Die Clubikone rügt den HSV-Trainer noch einmal für seine Taktik beim 0:8 von München. Gegen Gladbach setzt Seeler auf eine Trotzreaktion.

Hamburg. Die 0:8-Niederlage beim FC Bayern München bezeichnete Joe Zinnbauer selbst als einen der schwärzesten Tage seines Lebens. Seit der höchsten Pleite in der Hamburger Bundesligahistorie weht dem HSV-Trainer tatsächlich noch immer ein eisiger Wind ins Gesicht.

Jetzt kritisiert auch die Clubikone schlechthin den Coach: „Trainerdebatten finde ich immer nicht gut. Allerdings weiß Zinnbauer auch selbst, dass er in München einen kleinen Fehler gemacht hat“, sagte Uwe Seeler dem Sport-Informationsdienst.

„Man kann in München nicht offensiv spielen, das geht nicht. Und mit unserer Mannschaft schon gar nicht“, sagte der DFB-Ehrenspielführer: „Ich glaube, dass er daraus gelernt hat und weiß, was er tut gegen Gladbach.“

Die Kritik an Zinnbauers München-Taktik konzentriert sich vor allem auf die Maßnahme, die zuvor funktionierende Defensivachse mit dem Verzicht auf Slobodan Rajkovic auseinander genommen zu haben.

Es gilt daher als sicher, dass der serbische Innenverteidiger beim Spiel am Sonntag gegen Borussia Mönchengladbach (15.30 Uhr, im Liveticker auf abendblatt.de) wieder in die Startelf rückt.

Ebenfalls diskutiert wird, dass Zinnbauer bei der Klatsche in der Allianz Arena auf das 21-jährige Talent Ronny Marcos als Gegenspieler von Topstar Arjen Robben setzte.

Im Abendblatt bezeichnete der Hamburger Sportpsychologe Olaf Kortmann diesen Schritt als Fehlentscheidung. „Im Prinzip hat der Trainer Marcos Arjen Robben zum Fraß vorgeworfen und ist ein wenig naiv an die Situation rangegangen“, sagte Kortmann.

„Zinnbauer hat auch durch taktische Fehler an Glaubwürdigkeit eingebüßt und läuft Gefahr, zur Lame Duck zu werden, da ihm die Spieler seine Motivationsstrategie nicht mehr abnehmen.“

Seeler erwartet Trotzreaktion

Für das Spiel gegen den Tabellendritten erwartet Seeler eine Trotzreaktion. „Ich hoffe, dass man gegen Gladbach Wiedergutmachung betreibt“, sagte der 78-Jährige. Im Kampf um den Klassenerhalt brauche der HSV die Punkte dringend. „Ich hoffe, dass es auch klappt, weil dann mein Herz ruhiger schlägt.“

Das Team müsse Demut zeigen „und wissen, dass wir nicht um irgendwelche Meisterschaften, sondern gegen den Abstieg spielen. Wenn wir das immer im Gedächtnis haben, muss man als Mannschaft auflaufen und kämpfen. Und dann holt man die Punkte, die man braucht, um erstmal Stabilität zu kriegen“, sagte der frühere Mittelstürmer. Aus den bisherigen vier Rückrundenspielen holten die Hanseaten sechs Punkte, das Polster zu den Abstiegsrängen beträgt zwei Zähler.

Für den Gegner aus Mönchengladbach ist nach dem Europa-League-Auftritt beim FC Sevilla am späten Donnerstagabend (0:1) derweil erst einmal Kräftesammeln angesagt. „Dafür müssen wir gut regenerieren“, sagte Sportdirektor Max Eberl im Hinblick auf das Spiel in der Imtech Arena. Trainer Lucien Favre wird daher wieder kräftig rotieren, ein Einsatz des in Sevilla zunächst geschonten gebürtigen Reinbekers Max Kruse gilt als wahrscheinlich.