Der quirlige Ungar Stieber ist der Mann der Stunde beim HSV und lässt sogar den ehemaligen Star-Spielmacher van der Vaart ins Abseits geraten.

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Hamburg. Der HSV scheint in Zoltán Stieber einen neuen Dirigenten gefunden zu haben. Vor den Abräumern Gojko Kacar, der nach fast drei Jahren erstmals wieder von Beginn an ran durfte, und Petr Jiracek wirbelte der Ungar beim 1:1 gegen Borussia Mönchengladbach als gäb’s kein Morgen mehr.

Stieber präsentierte sich überaus lauffreudig, giftig im Zweikampf und krönte seine starke Leistung mit dem 1:0 (73.), das an diverse Treffer von Bayern Münchens Star Arjen Robbern erinnerte. Kapitän Rafael van der Vaart schmorte währenddessen 90 Minuten auf der Bank. Ein Fingerzeig Richtung Zukunft?

„Im zentralen Bereich ist Stieber gut aufgehoben. Mit seiner Wendigkeit und seiner Spielintelligenz kann er uns gut helfen“, lobte Zinnbauer seinen wendigen Mittelfeld-Fixpunkt. Und van der Vaart? „Wer Rafa kennt, der weiß, dass er diese Woche noch mehr arbeiten wird“, sagte der Coach.

Mit Blick auf die Partie bei Eintracht Frankfurt am kommenden Sonnabend (18.30 Uhr im Liveticker bei abendblatt.de) dürfte Zinnbauer jedoch keinen Grund haben, seine Aufstellung im Mittelfeld-Zentrum zu verändern. Im Angriff ist er dazu jedoch gezwungen, da Ivica Olic wegen einer Oberschenkelzerrung ausfällt. Womöglich rückt dafür der Lette Artjoms Rudnevs, der gegen Gladbach erneut seine Harmlosigkeit vor dem Tor offenbarte, in die erste Elf.

Stieber war eigentlich schon abgeschrieben


Dort dürfte Stieber vorerst nicht mehr wegzudenken sein. Zinnbauer hat für den 26-Jährigen, der eigentlich schon als Fehleinkauf abgestempelt wurde, endlich eine Position gefunden, bei der seine defensiven Schwächen nicht all zu sehr ins Gewicht fallen. Ohnehin wird er diesbezüglich auf dem Platz nicht alleine gelassen. "Jiracek coacht mich während des Spiels, wie ich defensiv agieren soll", sagte Stieber am Montag, der ebenfalls Gefallen an seiner Rolle als Spielgestalter gefunden hat: "Im Zentrum habe ich mehr Ballkontakte, die brauche ich für mein Spiel."

Rückblickend auf seine schwierige Anfangszeit in Hamburg sagt Stieber: "Natürlich war das nicht optimal, ich hatte nur von den kritischen Aussagen gelesen, wollte es nicht an mich ranlassen. Aber ich habe auch während des schwierigen ersten Halbjahres nie den Glauben verloren und bin nun angekommen."

Das 1:1 gegen die Fohlen bezeichnet Stieber aufgrund des späten Ausgleichtreffers der Gäste als „zwei verlorene Punkte“, der Ungar spricht aber insgesamt von einer „guten Reaktion nach dem Bayern-Spiel“. Sportchef Peter Knäbel ging gar einen Schritt weiter und nannte die Partie eine „Wiedergutmachung“ nach dem Debakel in München. „Es macht Spaß, die Mannschaft so kämpfen zu sehen“, sagte Knäbel, der gegen Frankfurt ein ähnliches Engagement fordert. In der Tat lief der HSV mit 121,05 Kilometern fast drei Kilometer mehr als Gladbach (118,62).

War’s das für van der Vaart?


Mit Laufbereitschaft und Kampfstärke spielten sich die HSV-Profis zurück in die Herzen der Fans. Doch genau diese zwei für den Abstiegskampf elementar wichtigen Eigenschaften liegen van der Vaart nicht. „Laufen, kämpfen, laufen, kämpfen – das ist nicht ganz die Situation, in der ich glänzen kann“, sagte der Holländer unter der Woche selbstkritisch. Die zwölf verbleibenden Saisonspiele könnten zu einer Art Abschiedstournee für den einstigen HSV-Star werden.

Der Club macht keinen Hehl daraus, im Sommer alte Zöpfe abschneiden zu wollen. Mit einem geschätzten Jahreseinkommen von 3,5 Millionen Euro ist van der Vaart Topverdiener in der Hansestadt. Zudem stehen sechs weitere auslaufende Verträge auf dem Prüfstand – darunter auch die von Verteidiger Heiko Westermann und Linksfuß Jansen.

Spätestens in der Länderspielpause Ende März soll über ihr Schicksal entschieden werden. „Wir haben abgemacht, dass wir die Zeit nutzen“, sagte Knäbel im NDR-Sportclub: „Es ist wichtig für die Spieler und auch für ihr Umfeld, dass man Planungssicherheit hat.“ Es gibt zurzeit nur wenige Argumente, die für eine Vertragsverlängerung mit van der Vaart sprechen.