Mainz. Der Mainzer wurde in eine Spezialklinik verlegt. Shitstorm gegen HSV-Star van der Vaart, tröstende Worte für Soto von Falcao.
Dass aufseiten der Mainzer nach dem Abpfiff eine Grabesstimmung herrschte, hatte nur bedingt etwas mit der späten 1:2-Niederlage zu tun. Viel mehr schockierte die schwere Verletzung von Elkin Soto. Was war passiert? Kurz vor der Pause verhinderte Rafael van der Vaart einen Torabschluss des Kolumbianers, der sich dabei einen „Totalschaden“ im linken Knie zuzog, wie es Clubsprecherin Silke Bannick entsetzt formulierte.
Die vorläufige Diagnose des Mainzer Arztes: Vollständige Ausrenkung des Kniegelenks, das vordere Kreuzband und das Innenband sind gerissen, der Meniskus wurde in Mitleidenschaft gezogen. Soto musste vorerst im Krankenhaus bleiben, um ein Kompartmentsyndrom auszuschließen. Eine Schädigung der Blutgefäße, Muskeln und Nerven war zunächst auch bei St. Paulis Lasse Sobiech nach dessen Schiffsunfall befürchtet worden.
Am Montagvormittag wurde Soto dann in eine Spezialklinik ins bayerische Straubing verlegt, wie Mainz 05 mitteilte. Dort solle der 34-Jährige in den kommenden Tagen am Knie operiert werden.
Schon am frühen Abend meldete der Unglücksrabe sich via Instagram von seinem Krankenbett und macht zumindest optisch schon wieder einen einigermaßen zuversichtlichen Eindruck, zeigte beide Daumen nach oben und schreibt sich seine Gefühle von der Seele – auf Spanisch und Deutsch: "Ich kann die Traurigkeit und Schmerzen, die ich zur Zeit empfinde nicht verbergen. Aber gleichzeitig verspüre ich viel Freude und Kraft aufgrund der zahllosen Nachrichten meiner Familie, Freunde, Kameraden, Fans", schreibt der Kolumbianer unter anderem zu dem Foto.
"Noch nie so ein Knie gesehen"
„Ich bin schon lange dabei, aber so ein Knie habe ich noch nie gesehen. Es war nicht mehr da, wo es hingehört. Alles, was danach in dem Spiel passiert ist, war unwichtig“, sagte der sichtlich mitgenommene Mainzer Manager Christian Heidel, der dem langjährigen FSV-Profi Soto (seit 2007 im Verein) entgegen der eigentlichen Absprachen ein neues Angebot machte: „Wenn er will, bekommt er sofort einen Vertrag für ein weiteres Jahr.“ Wahrscheinlicher aber ist, dass Soto am Sonntag das letzte Fußballspiel seiner Fußballkarriere bestritten hat.
HSV in Mainz – die besten Bilder
Im Internet brach nach den schockierenden Bildern ein Shitstorm gegen van der Vaart los. Vor allem auch auf spanisch - in seiner Heimat Kolumbien gilt Soto ebenso als Publikumsliebling wie in Mainz - wurde der Niederländer auf seiner eigenen Seite angegangen.
Van der Vaart: „Es war kein Foul“
„Es tut mir unglaublich leid. Aber es war keine Absicht und kein Foul“, schilderte van der Vaart selbst die Szene. „Er hat mir zwischen die Beine getreten, hat dabei sein Knie überstreckt“ Noch bevor HSV-Trainer Bruno Labbadia seine Analyse des Spiels vornahm, wünschte er Soto während der Pressekonferenz „gute Besserung von unserem ganzen Club“.
Auch etliche andere Erstligisten und Profis reagierten mit Bestürzung auf Sotos schwere Verletzung. Via Twitter wünschten Klubs wie Borussia Dortmund, 1899 Hoffenheim und Hertha BSC sowie Profis wie Ilkay Gündogan dem Kolumbianer gute Besserung.
Schmidt musste beruhigend einwirken
Dass die Mainzer Mannschaft von der Verletzung Sotos sichtlich irritiert war, registrierte auch 05-Trainer Martin Schmidt sofort, aber erst während der Pause konnte der Coach auf sein Team beruhigend einwirken. „Mit der Verletzung haben wir den Faden verloren, zuvor war unser Plan gut aufgegangen. In der Kabine haben wir uns eingeschworen, das Spiel für Elkin zu drehen und sind mit neuem Mut raus.“
So passte es ins (Mainzer) Bild, dass ausgerechnet dem für Soto eingewechselte Yunus Malli der zwischenzeitliche 1:1-Ausgleich gelang (76.). „Danach wollten wir mehr, wir wollten alles“, sagte Schmidt. „Und nach einer Ecke des HSV haben wir am Ende alles verloren.“
"Ganz Kolumbien ist bei Dir"
Kolumbiens Superstar Radamel Falcao erhalten. „Elkin ist nicht allein, ganz Kolumbien ist bei dir und wünscht dir, dass du diesen schlimmen Vorfall überwindest. Wir mögen dich sehr!!!“, schrieb Falcao unter dem Hashtag mit dem Spitznamen Sotos: „#FuerzaSultan“ - Viel Kraft, Sultan!
Falcao kann die Leiden Sotos gut nachvollziehen: Der Torjäger, der inzwischen bei Manchester United spielt, hatte Kolumbien zur Weltmeisterschaft 2014 geschossen, das Turnier in Brasilien aber wegen einer schweren Knieverletzung verpasst.
Mit Material von dpa/sid