Hamburg. HSV-Coach Bruno Labbadia glaubt, dass das Kurz-Trainingslager viel gebracht habe. Partie in Bremen ist ein Hochsicherheitsspiel.

Der HSV will mit mannschaftlicher Geschlossenheit beim Nord-Derby in Bremen auftreten. Das sagte Trainer Bruno Labbadia auf der Pressekonferenz am Freitag vor dem Hochsicherheitsspiel am Sonntag (15.30 Uhr, Liveticker auf abendblatt.de). Der Nachfolger von Peter Knäbel auf der Trainerbank setzt dabei voraussichtlich auf Rene Adler, Pierre-Michel Lasogga und Rafael van der Vaart.

Nach der Rückkehr aus dem Kurz-Trainingslager in Rotenburg/Wümme verwies Labbadia auf seinen Plan, den er zuvor schon aufgestellt hatte und sich in den vergangenen zwei Tagen gefestigt hat. „Wir müssen eine Festung sein. Wir müssen zusammen angreifen und zusammen verteidigen“, so der Trainer zur Strategie in Bremen.

Der Coach nutzte die Zeit im „Bremenland“, um der Mannschaft einen Rahmen zu geben. Dinge, die ihm von außen bereits aufgefallen waren, hätten zugetroffen. Neben dem Training sei viel gesprochen worden. „Fakt ist, ich habe der Mannschaft so wenig wie möglich von der Vergangenheit erzählt. Ich war nicht dabei und kann sie auch nicht ändern. Was wir brauchen, ist ein Erfolgserlebnis“, so Labbadia weiter.

Das halten die Fans vom neuen HSV-Trainer Labbadia

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    Mit Adler, Lasogga und van der Vaart?

    Das soll es nun ausgerechnet in Bremen im 102. Nordderby geben. Dabei geht es für Labbadia auch gegen einen alten Weggefährten. Der HSV-Trainer und der Werder-Coach Viktor Skripnik spielten zwischen 1996 und 1998 gemeinsam für die Bremer in der Bundesliga. Doch mit Bremen beschäftigte sich Labbadia nach eigenen Angaben noch nicht. Ihm sei die eigene Mannschaft zunächst wichtiger gewesen. „Hier kann ich etwas ändern. Auf das Spiel von Bremen habe ich keinen Einfluss.“

    Einfluss hat der neue Coach auch auf die eigene Aufstellung. Hier soll Rene Adler im Tor spielen. Auf die Frage, ob Lasogga spielen werde, antwortete der Fußballlehrer: „Pierre ist ein Bär. Und er brennt. Ich denke, er kann uns noch extrem helfen.“ Zu Valon Behrami sagte der Coach, dass er glaube, dass der Schweizer sehr motiviert sei und dass er unbedingt helfen wolle.

    Kommentar zu Labbadia: "Endlich ist ein Trainer da"

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      Bei der Frage nach Rafael van der Vaart wich Labbadia zunächst aus. „Ich habe ihm gesagt, ich will keine Grätschen von ihm sehen. Ich will aber seinen besten Fußball sehen.“ Und diesen wird der Kapitän nach Angaben von Labbadia in der verbleibenden Saison auch zeigen. „Da bin ich fest von überzeugt.“

      Fest überzeugt ist Labbaddia auch davon, dass seine „Bauchentscheidung“ kurzfristig ins Trainingslager zufahren, die richtige war. „Es war eine gute Entscheidung, dass wir sofort abgereist sind. Wir konnten viel Input geben.“

      Risikospiel an der Weser

      Die Arena in Bremen ist mit 42.100 Zuschauern seit Wochen ausverkauft, rund 1000 Polizeibeamte und damit 850 Einsatzkräfte mehr als üblich sollen vor, während und nach dem Risikospiel für Sicherheit sorgen. Die Bundespolizei sprach ein 15-stündiges Alkoholverbot in Regionalzügen und auf Bahnhöfen aus. Die Angst vor dem möglichen Frust der HSV-Anhänger ist groß.

      Die HSV-Fans klammern sich bei der Retter-Mission an die Startbilanz Labbadias bei seinem ersten Engagement an der Elbe: Von Juli 2009 an holte er als Nachfolger von Martin Jol in sechs Partien 14 von 18 Punkten. Und war damals Tabellenführer.

