Westermann erzielte ein kurioses Tor zur Führung. Mainz glich aus, aber dann kam der große Auftritt des bereits aussortierten Kacar.
Mainz. Völlig durchnässt stürmte Bruno Labbadia nach dem Schlusspfiff aufs Feld und wollte die ganze Welt umarmen. "Das war ein Sieg des Willens", sagte der Trainer des HSV nach dem 2:1 (1:0) im Dauerregen beim 1. FSV Mainz 05. Der 49-Jährige hat den freien Fall des Bundesliga-Dinos in die 2. Liga gestoppt und ihm neue Hoffnung im Abstiegskampf gegeben. Doch der Held des Spiels war nicht Labbadia, sondern der eigentlich schon aussortierte Gojko Kacar, der den HSV durch sein Traumtor in der 87. Minute auf Platz 14 schoss. "Ein Traum ist wahr geworden", sagte der Siegtorschütze nach dem Spiel.
Unter Labbadia feierten die Hamburger nach dem 3:2 vergangene Woche gegen den FC Augsburg bereits den zweiten Sieg in Folge. "Letzte Woche haben wir den Glauben wieder zurückgeholt", sagte der Retter bei Sky: "Den Glauben haben wir jetzt noch mehr gestärkt."
Durch das späte Tor von Kacar nutzte der HSV die Schwäche der Konkurrenz und darf sich als großer Gewinner im Kampf um den Klassenerhalt fühlen. Dank des ersten Auswärtssieges nach zuvor fünf Pleiten liegen die Hamburger zum ersten Mal seit Mitte März nicht mehr auf einem der letzten drei Plätze.
HSV feiert Kacar und siegt in Mainz
"Man sieht, dass wir wieder vieles gemeinsam machen, so kannst du auch Spiele gewinnen", sagte Abwehrspieler Heiko Westermann, "aber wir sind noch nicht durch. Das nächste Endspiel wartet."
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Der HSV (31 Punkte) kletterte auf den 14. Rang - allerdings mit nur einem Zähler Vorsprung auf die Abstiegsplätze. „Heute freuen wir uns, morgen geht es wieder voll auf Freiburg“, meinte Labbadia mit Blick auf das nächste „Abstiegs-Endspiel“ am Freitag.
Die Mainzer wurden indes auch von der schweren Verletzung von Routinier Elkin Soto geschockt. Bei dem 34-jährigen Kolumbianer, der nach der laufenden Saison in seine Heimat zurückkehren will, wurde eine "vollständige Ausrenkung des Kniegelenks" diagnostiziert. Dabei riss das vordere Kreuzband und das Innenband. Auch der Meniskus wurde in Mitleidenschaft gezogen. Soto muss vorerst im Krankenhaus bleiben. „Unsere Gedanken sind bei Elkino. Seine Verletzung hat uns aus dem Tritt gebracht“, gestand Teamkollege Johannes Geis. „In Stuttgart müssen wir für Elkin gewinnen.“ Van der Vaart zeigte sich ebenfalls erschrocken: „Mir tut es sehr leid.“
HSV verdiente sich die Führung nachträglich
Yunus Malli, der für Soto eingewechselt wurde, hatte in der 76. Minute vor 34.000 Zuschauern den zwischenzeitlichen Ausgleich für die Rheinhessen erzielt. Der Treffer fiel ähnlich wie das Führungstor von Westermann aus dem Nichts, weil der HSV bis zum 1:1 eigentlich alles im Griff hatte. Doch dann kam der große Auftritt von Kacar, der das unnötige Gegentor vergessen machte.
Beide Mannschaft bemühten sich von Beginn an um ein flottes Spiel, brachten sich aber immer wieder durch eigene Fehler aus Rhythmus. Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase erspielten sich die Mainzer ein kleines Übergewicht und hatten durch Jairo (8.) und Baumgartlinger (19.) auch die ersten guten Chancen.
Nach einer halben Stunde dann der Schock für die Gastgeber durch die Soto-Verletzung. Der Spielfluss war komplett weg, die Deckung wurde immer unsicherer. Dennoch fiel der Führungstreffer glücklich für die Norddeutschen. Fortlaufend erspielte sich der HSV einige gute Torchancen und verdiente sich die Führung nachträglich.
Mainz beendet die Partie mit zehn Mann
Auch in der Halbzeitpause schienen sich die Nerven der Mainzer nicht beruhigt zu haben. Der HSV gaben weiter den Takt vor. Zweikampfstark und in der Abwehr kaum gefordert waren die Hamburger das dominierende Team, ohne aber zu großen Möglichkeiten zu kommen. Pierre-Michael Lasogga, noch beim Sieg gegen Augsburg zweifacher Torschütze, ackerte vorbildlich als Sturmspitze. In aussichtreiche Schussposition kam er jedoch nicht. Sein Partner Ivica Olic zeigte ebenfalls viel Leidenschaft, agierte allerdings etwas unglücklich.
Mit zunehmender Spieldauer ließen sich die Hamburger mehr und mehr zurückfallen und lauerten auf Konter. Mainz bekam mehr Spielanteile. Ja-Cheol Koo (69.) hatte noch Pech, als er nur den Pfosten traf. Zehn Minuten später schaffte Malli nach schöner Kombination den verdienten Ausgleich. Doch der HSV gab nicht auf. Ausgerechnet Kacar, der in den vergangenen Monaten keine Rolle mehr in Hamburg spielte, setzte den glücklichen Schlusspunkt.
In der Schlussphase ging es noch einmal sehr ruppig zur Sache. Die Gastgeber beendeten die Partie nur mit zehn Mann, nachdem Daniel Brosinski (89.) wegen einer vermeintlichen Notbremse gegen den eingewechselten Artjoms Rudnevs die Rote Karte sah. Allerdings bewertete Schiedsrichter Peter Sippel die Szene falsch, denn der Mainzer setzte seinen Körper robust, aber fair ein, ohne dabei ein Foul zu begehen. (wal/sid/dpa)
Das Schema
Mainz: Karius - Brosinski, Bungert, Bell, Bengtsson - Geis, Baumgartlinger (82. Allagui) - Samperio, Soto (33. Malli), Koo (71. De Blasis) - Okazaki. - Trainer: Schmidt
HSV: Adler - Westermann, Djourou, Rajkovic, Ostrzolek - Kacar, van der Vaart - Nicolai Müller (39. Jansen), Ilicevic (77. Stieber), Olic (83. Rudnevs) - Lasogga. - Trainer: Labbadia
Schiedsrichter: Peter Sippel (München)
Tore: 0:1 Baumgartlinger (37., Eigentor), 1:1 Malli (76.), 1:2 Kacar (87.)
Zuschauer: 34.000 (ausverkauft)
Rote Karte: Brosinski nach einer Notbremse (89.)
Gelbe Karten: Bungert (4), Baumgartlinger (3), De Blasis, Allagui (4) - Olic (2), Kacar (3)
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