch beim Public-Viewing in der Imtech-Arena zugegen © dpa | Christian Charisius
Public Viewing im Hamburger Volksparkstadion am Montag - die Uhr läuft noch
Public Viewing im Hamburger Volksparkstadion am Montag - die Uhr läuft noch © Roland Magunia | Roland Magunia
Die HSV-Fans machten in Karlsruhe schon vor dem Anpfiff ordentlich Alarm
Die HSV-Fans machten in Karlsruhe schon vor dem Anpfiff ordentlich Alarm © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Die Unterstützung ist schon die ganze Saison über einmalig
Die Unterstützung ist schon die ganze Saison über einmalig © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Trainer Bruno Labbadia guckt vor dem Anpfiff ein wenig skeptisch
Trainer Bruno Labbadia guckt vor dem Anpfiff ein wenig skeptisch © WITTERS | ValeriaWitters
Gojko Kacar konzentriert sich vor dem Spiel
Gojko Kacar konzentriert sich vor dem Spiel © WITTERS | ValeriaWitters
Artjoms Rudnevs, Heiko Westermann und Torwart Jaroslav Drobny vor der Partie
Artjoms Rudnevs, Heiko Westermann und Torwart Jaroslav Drobny vor der Partie © WITTERS | ValeriaWitters
Mohamed Gouaida, Ronny Marcos und Maximilian Beister bei der Platzbegehung
Mohamed Gouaida, Ronny Marcos und Maximilian Beister bei der Platzbegehung © WITTERS | ThorstenWagner
Pierre-Michel Lasogga kann auch spielen
Pierre-Michel Lasogga kann auch spielen © WITTERS | ValeriaWitters
KSC-Trainer Markus Kauczinski vor dem Spiel
KSC-Trainer Markus Kauczinski vor dem Spiel © WITTERS | ValeriaWitters
Torwart Jaroslav Drobny ist zur Unterstützung dabei
Torwart Jaroslav Drobny ist zur Unterstützung dabei © WITTERS | ValeriaWitters
Rafael van der Vaart (l.) und Peter Knaebel (Direktor Profifussball) gehen den Rasen ab
Rafael van der Vaart (l.) und Peter Knaebel (Direktor Profifussball) gehen den Rasen ab © WITTERS | ValeriaWitters
Rafael van der Vaart wirkt vor dem Spiel gelöst
Rafael van der Vaart wirkt vor dem Spiel gelöst © WITTERS | ValeriaWitters
Maximilian Beister ist guter Dinge
Maximilian Beister ist guter Dinge © WITTERS | ValeriaWitters
Poliziautos stehen vor dem Wildparkstadion
Poliziautos stehen vor dem Wildparkstadion © dpa | Daniel Naupold
90 Minuten vor dem Spiel ist der Schriftzug
90 Minuten vor dem Spiel ist der Schriftzug "Relegation 2015" am Spielertunnel im Wildparkstadion zu sehen © dpa | Daniel Naupold
Polizisten gehen vor dem Spiel durch den Eingang zum Wildparkstadion
Polizisten gehen vor dem Spiel durch den Eingang zum Wildparkstadion © dpa | Daniel Naupold
Die Ruhe vor dem Sturm
Die Ruhe vor dem Sturm © dpa | Daniel Naupold
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Unterdessen haderte der KSC mit dem Referee. "Ich weiß nicht, ob man Freistoß pfeifen muss, wenn jemand aus anderthalb Metern angeschossen wird", kritisierte KSC-Präsident Ingo Wellenreuther bereits vor der Verlängerung Schiedsrichter Manuel Gräfe. Der Berliner hatte vor dem Freistoß zum Ausgleich aus HSV-Sicht etwas glücklich auf Handspiel entschieden.

Vor 27.986 Zuschauern im ausverkauften Wildparkstadion wurden die Hamburger, die ohne die gesperrten Heiko Westermann und Gojko Kacar auskommen mussten, zum wahrscheinlich letzten Mal von Altstar Rafael van der Vaart auf den Platz geführt. Die Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia, der als Profi für den KSC auf Torejagd gegangen war, übernahm nach kurzen Anlaufschwierigkeiten das Kommando.

Die Karlsruher, bei denen der gesperrte Mittelfeldspieler Dominic Peitz fehlte, lauerten unter den Augen von Bundestrainer Joachim Löw ausschließlich auf Konter.

HSV-Hoffnungsträger Pierre-Michel Lasogga hing lange in der Luft, sein Kopfball in der 39. Minute war die erste größere Chance - aber eben kein Problem für KSC-Torwart Dirk Orlishausen. Folgerichtig machte sich in der Pause bei den mitgereisten Fans Abstiegsangst breit.´

+++ Emotionen pur: Das Minutenprotokoll zum Klassenerhalt +++

Die dringend nötige Reaktion nach dem Seitenwechsel blieb aber zunächst aus. Lediglich Lasogga sorgten mit einer Direktabnahme (51.) für einen Hauch von Gefahr, doch der bullige Angreifer säbelte über den Ball. Ansonsten blieb der HSV (nur 25 Tore in der regulären Saison) viel zu harmlos gegen die gut stehende KSC-Abwehr.

Die besten Chancen hatten die Karlsruher: Abwehrchef Daniel Gordon rauschte nur knapp an einer Hereingabe von Enrico Valentini vorbei (63.), Manuel Guldes Kopfball wurde gerade noch von Slobodan Rajkovic vor der Linie gestoppt (69.), ehe Yabo die verdiente Führung gelang. In der Folgezeit hatte der KSC aber zunächst Glück, dass Lasogga und Dennis Diekmeier beste Gelegenheiten ungenutzt ließen. Díaz hauchte den Hamburgern dann Sekunden vor Schluss wieder Leben ein, ehe der in der 77. Minute eingewechselte Müller den HSV ins Glück schoss.

Das Schema

Karlsruhe: Orlishausen - Valentini, Gordon, Gulde, Max (86. Dennis Kempe) - Krebs (89. Stoll), Meffert - Torres, Yamada (72. Yabo), Nazarov - Hennings. - Trainer: Kauczinski

HSV: Adler - Diekmeier, Djourou, Rajkovic, Ostrzolek - Díaz, van der Vaart - Olic (77. Nicolai Müller), Holtby (66. Stieber), Ilicevic (86. Cleber) - Lasogga. - Trainer: Labbadia

Schiedsrichter: Manuel Gräfe (Berlin)

Tore: 1:0 Yabo (78.), 1:1 Díaz (90.+1), 1:2 Nicolai Müller (115.)

Zuschauer: 27.986 (ausverkauft)

Gelbe Karten: Krebs, Meffert, Gulde, Gordon, Nazarov - van der Vaart, Diaz, Rajkovic, Cleber

Besonderes Vorkommniss: Adler hält Handelfmeter von Hennings (120.+3)

Torschüsse: 19:32

Ecken: 5:12

Ballbesitz: 39:61 %

(sid/wal)