      Erstes HSV-Training unter Labbadia

      Bruno Labbadia ist neuer Trainer beim HSV
      Bruno Labbadia ist neuer Trainer beim HSV © Witters | TayDucLam
      Am Mittwochvormittag leitete er seine erste Einheit
      Am Mittwochvormittag leitete er seine erste Einheit © WITTERS | TayDucLam
      Als wäre er nie weg gewesen: Bruno Labbadia
      Als wäre er nie weg gewesen: Bruno Labbadia © Witters | TayDucLam
      Der 49-Jährige führte gleich mal ein intensives Gespräch mit Dolmetscher Edson Büttner
      Der 49-Jährige führte gleich mal ein intensives Gespräch mit Dolmetscher Edson Büttner © WITTERS | TayDucLam
      Labbadia gab deutliche Ansagen auf dem Platz
      Labbadia gab deutliche Ansagen auf dem Platz © WITTERS | TayDucLam
      Immer wieder korrigierte Labbadia die HSV-Profis, sorgte aber zugleich für gute Laune auf dem Platz
      Immer wieder korrigierte Labbadia die HSV-Profis, sorgte aber zugleich für gute Laune auf dem Platz © WITTERS | TayDucLam
      Labbadia beobachtet das Training in nachdenklicher Pose. Kann er den HSV noch vor dem Abstieg bewahren?
      Labbadia beobachtet das Training in nachdenklicher Pose. Kann er den HSV noch vor dem Abstieg bewahren? © Witters | TayDucLam
      Labbadia feuert den sprintenden Nicolai Müller an
      Labbadia feuert den sprintenden Nicolai Müller an © Witters | TayDucLam
      René Adler bekommt eine klare Einweisung von Labbadia
      René Adler bekommt eine klare Einweisung von Labbadia © Witters | TayDucLam
      Als Co-Trainer begleitet Eddy Sözer den 49-Jährigen. Der erst vor 19 Tagen verpflichteter Co-Trainer Peter Hermann beendet sein Kurz-Engagement in Hamburg
      Als Co-Trainer begleitet Eddy Sözer den 49-Jährigen. Der erst vor 19 Tagen verpflichteter Co-Trainer Peter Hermann beendet sein Kurz-Engagement in Hamburg © WITTERS | TayDucLam
      Bruno Labbadia und Heiko Westermann beim Training
      Bruno Labbadia und Heiko Westermann beim Training © WITTERS | TayDucLam
      Labbadia beobachtet Pierre-Michel Lasogga akribisch
      Labbadia beobachtet Pierre-Michel Lasogga akribisch © WITTERS | TayDucLam
      Klare Ansprache von Labbadia an Ivo Ilicevic und Pierre-Michel Lasogga
      Klare Ansprache von Labbadia an Ivo Ilicevic und Pierre-Michel Lasogga © WITTERS | TayDucLam
      Für Rafael van der Vaart hat Labbadia offenbar schon eine neue Verwendung gefunden
      Für Rafael van der Vaart hat Labbadia offenbar schon eine neue Verwendung gefunden © WITTERS | TayDucLam
      Labbadia hat viel Arbeit vor sich, der HSV steht auf dem letzten Tabellenplatz
      Labbadia hat viel Arbeit vor sich, der HSV steht auf dem letzten Tabellenplatz © WITTERS | TayDucLam
      Labbadia coacht Lasogga und Johan Djourou
      Labbadia coacht Lasogga und Johan Djourou © WITTERS | TayDucLam
      Labbadia redete seine Spielern viel Mut zu
      Labbadia redete seine Spielern viel Mut zu © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
      In seinem ersten Training versuchte Labbadia positive Stimmung zu verbreiten
      In seinem ersten Training versuchte Labbadia positive Stimmung zu verbreiten © WITTERS | TayDucLam
      Labbadia nimmt sich Artjoms Rudnevs zu Brust
      Labbadia nimmt sich Artjoms Rudnevs zu Brust © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
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      Die Turbulenzen beim HSV haben die Bremer Probleme in den Hintergrund gerückt. Das Team ist seit vier Spielen sieglos, schielt mit einem Auge auf die Europa League, ist aber noch nicht alle Abstiegssorgen los. Die Sportliche Leitung verhängte nach der 2:3-Pleite in Stuttgart den Profis einen Maulkorb. Torwart Raphael Wolf genießt trotz einiger Patzer weiterhin das Vertrauen. „Er spielt“, legte sich Trainer Skripnik auf den Keeper fest.

      Kapitän Clemens Fritz und die Vereinsführung warben für ein friedliches Fußballfest. „Die Zweikämpfe sollten auf dem Feld geführt werden“, appellierte Fritz an die Fans. „Fußball ist kein Krieg“, ergänzte Skripnik. Innensenator Ulrich Mäurer bekräftigte die Absicht der Bremer Politiker, für die Mehrkosten beim Polizeieinsatz erstmals eine Rechnung über rund 300.000 Euro an die DFL zu schicken. „Das Thema ist alt“, kommentierte Eichin. „Toll finden wir das nicht.“

      HSV-Größen glauben noch an den HSV

      Unter dessen haben sich zwei ehemalige HSV-Größen zu Wort gemeldet. Günther Netzer und Horst Hrubesch haben große Bedenken, was den Klassenerhalt des Bundesliga-Dinos angeht. Die Hoffnung aufgegeben haben beide aber noch nicht. „Es gibt nur noch arbeiten und beten für den HSV“, sagte Hrubesch an seinem 64. Geburtstag am Freitag in der Hansestadt. Der Trainer der U21-Nationalmannschaft weiter: „Du musst selber alles tun und darauf hoffen, dass du das Glück hast und dir von oben einer hilft. Ich wünsche mir, dass sie die Klasse halten.“

      Im Nordderby sieht Hrubesch, der von 1978 bis 1983 für den Bundesliga-Dino stürmte, durchaus Chancen für den Tabellenletzten. „Werder Bremen ist nicht unschlagbar. Es ist nicht so, dass der HSV nicht gewinnen kann“, sagte der frühere Stürmer bei einem Pressetermin des Radrennens Hamburg Cyclassics, bei dem Hrubesch mit dem Nachwuchsstab des DFB am 23. August an den Start gehen wird.

      Der ehemalige HSV-Manager Günter Netzer sagte zur derzeitigen HSV-Lage: „Die Situation ist schon seit Jahren furchtbar. Ich kann mir den HSV kaum noch angucken. Ich glaube trotzdem, dass der HSV die Klasse halten kann, denn es gibt noch eine Chance, dass die anderen noch schlechter sind. Allerdings habe ich es als Spieler auch nicht gemocht, wenn sich andere eingemischt und Ratschläge von außen gegeben haben.“

      (HA/wal/dpa/sid)